Beiträge von Marabea

    Bin gerade ratlos - wie die TÄ auch: eben war ich mit Lexa beim TA zum Impfen. Das Wartezimmer war leer, Lexa saß entspannt vor mir in der Sitzgruppe. Auch im Behandlungszimmer war kein Patient, was wir später erfuhren. Plötzlich klingelt das Telefon an der Rezeption, Lexa schließt hoch, will unbedingt weg, schmeißt den kleinen Tisch um, verkriecht sich bei mir, steht wieder auf, hechelt, will unter den Stuhl kriechen, jammert, ist kaum zu halten, winselt wieder usw.

    Es gab keinen erkennbaren Grund, nichts war anders als sonst, roch anders - soweit wir Menschen dies beurteilen können. Auch im Behandlungszimmer verkroch sie sich zuerst noch, dann beruhigte sie sich bzw. ließ sich beruhigen und die Kontrollen der TÄ und die Impfung problemlos über sich ergehen.

    Panikattacke bei Hunden? Ohne sichtbaren Grund? :ka: Dass mal das Telefon klingelt, ist doch nichts besonders beim TA und vermutlich schon mal während ihrer Termine vorgekommen. Also was war los???:???:

    Ach ja: Die Post macht zu wenig Umsatz, daher wurde zum 1. Juli das Porto noch einmal kräftig erhöht. Macht Sinn, oder? :ironie2:

    Das bedeutet für uns hier, dass für Bücher- und Warensendungen nun 1,90 bzw. 2,20 € zu zahlen sind, wobei die 5cm Höchstbreite der Sendungen bei manchen Werken sicher nicht einzuhalten sein wird. Ärgerlich! :rotekarte:

    @leserinmithund : Deine Info ist richtig. Heute steht in der HAZ, dass Decius vom Branchenriesen Nr. 1 - eben Thalia - zum 1. Februar übernommen wird. Die Headline lautet: „Schade für Hannover“, ein Zitat. Nach 70 Jahre also Schluss. Damit geht es so wie mit Schmorl & Seefeld, das von Hugendubel übernommen wurde. Und alte Hannoveraner sagen immer noch: „Ich geh mal zu Schmorl.“ Die Inhaber von Decius wollen aus Altersgründen aufhören (wobei 61 und 65 Jahre doch kein Alter sind, oder?) und fanden keinen Nachfolger. Decius hatte so ein eigenes Flair, vor allem im Untergeschoss, allerdings ist die Lage nicht so günstig, sodass ich auch in der Regel in Bahnhofsnähe hängengeblieben bin.

    Noch zu „The Loney“: Hurley stellt ja zwei Zitate vor den Anfang seines Romans, die demnach eine besondere Bedeutung haben. Das erste steht im Mt 9, 32f, wo Jesus nach der Heilung eines Stummen von den Pharisäern angegriffen wird. Da sie nicht anerkennen können/wollen, dass Jesus dieses Wunder in der Kraft Gottes vollbracht hat, unterstellen sie ihm, in der Vollmacht des „Herrn/Obersten der Dämonen“, also in Satans Kraft, Wunder tut.

    Im Roman befragt Vater Bernard den jungen Tonto nach den Ereignissen in Coldbarrow und schließt sich dann der Meinung der Pharisäer an: Die Wunder, die dort geschehen, haben nichts mit Gott zu tun (S. 328f), sind also satanischen Ursprungs - daher auch das Menschenopfer, die getöteten Babies. Diese werden von hochschwangeren Frauen verkauft und für rituelle Zwecke verwendet. Die junge Else hat zuvor bereits ein Baby in Coldbarrow bekommen und es gegen Geld Leonard und seiner Frau Laura überlasssen (S. 132). Die „Heilungswunder“ an Parkinson (Kehlkopfkrebs), Collier (zerstörte Hand), Leonard (Arthritis), Clements Mutter (Blindheit) und schließlich dem jüngeren Bruder von Tonto (Stummheit/geistige Behinderung) wurden in Analogie zu den Hauptwundern im Neuen Testament kreiert.

    Das zweite Zitat stammt aus dem Gedicht „Die zweite Wiederkehr“ des großen Schriftstellers William Butler Yeats, geschrieben unter dem Eindruck des grausamen ersten Weltkriegs. Er greift eine mysteriöse Stelle aus dem Buch der Offenbarung Kapitel 13 auf, die u.a. von dem Tier aus dem Meer, dem sogenannten Antichristen, spricht. Dieses wird nun „neu geboren“, nachdem es gen Bethlehem gekrochen wird, also am Ort der Geburt Jesu.

    Erstaunlich ist auch, dass vermutlich beide Brüder Theologie studierten (S. 322 bzgl. Tonto). Während der jüngere Bruder ein erfolgreicher Pastor und Autor wird, verbringt Tonto die meiste Zeit einsam in einem Museums-Archiv im Untergeschoss, „abgesondert von der Welt“ (S. 374), psychisch krank und ohne Glauben. Noch immer hat er das Bedürfnis, Hanny zu schützen. Während Tonto die Geschehnisse nicht erzählen will, hat Hanny nur sehr diffuse Erinnerungen, wird von „einer schrecklichen Schuld“ (S. 381) gepeinigt.

