Beiträge von Billi

    Ich bin kein Fan von solchen Seminaren. Eine kostenlose Infoveranstaltung würde ich schon mitnehmen. So was in Richtung Tupperparty oder Verkaufsveranstaltung wär doch was. Da hab ich auch mal teilgenommen, als es um die Emmi Pet ging und hab mir sogar danach so ein Teil bestellt.

    Oder eben eine kurze und knackige Erklärung am eigenen Hund. Dafür würd ich auch bezahlen, wenn ich jetzt eh da wäre, um Hundi aufhübschen zu lassen. Also meinetwegen Waschen, Schneiden, Föhnen (du merkst, ich war noch nie in nem Hundesalon) und ne halbe Stunde Beratung.

    Als Laie würde ich sagen: Am Geld kriegst du die Leute. Ich könnte mir vorstellen, dass so eine Komplett-Runderneuerung ziemlich aufwändig und damit auch kostenintensiv ist. Da eben wie schon vorgeschlagen, gleich einen Folgetermin ausmachen, für eine günstigere Auffrischungskur. Oder eben Produkte wie Bürsten etc. verkaufen und den Leuten den Umgang damit zeigen. Da sparen sie auf lange Sicht ja auch (wenn sie das Zeug benutzen...).

    Ich habe mir nicht alles durchgelesen, aber ich versuche auch mal zum Verständnis beizutragen (auch wenn mir das selbst manchmal fehlt). Charly hat Zahnstein und zwar inzwischen ziemlich heftig. Habs mit Ultraschall-Zahnbürste und so ner Paste versucht, aber inzwischen aufgegeben, das bekomme ich allein nicht mehr hin - nächstes Jahr steht also eine Zahnreinigung beim Tierarzt an. Ich wurde dort aber beispielsweise nie auf den schlechten Zustand der Zähne angesprochen, obwohl ich wirklich oft da war. Was ich persönlich nicht gut finde, denn das gehört meiner Meinung nach zur Allgemeinuntersuchung dazu und man könnte ja so doch auf die Idee kommen, dass das so passt, wenn nicht mal der Tierarzt was sagt.

    Ich habe Charly schon mit schlechten Zähnen übernommen, er neigt aber leider auch sehr zu Zahnstein, das geht rasend schnell bei ihm. Zahn- und Krallenpflege kannte er nicht, Fellpflege schon. Es hieß, er schreit wie am Spieß, wenn man ihm nur eine Zecke ziehen möchte.
    Als Charly mich irgendwann ohne steif werden an sich ranließ, konnte ich ihm zwar problemlos Zecken entfernen (außer an prekären Stellen, da braucht er auch heute noch einen Maulkorb). Ich hatte aber da schon Erfahrung mit meiner zickigen Katze. Hätte ich die nicht gehabt, wäre ich vermutlich auch erstmal gescheitert. Und dann ist das so ein Kreislauf, nehme ich an: Man hat die Erwartung, der Hund wehrt sich, ist angespannt, überträgt das auf den Hund und dann...

    Wenn ich versuche, Charlys Krallen zu schneiden, schreit er allerdings tatsächlich, als würde man ihn abschlachten wollen, und beißt leider auch. Vielleicht auch, weil er meine Unsicherheit gemerkt hat, denn ich weiß nur theoretisch von einem Youtube-Video, wie lang die Krallen ungefähr sein sollten und wie man schneidet. Demonstriert an einem tiefenentspannten Labrador... Zum Krallenschneiden setze ich Charly darum auch einen Maulkorb auf, auch wenns nicht schön ist, weil er den Maulkorb hasst (beim Maulkorbtraining hab ich ebenso versagt). Aber damit funktioniert es. Macht halt auch nicht jeder.

    Auch ein Grund: Ich hatte mal eine Hundetrainerin, deren Hündin extrem lange Krallen hatte, sodass sie in der Stunde auch mal von einem Teilnehmer darauf angesprochen wurde. Sie hat zugegeben, dass es ihr erster Hund mit dunklen Krallen ist und sie Angst hat, ins Leben zu schneiden. Noch dazu war es ihr peinlich, das gegenüber ihrem Tierarzt zuzugeben und ihn um Hilfe zu bitten, schließlich müsste sie das als Hundetrainerin ja wissen...

