Beiträge von Marabea

    Robert Seethaler ist schuld: Ich wollte eigentlich nur seinen Roman "Die Biene und der Kurt" gebraucht erwerben, musste dann aber noch dieses und jenes Buch dazukaufen, um in den Genuss des kostenlosen Versands zu kommen.

    Du, @Stachelschnecke, bist "schuld", dass ich darunter "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" (Ist wohl Band 1 der Reihe?) mitbestellt wurde.
    Du, @Monstertier, bist "schuld", dass ich auch Julie Otsukas Roman "Wovon wir träumten" erworben habe. Ich werde berichten, wie mir diese amerikanisch-japanische Autorin gefallen hat - die übrigens den Faulkner Award für dieses Buch bekommen hat.

    Wer "schuld" ist, dass auch "Gute Geister" von K. Stockett in den Warenkorb gewandert sind, weiß ich nicht mehr. Und auch zwei weitere Bücher haben sich noch aufgedrängt. Da kann man eben nichts machen... ;)

    Unverzichtbar waren...
    - die Absperrgitter für die Treppen nach oben und in den Keller (später wurden sie verwendet, um den Bereich um den Kamin abzusperren)
    - ein rosa Kong (wird noch heute als frühmorgendlicher Imbiss mit Leberwurst bestrichen)
    - ein dickes, robustes Tau zum Zergeln
    - Kauwurzeln, die dem Wachstum des Hundes angepasst wurden
    - ein gut sitzendes Geschirr

    Oh nein, so ist es auch nicht. Ich kaufe eigentlich (fast) jede Woche neue Bücher, obwohl mein SuB - wie du @Stachelschnecke ja aus dem entsprechenden Thread weißt - auch ziemlich hoch ist. :hust:
    Dann überlege ich gerade wieder, wie ich meinen verfügbaren Platz besser ausnutzen kann, um noch mehr Bücher unterzubringen, habe letzte Woche ein kleines feines neues Bücherregal aus Echtholz gekauft, das auch im Flur gut aussehen wird und verwende oft den E-Book-Reader, um Neukäufe leichter zu bewältigen.

    Tja, ist eben ein wunderschönes Hobby...

    Ich habe den Roman beendet und bin sehr angetan davon. Die bewegenden Aspekte des Buches, ob Briefinhalte zwischen Franz und seiner Mutter, ob Begegnungen mit dem 'Deppendoktor' S. Freud, ob innere Monologe des jungen Franz, ob das Schicksal von Otto Trsnjek, Freud, Franz, seiner Mutter, Anezka bzw. das Buchende an sich: Seethaler versteht es so zu schreiben, dass mal Leichtigkeit und Humor, mal Ernsthaftigkeit und Traurigkeit bzw. Melancholie mitschwingen.

    Dieter Wunderlich schrieb in seiner Buchbesprechung sehr treffend: "Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse entwickelt sich eine tragikomische Coming of Age-Geschichte mit märchenhaften Zügen. "Der Trafikant" ist großenteils aus der Perspektive des naiven Protagonisten geschrieben; zwischendurch aber auch aus anderen Blickwinkeln. Weil die Handlung bis in die Einzelheiten gut durchdacht ist und manches schon früh vorbereitet wird, greifen die Szenen in "Der Trafikant" wie gut geölte Zahnräder ineinander. Die Sprache ist so unaufgeregt, schnörkellos und bewusst einfach wie die berührende Geschichte, die Robert Seethaler chronologisch und ohne Effekthascherei erzählt." Robert Seethaler: Der Trafikant (Buchtipp)

    Nach diesen allgemeinen Aussagen möchte ich einige Aspekte, die mich besonders interessierten, erwähnen - daher der Spoiler.

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    Der 17-jährige 'Burschi' vom Lande wird durch das Leben in der Großstadt, die Erfahrung von Liebeskummer und Lust sowie die erlebten politischen Umstürze in einem Wien der Zwischenkriegszeit innerhalb kürzester Zeit erwachsen. Am Buchende erinnert er sich an seine Ankunft am Bahnhof und muss über den Jungen von 'damals' lachen: "Wie lange ist das her? Ein Jahr? Ein halbes Leben? Ein ganzes?... Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es diesen Buben nicht mehr gab. Weg war der. Abgetrudelt und untergegangen, irgendwo im Strom der Zeit." (S. 236)

    Sehr schön erzählt sind die Begegnungen von Franz mit Dr. S. Freud, die in eine ungleiche Freundschaft münden, in der der berühmte Arzt dem naiven jungen Mann etwas über Psychoanalyse erzählt und sich mit ihm über die Liebe und die Katastrophen des Lebens (zu denen die 'braunen Horden' gehören) austauscht. Traurig ist es, dass der Jude Freud sich freikaufen muss, um ins Exil nach London gehen zu können und somit die ungewöhnliche Beziehung der beiden ein jähes Ende nimmt.

    Die Beschreibungen des Abrutschens Österreichs in die NS-Diktatur sind sehr gelungen: Das tragische Schicksal einzelner Juden, Selbstmorde sozialistischer Regimegegner, die Misshandlungen Otto Trsnjeks - die wohl seinen Tod nach sich ziehen - und schließlich das Ende von Franz selbst berührten mich. Durch einen Akt des Widerstandes erinnert Franz noch einmal an den ermordeten Trafikbesitzer Otto und leitet sein eigenes Ende ein.

    Auch die Träume von Franz, der er nach dem Rat des weisen Psychoanalytikers Freud jeden Morgen aufschreibt und aushängt in der Trafik, sind z.T. rätselhaft, z.T. Zeichen der Unruhe seines Unterbewussten. Im März 1945, fast sieben Jahre nach Franz' Verschwinden, liest Anezka den letzten Zettel an der Trafik und nimmt ihn mit, bevor sie der nächste Luftangriff auf Wien fliehen lässt. Ein tragischer Moment am Ende des Romans, der mich noch einmal berührte.

    @israel: Jetzt habe ich doch gleich mal nachgesehen: Nun, immerhin habe ich vier Bücher noch nicht von Robert Seethaler. Kennst du das "Biene-Buch"? - hat so ein nostalgisches Cover.

    Tja, Platzmangel ist so ein Problem. Ich habe zwar ein (auch) mit Büchern gefülltes Arbeitszimmer, in dem noch weiterer Platz für Bücher wäre, wenn nicht die vielen Ordner diesen einnehmen würden. :???:

    @Stachelschnecke: Das klingt sehr gut! Gern melde ich mich dafür bei dir, wenn ich mit "Rabenfrauen" fertig bin (das ja vielleicht morgen kommt).

    Ich habe gerade den "Trafikanten" beendet und spreche eine klare Leseempfehlung dafür auch hier aus (Genaueres dann im Leserunden-Thread). Auch die sonstigen Bücher von Robert Seethaler werde ich mir nach und nach anschaffen. Ein neuer Lieblingsautor ist gefunden! - dank euch bzw. @israel!

    Es geht ja in den Spoilern um das Frauenbild in dem Roman. Gerade in den sogenannten Coming-of-Age-Romanen (hier: Entwicklung des Franz Huchel vom Jugendlichen zum Erwachsenen) geht es primär um den betreffenden Protagonisten. Die anderen Personen treten deutlich in den Hintergrund - mit Ausnahme der berührenden Beziehung zwischen dem greisen Dr. Freud und dem jungen Franz.
    Die Bedeutung der zwei dominanten Frauengestalten (die Mutter durch die Briefe, Anezka als erste Liebe von Franz) sollte nicht unterschätzt werden - soviel kann man wohl ohne Spoiler andeuten.