Ich freue mich auch, dass wir uns hier wieder austauschen können!
Inzwischen habe ich auch einiges „geschafft“, darunter auch „Sühne“ von Iris Krumbiegel, von der ich schon einiges gelesen habe. In „Sühne“ geht es um eine interessante und nachdenklich machende Überlegung: Ist es gerecht, dass Täter aus der Nazizeit, die nie vor Gericht gestellt wurden, in Frieden sterben, ohne zuvor mit ihren Verbrechen konfrontiert zu werden?
Im Roman geht es um die Krankenschwester Rebekka Herschberg, die häufig ihren Arbeitsplatz wechselt, nachdem kurz zuvor einer der hochbetagten Bewohner plötzlich gestorben ist. Alle hatten während der NS-Zeit Schuld auf sich geladen - was aber nie geahndet wurde und längst vergessen scheint bzw. ihren Familien unbekannt ist. Erst die Tochter eines berühmten Arztes, der ebenfalls während der Schicht von Schwester Rebekka stirbt, bringt mit ihrer Anzeige polizeiliche Untersuchungen in Gang, die auch die Verbindung zwischen allen Toten in den Altenheimen, in denen Rebekka arbeitete, ans Licht bringen. Diese führen zu einem spektakulären Prozess gegen die „Nazijägerin“...
In einem anderen Erzählstrang wird die Arbeit der Journalisten Ruth, die mit Zeitzeugen Interviews führt, vorgestellt. Die schrecklichen Erzählungen der sehr alten Menschen belasten sie zunehmend, führen aber dennoch zu intensiven Recherchen in ihrer Freizeit, um die Glaubwürdigkeit der Berichte vor einer Veröffentlichung zu überprüfen - und noch aus anderen Gründen scheint sie ihr Leben dieser Arbeit zu widmen.
Und dann ist alles ganz anders, als der Leser dachte...
Den Opfern eine Stimme, den Tätern ein Gesicht zu geben, das gelingt der Autorin auch in diesem Buch in überzeugender Weise.