    Oder: Verblendung. Meine Schwägerin hat die außergewöhnliche Gabe, Fehler nur bei anderen, aber niemals bei sich selbst zu sehen. Sie hat meiner Schwiegermutter zur einer mehrmonatigen Urlaubsbetreuung mal ihre beiden komplett verfilzten, vollgekackten, verflohten Hunde mit Zahnsteinbergen statt Zähnen - darunter auch faulige Exemplare - vorbei gebracht. Die Schwiegermutter hat die Hunde kommentarlos runderneuert - Schwägerin hat nix gemerkt. Vor kurzem war sie wieder mal zu Besuch und bemängelte doch tatsächlich das leicht (!) zahnsteinbehaftete Gebiss der Hündin meiner Schwiegermutter. Die hatte für die Zeit der Urlaubsbetreuung die Zahnpflege bei dieser Hündin komplett eingestellt, weil sie mehrmals täglich die katastrophalen Zähne der Urlaubshunde bearbeitet hat, und kommt nun nicht mehr hinterher. Die Hündin neigt genauso zu Zahnstein wie Charly, ist ja auch seine Schwester. Wenn man da nicht ständig dran bleibt, hat man schon verloren.

    Seit gestern pinkelt Charly zum Glück wieder vollkommen normal. Die TÄ findet ihn gesundheitlich komplett unauffällig (außer, dass vor lauter Aufregung fast sein Herz nen doppelten Salto gemacht hätte...). Sie hat aber vorsichtshalber die Urinprobe mitgenommen. Heute Abend bekomme ich das Ergebnis. Sie tippt auf Streusalz oder Stress. Streusalz kann es eigentlich nicht sein, dann hätte er es ja jeden Tag (außerdem mache ich ihm die Pfoten sauber). Ich habe also scheinbar wirklich einen Stresspinkler zuhause.
    Auch wenn ich nicht gemerkt habe, dass er mehr getrunken hätte als sonst, muss Charly die Flüssigkeit vorher irgendwo aufgenommen haben. Also vermutlich in der Reihenfolge: Stress, viel Trinken, viel Pinkeln.

    Bin froh, dass es höchstwahrscheinlich nichts Gesundheitliches ist.
    Jetzt muss ich mir für meine Waldspaziergänge wohl doch wieder Charlys kleine Schwester ausleihen, damit wenigstens ich mal abschalten kann... Oder weiter dran arbeiten, dass Charly im Wald keinen Stress mehr hat, aber da fehlt mir irgendwie ein funktionierender Ansatz.

    Außerdem ist trainingstechnisch bei mir gerade auch so ein bisschen die Luft raus. Seit ich Charly hab, mach ich gefühlt nix anderes mehr als irgendwas ganz alltägliches zu trainieren. Das ist natürlich übertrieben, aber wenn ich sehe, wie andere Hunde hier in der Umgebung fast mit Null Aufwand, zwar nicht gut erzogen sind, aber doch zumindest einfach "normal", dann ist das doch schon ganz schön frustrierend.

    Ich weiß gar nicht, ob das hierher passt, da es eigentlich ein gesundheitliches Problem ist. Aber unter Umständen hat es was mit Charlys Stressproblematik zu tun und ich will es irgendwie mal loswerden ohne einen extra Thread aufzumachen.
    Also: Ich war am Samstagvormittag mit Charly zwei Stunden spazieren, vorwiegend durch den Wald. Ich habe es noch im Wald bereut und überlegt, ob ich umdrehe, habe es aber leider nicht gemacht, weil - ja, manchmal bin ich einfach blöd. Charly war zwar schön leinenführig, aber wegen Wildgerüchen fast die kompletten zwei Stunden unter Strom. Hätte ich uns beiden ersparen können. Aber gut, so wars halt.
    Ich war danach im Keller beschäftigt, Charly war oben. Und als ich hoch komme, trete ich in so ne richtig große Pipipfütze. Eigentlich hatte Charly im Wald keine drei Stunden zuvor genug Gelegenheit zum Pinkeln und hat die auch genutzt, deswegen war ich etwas perplex, hab es kommentarlos weggemacht und es unter "dumm gelaufen" verbucht. Aber falsch gedacht. Bis zum Abend hat Charly noch ungefähr vier Mal, teilweise kurz hintereinander, riesige Pfützen im Haus hinterlassen, sodass ich irgendwann halbstündig mit ihm vor die Tür gegangen bin. Draußen dasselbe Spiel. Er hat aber nicht mehr getrunken als sonst. Keine Ahnung, wo der so viel Flüssigkeit hergenommen hat!
    Am Sonntag war komischerweise alles wieder normal, hatte mich schon auf einen dritten Advent in der Tierklinik eingestellt. Und heute ging es nachmittags dann wieder los, diesmal aber ohne, dass er sich vorher in irgendwas reingestresst hätte. Stresshormone bauen sich zwar nicht so schnell ab, aber andererseits war ja gestern nix auffällig... Deswegen bin ich mir eben nicht sicher, ob es da einen Zusammenhang gibt.
    Die Tierärztin kommt erst am Mittwoch und morgen muss ich dafür noch Urin sammeln. Aber ich mach mir jetzt schon echt nen Kopf. Die TÄ meinte am Telefon, dass es was in Richtung Diabetes sein könnte. Als zweite Vermutung hat sie gleich gesagt, dass manche Hunde auch aus psychosomatischen Gründen sowas bekommen können, ohne Charlys Vorgeschichte zu kennen. Und jetzt weiß ich gar nicht, ob ich hoffen soll, dass es "nur" psychosomatisch ist (was unser persönlicher Tiefpunkt in der Geschichte wäre) oder was Körperliches.
    Kennt ihr so ein Problem? Wie wahrscheinlich ist es, dass ihm der Stress am Samstag derart heftig auf die Blase geschlagen ist?

