Ich habe mir nicht alles durchgelesen, aber ich versuche auch mal zum Verständnis beizutragen (auch wenn mir das selbst manchmal fehlt). Charly hat Zahnstein und zwar inzwischen ziemlich heftig. Habs mit Ultraschall-Zahnbürste und so ner Paste versucht, aber inzwischen aufgegeben, das bekomme ich allein nicht mehr hin - nächstes Jahr steht also eine Zahnreinigung beim Tierarzt an. Ich wurde dort aber beispielsweise nie auf den schlechten Zustand der Zähne angesprochen, obwohl ich wirklich oft da war. Was ich persönlich nicht gut finde, denn das gehört meiner Meinung nach zur Allgemeinuntersuchung dazu und man könnte ja so doch auf die Idee kommen, dass das so passt, wenn nicht mal der Tierarzt was sagt.
Ich habe Charly schon mit schlechten Zähnen übernommen, er neigt aber leider auch sehr zu Zahnstein, das geht rasend schnell bei ihm. Zahn- und Krallenpflege kannte er nicht, Fellpflege schon. Es hieß, er schreit wie am Spieß, wenn man ihm nur eine Zecke ziehen möchte.
Als Charly mich irgendwann ohne steif werden an sich ranließ, konnte ich ihm zwar problemlos Zecken entfernen (außer an prekären Stellen, da braucht er auch heute noch einen Maulkorb). Ich hatte aber da schon Erfahrung mit meiner zickigen Katze. Hätte ich die nicht gehabt, wäre ich vermutlich auch erstmal gescheitert. Und dann ist das so ein Kreislauf, nehme ich an: Man hat die Erwartung, der Hund wehrt sich, ist angespannt, überträgt das auf den Hund und dann...
Wenn ich versuche, Charlys Krallen zu schneiden, schreit er allerdings tatsächlich, als würde man ihn abschlachten wollen, und beißt leider auch. Vielleicht auch, weil er meine Unsicherheit gemerkt hat, denn ich weiß nur theoretisch von einem Youtube-Video, wie lang die Krallen ungefähr sein sollten und wie man schneidet. Demonstriert an einem tiefenentspannten Labrador... Zum Krallenschneiden setze ich Charly darum auch einen Maulkorb auf, auch wenns nicht schön ist, weil er den Maulkorb hasst (beim Maulkorbtraining hab ich ebenso versagt). Aber damit funktioniert es. Macht halt auch nicht jeder.
Auch ein Grund: Ich hatte mal eine Hundetrainerin, deren Hündin extrem lange Krallen hatte, sodass sie in der Stunde auch mal von einem Teilnehmer darauf angesprochen wurde. Sie hat zugegeben, dass es ihr erster Hund mit dunklen Krallen ist und sie Angst hat, ins Leben zu schneiden. Noch dazu war es ihr peinlich, das gegenüber ihrem Tierarzt zuzugeben und ihn um Hilfe zu bitten, schließlich müsste sie das als Hundetrainerin ja wissen...
Oder: Verblendung. Meine Schwägerin hat die außergewöhnliche Gabe, Fehler nur bei anderen, aber niemals bei sich selbst zu sehen. Sie hat meiner Schwiegermutter zur einer mehrmonatigen Urlaubsbetreuung mal ihre beiden komplett verfilzten, vollgekackten, verflohten Hunde mit Zahnsteinbergen statt Zähnen - darunter auch faulige Exemplare - vorbei gebracht. Die Schwiegermutter hat die Hunde kommentarlos runderneuert - Schwägerin hat nix gemerkt. Vor kurzem war sie wieder mal zu Besuch und bemängelte doch tatsächlich das leicht (!) zahnsteinbehaftete Gebiss der Hündin meiner Schwiegermutter. Die hatte für die Zeit der Urlaubsbetreuung die Zahnpflege bei dieser Hündin komplett eingestellt, weil sie mehrmals täglich die katastrophalen Zähne der Urlaubshunde bearbeitet hat, und kommt nun nicht mehr hinterher. Die Hündin neigt genauso zu Zahnstein wie Charly, ist ja auch seine Schwester. Wenn man da nicht ständig dran bleibt, hat man schon verloren.