Beiträge von Marabea

    Die „Krähen“ sind schon in meinem nächsten Warenkorb , zusammen mit dem „Blackout“-Buch, das irgendwer hier empfohlen hat. Schließlich ist bald Weihnachten und bei Fragen, was ich mir wünsche, kann ich die ganze Merkliste zur Auswahl weitergeben.


    Als Nächstes lese ich den „Zopf“ von L. Colombani. Mal sehen, ob das etwas für mich ist.

    Ich muss zugeben, dass ich den Schreibstil teilweise sehr schön finde: Die Landschaftsbilder sind nicht nur anschaulich, sondern auch poetisch. Hier liegt für mich die Stärke dieser Autorin, die ja auch in Alaska lebt. Der Leser spürt (fast) den tiefen Schnee, den heulenden Sturm, die herumfliegenden Schneeflocken; er sieht (TV-Natursendungen über Alaska sei dank) die Winterwelt in den Bergen vor sich - und freut sich über die Wärme des eigenen Zuhauses.


    Einige Fragen zum Inhalt bleiben offen für mich...

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    1. Wie haben die Großeltern und Jack es geschafft, ein zweiwöchiges Baby am Leben zu halten? Mit etwas gesüßtem Tee (so die „Erstversorgung“) wird das nicht möglich gewesen sein. (s.S.444)

    2. Ist es wirklich möglich, nur in Winterkleidung und in eine Decke gehüllt, eine Nacht bei fast Minus 30 Grad unbeschadet zu überstehen? (Mabel auf einem Stuhl neben Fainas Lager). (s. S. 443)

    3. Wieso findet Jack im Blockhaus der jungen Leute erst nach Fainas Verschwinden/Tod eine alte Fotographie, die er vor 15 Jahren das erste Mal sah und die Fainas Mutter mit Faina als Säugling zeigt? Wenn er diese schon so lange kannte, hätte er längst seiner Frau davon berichten können, dass dieses merkwürdige Kind ganz reale Eltern hat und demnach nichts Übernatürliches/Märchenhaftes an seiner Existenz zu finden ist. (s. S. 447f)

    Was die - unzureichende - Karte angeht, so muss man eben das Internet bzw. Geschichtsbücher konsultieren. Das gilt ja ebenfalls, um historische Zusammenhänge nachzulesen (was die kriegführenden Länder angeht, vor allem den Kriegsverlauf an der Ostfront). Es gibt auch Bücher, die im Anhang eine Chronologie der Ereignisse oder kurze Zusammenfassungen geschichtlicher Entwicklungen aufführen - was durchaus hilfreich ist.

    Gassigaengerin : Was erwartest du denn: Mason schreibt ein Kriegsbuch. Gerade der erste Weltkrieg, begonnen in Europa, unter Beteiligung so vieler Länder weltweit geführt, kostete ca. 17 Millionen Menschen das Leben und hatte Millionen von Verwundeten zur Folge (darunter auch unzählige Amputierte und Traumatisierte - von denen ja im Buch oft die Rede ist). Der junge „Arzt“, in einem Lazarett in Frontnähe stationiert, erlebt das Grauen des Krieges jeden Tag...

    tinybutmighty : Nun ja, dein Zitat aus Kafkas Briefen steht aber in einem Kontext, der besagt, dass man laut Kafka nur Bücher lesen solle, die einem wehtun (die „uns stechen und beißen“), uns schmerzen wie der Tod eines geliebten Menschen, uns das Gefühl von Einsamkeit und Lebensüberdruss empfinden lassen.

    Nun, dies teile ich nicht und halte es auch nicht für ein Zeichen psychischer Gesundheit...


    Das „Schneemädchen“ erzeugt bei mir keine Gefühle dieser Art, denn...

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    ... nach dem anfänglichen Betroffensein über die Härten des Alltags von Jack und Mabel, Mabels emotionale Situation, Jacks Verzweiflung nach dem Unfall, der ihn ans Bett fesselt u.ä, erzeugt fast das ganze letzte Drittel bestenfalls Irritation, wenn nicht gar Unwillen weiter zu lesen, der dann aber überging in Zufriedenheit durch ein für mich überzeugendes Buchende, das sich wieder in der Realität bewegt.

    Dass Faina sich in der Zivilisation nie wohlfühlen würde, dass sie ihrer Verantwortung als Mutter und Ehefrau bzw. Hausfrau nicht gerecht werden könnte, war eigentlich klar. Dass auf die schwere Geburt eine Infektion mit hohem Fieber folgte, ist realistisch. Dass sie in jener letzten Nacht - wie ein wildes Tier, das sein Ende spürt und sich verkriecht - „fortgeht“ (Euphemismus für „sich umbringen“), sich also nackt bei fast Minus 30 Grad und Schneefall wegschleicht, überzeugt ebenso.
    Für Mabel und Jack kommt dies einem zweiten Verlust eines Kindes gleich, der ihnen fast das Herz bricht. Aber da ist ja noch der kleine Jack...

    tinybutmighty : Ja, das hast du schon recht - zumal das harte Leben in Alaska wohl auch zum schnelleren Altern beiträgt. Ich hatte nur den Eindruck, dass diese Angabe aufgrund des Märchens „passend“ gemacht wurde. Esther und George sind vermutlich in demselben Alter wie Mabel und Jack und werde dennoch nicht als alte Leute bezeichnet - und sie wirken auch nicht so. Grundsätzlich ist das wohl sekundär.

    Schön, dass du das Buch weiter mögen kannst (warum auch nicht?). Das ist gerade das Faszinierende an Literatur: Dass sie so unterschiedliche Seiten in uns zum Klingen bringt - oder eben auch nicht.