Wobei ich mit ignoriert nicht "tatsächlich ignoriert" gemeint habe, sondern "begleitet, aber hingenommen/nicht den Auslöser reduziert etc.". Da hab ich mich falsch ausgedrückt.
Fühlt sich für mich jetzt auch nicht besser an, der Vorwurf schwingt auf jeden Fall mit und verurteilt alle, die z.B. nicht die Kraft haben, jedes Bedürfnis und jede persönliche Grenze zu ignorieren. Und meine Haltung dazu ist auch eine andere. Man muss auch nicht immer jeden Auslöser reduzieren. Zumindest bei Kleinkindern und Kindern nicht. Bei Babys sieht es anders aus. Es gibt eben Dinge, die sind eben so. Darauf darf man mit Traurigkeit reagieren. Damit lernen Kinder durchaus auch, mit Emotionen (betrifft auch Wut, Enttäuschung, etc.) umzugehen. Und dass es okay ist, traurig zu sein. Wenn man immer jeglichen Reiz sofort entfernt, wird das nicht gelernt.
Und Kinder dürfen und müssen auch lernen, dass auch andere Menschen Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen haben. Und dass es darum geht, dass alle mit der Situation gut umgehen können. Das ist manchmal schwer auszuhalten, Kinder auch zu enttäuschen und Grenzen auch einzuhalten und durchzusetzen. Es ist aber ein wichtiger Lernprozess.
Naja, irgendwie verurteilt ihr halt die "andere" Seite auch mit euren Aussagen im Sinne von "wenn ihr wirklich müsstest, würde es auch klappen, hört auf zu meckern" - so kommt es zumindest bei mir so an.
Und ja, Kinder dürfen Frust lernen und Situationen aushalten bzw darüber traurig sein. Aber es gibt halt zwischen "traurig" und "traurig" einen Unterschied.
Nehmen wir mal die Kita: mein Sohn geht jetzt sehr sehr gerne da hin. Es hat aber fast 2,5 Monate gedauert (mit Pausen), bis das funktioniert hat. Da war eine Viertelstunde Trennung schon der Horror, weil er fast nur geweint hat. Ich konnte mir die Zeit nehmen, dass es nicht innerhalb einer bestimmten Zeit klappen muss. Bei jemandem, der nicht die Zeit hat, wäre das vielleicht anders verlaufen. Und ja, das Kind wäre in seiner Trauer begleitet worden, war aber vielleicht noch nicht für den Schritt bereit, und hätte dann entweder einen "Rückfall" nach ein paar Monaten oder würde öfter über den Tag verteilt weinen/nach den Eltern fragen (das mit dem Rückfall wurde mir von Kita-Mitarbeitern erzählt, weil ich mich beispielsweise auch schlecht gefühlt habe, dass es mit meinem Sohn nicht so einfach klappt wie bei den anderen Kindern).
Will heißen, nur weil es nicht klappt, fehlt nicht zwingend der Wille.
Und mir ging es nie um "Bedürfnis oder persönliche Grenze" ignorieren. Ich springe nicht direkt, nur weil der Kleine seine fünf Minuten hat. Und gerade, wenn es eskaliert, kann ich auch sehr gut verstehen, wenn man mal den Raum verlässt oder das Kind dem Partner überlässt. Aber Trennungssituationen gehören für mich nur bedingt in diese Kategorie.