Mich trennen noch ca. 20 Seiten bis zum Buchende, aber klar ist schon, dass ich es nicht behalten werde...
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Im letzten Drittel wird für mich endgültig die Grenze zum Kitschroman überschritten: Aus dem feenhaften Wesen, dem unwirklichen Schneemädchen, das angeblich kein Feuer verträgt (so lässt sich Mabel von Garrett versprechen, nie ein Feuer zu entzünden), da es sonst zerfließt o.ä. (s. Märchen), wird ein Teenager mit sexuellen Gefühlen, schließlich eine Mutter und „Ehefrau“ - letzteres sogar trotz Hochsommer.
Zuvor widmet das Waldmädchen sich der Aufzucht eines Huskywelpen, was wieder mal zeigt, dass man für Hundehaltung keinerlei Ahnung und kein artgerechtes Futter (bekam der Kleine immer nur Frischfleisch?) braucht. Hauptsache, Halterin und Hund mögen Schnee.
Dann entwickelt das fast irreale Wesen recht irdische Gelüste, wird überraschenderweise schwanger, muss heiraten, bekommt ein Kind. Nun, das passiert auch „echten“ Jugendlichen, die eventuell aber immer noch besser zur „Menschenaufzucht“ geeignet sind als dieses Elfenwesen, dessen Kochkünste mehr als gewöhnungsbedürftig sind, außer man würde abnehmen wollen (was dem Jungehemann passiert). Und Faina als Hausfrau, in einem Blockhaus wohnend, Ackerbau und Viehzucht treibend, ein Neugeborenes versorgend, kann man sich nicht vorstellen. Dementsprechend verschwindet die junge Frau auch vor der Hochzeit ständig im Wald, kümmert sich um nichts, taucht nur sehr sporadisch auf.
Auch Jack und Mabel sind bestürzt, dass ihr kleines Mädchen nicht mehr existiert, dass der Zauber des Märchenbuches gebrochen ist. Mabels Alpträume lassen ahnen, dass Faina sich nicht im Sonnenlicht auflösen wird (was sie erwiesenermaßen auch nicht tut), sondern dass etwas anderes passieren wird.
Wäre die Autorin doch nur bei einem Genre geblieben, ob nun Märchen, Fantasy, Roman über den Überlebenskampf im unwirtlichen Alaska. Die Vermischung von harter Realität, Traumwelten, Märchenelementen, durch Traumata verzerrte Wahrnehmungen irritiert nicht nur, sondern stört mich immens.
So, heute Abend noch das Ende...
Übrigens: Warum werden Mabel und Jack stets als „alte Leute“ bezeichnet: Sie sind Anfang 50, die Todgeburt ist erst 10 Jahre her (zu Buchbeginn). Auch zu Beginn des 20. Jts. war man damit kein Greis, keine Greisin. Aber das sollte ja kompatibel zum russischen Märchen sein, in dem von einem alten Paar die Rede ist.