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    Meines Erachtens ist es absurd anzunehmen, dass Hanny das Baby getötet hat, dessen Überreste gefunden worden sind. Schwer verletzt und bewusstlos wäre dies zuerst unmöglich, zumal sein sanftmütiges Wesen niemals jemandem etwas angetan hätte. Der Schuss, an den er sich erinnert (S.380), ist von Clement abgefeuert worden. Nach der „Heilung“ werden Lose gezogen, wer das „Baby“ beseitigt. Obgleich der noch völlig benommene Hanny das entsprechende Los zieht, geht Clement mit dem Gewehr los, nachdem beide Jungen mit Drohungen aus dem Haus geworfen wurden. (S. 366f)

    Die Frage bleibt also, warum Tonto seinem Bruder nicht das drückende Schuldgefühl nimmt, obwohl er doch die Wahrheit kennt. Warum lügt er ihn sogar an, indem er von einer polizeilichen Befragung redet (S. 381. 383)?

    Überleben ist das oberste Ziel, aber beide Brüder zahlen einen Preis dafür.

    Stachelschnecke : Nun, die Thematik „Katholizismus“ ist ja das zentrale Thema des Romans - dessen Plot sich daher durch viele Details als immer deutlicher antikirchlich, antikatholisch bzw. auch antichristlich entwickelt. Innerhalb einer rigiden Auslegung des katholischen Glaubens, einer strikten Beicht- und Sündenlehre, einer (einseitigen) Lehre des Opfergedankens (daher auch Karfreitag im Zentrum, nicht Ostern) besteht der Hauptzweck der Pilgerfahrt an jenen regionalen Schrein (die heilige Quelle) im Hervorrufen (man könnte auch sagen: Erzwingen) eines Heilungswunders für den stummen und geistig zurückgebliebenen Bruder des Ich-Erzählers.

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    Viele Aspekte weisen darauf hin, dass der traditionelle christlich-katholische Glaube als überholt angesehen wird: das zerschlagene Kruzifix vor der Kirchentür, die mit Ketten verschlossenen Türen zur Kirche, die makabere „Vogelscheuche“ im Wald mit Dornenkrone, der zerbrochene kleine Krug mit okkultem Inhalt zur (vergeblichen) Hexenabwehr, die düstere Szene im Keller, bei der ein neugeborenes Baby als neues Opfer die Heilungswunder der Anwesenden und des Bruders erwirkt (Szenen einer satanischen Kulthandlung), die verwilderten und verlassenen Kultorte, der alte Priester, der den Glauben an Gott verliert und sich vermutlich umbringt uvm.

    Wie Hurley in einem Interview sagte, stammt er selbst aus einer großen katholischen Familie, hat sich aber als Jugendlicher vom Glauben abgewandt - wenngleich ihn die Liturgie einer Messe noch berührt. Was hat also der Autor im seinem Debüt an eigenen Erfahrungen mit dem Katholizismus verarbeitet? Inwiefern stellt der Roman (und vor allem die dominante Mutter, die den Leser nervt und verärgert) mit der Umdeutung der Opferungslehre seine persönliche Abrechnung mit seiner Kindheits-Prägung bzw. dem Christentum an sich dar?

    „Loney“ beendet - Puh, das Buch muss ich erst mal verarbeiten! :fear: So eine dichte und düstere Atmosphäre, so eine rigide Form des Katholizismus. Dass der Ich-Erzähler die Ereignisse bei jener Pilgerfahrt zu Ostern vor fast 30 Jahren auf Anraten seines Psychiaters durch Schreiben des Buches zu verarbeiten versucht, ist wirklich nachvollziehbar.

    Eine Einordnung in irgendein Genre fällt mir schwer: Gruselroman - passt nur ansatzweise. Gothic Novel - trifft es auch nur teilweise. Fantasy - ist m.E. nicht korrekt, da kaum diesbezügliche Aspekte erkennbar sind. Religiöser bzw. antiklerikaler Roman - erfasst auch nur Teile des Werkes.

    Manche Fragen sind für mich noch offen, die eventuell offen bleiben sollen. Manches unlogische Detail bleibt stehen - vielleicht habt ihr ja Ideen dazu. Eine normale Rezension zu verfassen, finde ich schwierig. Auf jeden Fall beachtliches sprachliches Niveau eines Autors, der im Katholizismus zu Hause ist/war und auch über einige Kenntnisse der Bibel verfügt.

    Viel Lokalkolorit durch differenzierte Beschreibung der unwirtlichen Küstenregion, der Unberechenbarkeit und Gefährlichkeit der Naturgewalten, der Einsamkeit jener englischen Herrenhäuser, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint (hier: Haus eines Tierpräparators), der Tradition des Pilgerns zu einer „Holy Well“, die ich von Irlandreisen kenne.

    Ich bin gespannt, was ihr Mitleser denkt...