    Bei meinem hat's viel Training gebraucht, bis sein Meldeverhalten wieder sozialverträglich war. Ich hab lange mit ihm im Garten gesessen, Charly so neben mir, dass ich zwischen ihm und Straße saß, und hab mit ihm Leute beobachtet (Fuß vorsichtshalber auf der lockeren Leine). Für jedes Klappe halten bei Fußgängern gabs ein Leckerli. Als das gut geklappt hat, durfte er frei in den Garten. Er hat mir dann die Fußgänger angezeigt und kam zu mir gerannt, um sich ein Leckerchen zu holen. Oder er hat nur zu mir geschaut, dann hab ich das Leckerli geworfen. Oder es hat ihn doch gepackt und er ist ausgeflippt, dann ging's sofort wieder rein. Irgendwann hat er dann abgewägt, ob sich das Anschlagen jetzt lohnt oder nicht, also genau so, wie es ein Spitz machen sollte. Leckerlis gab es dann nur noch sporadisch.
    Er macht seinen Job inzwischen wirklich gut, auch wenn ich den Garten leider nicht mehr habe. Charly passt jetzt aufs Geschäft auf, über dem wir auch wohnen, und hat das im Garten Gelernte dort sofort umgesetzt. Kundschaft wird nicht gemeldet, geht aber mal jemand durch die falsche (private) Tür oder setze ich ihn vielleicht mal direkt im Flur oder an der Tür ab, weil ich jemanden erwarte, aber das Klingeln vielleicht nicht höre, der Spitz sagt mir auf jeden Fall Bescheid. Das kann man dann gar nicht überhören :lachtot:
    Ich muss aber trotzdem immer ein Auge drauf haben, weil Charly wirklich nicht ohne ist und unter Umständen zubeißen würde. Ich manage darum immer noch viel. Zum Beispiel bei Besuch, der Angst vor Hunden hat, treffe ich mich draußen oder komme zum Besuch dazu. Dann sieht Charly den Besuch nämlich nicht als Eindringling. Oder wenn jemand aufs Klo geht und dann wieder neu reinkommt, hab ich Charly schon am Halsband, lange bevor derjenige wieder den Raum betritt und Charly den "neu" Hereinkommenden stellen möchte. Annäherungen an den Besuch erlaube ich nur ruhige, wenn Charly hektisch wird, knurrt oder bellt, gehe ich sofort dazwischen oder schicke ihn auf seinen Platz. Wir bekommen aber kaum Besuch, deswegen gestaltet sich das Üben hier schwieriger.
    Das gleiche außerhalb, da sind aber weniger Menschen, sondern vor allem andere Hunde und Kinder ein Problem für ihn. Und wenn ich keinen Bock auf aufpassen hab, dann gehe ich eben ohne Hund ins Restaurant.


    Das war nicht abwertend gemeint, sondern sollte einfach nur ohne viel Worte seinen Zustand beschreiben. Wie genau man sein Krankheitsbild bezeichnet, weiß ich nicht. Er ist psychisch krank, ja, aber das ist auch jemand, der Depressionen oder Zwangsstörungen hat. Sein Verhalten ist aber schon echt heftig und eben leider nicht so harmlos, wie ich erst vermutet hatte. Darum "verrückt". Will auch gar nicht noch mehr Worte machen, sonst wird das detaillierter, als ich es vorhatte zu beschreiben.