Wir leben heute in einer multimedialen und hochtechnisierten Gesellschaft. Heute sind Informationen jederzeit und rund um die Uhr verfügbar.
Früher, und das ist noch gar nicht so lang her, gabs nicht mal Handys, nur Festnetztelefone. Meine Eltern wussten selten, wo wir als Kinder waren, heute sieht man per Smartphone, wo die Kids sich aufhalten.
Ob es heute besser oder schlechter ist als früher, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Zeiten haben sich geändert, die Gesellschaft hat sich geändert. Es leben mehr Menschen auf einem Raum, gleichzeitig auch mehr Hunde in Ballungsgebieten, der Anspruch an den Hund an sich hat sich somit ebenfalls geändert. Wo der Hund früher nebenher gelaufen ist und vllt. noch eine Aufgabe und ein großes Grundstück hatte, muss er sich nun samt seinem instinktiven Verhalten was sein Überleben sicherte, einer Welt anpassen, wo er teils nicht nur als Familienmitglied sondern auch als Partnerersatz und manchmal auch als Statussymbol gehalten wird.
Gleichzeitig begegnet man immer mehr Egoismus und Rücksichtslosigkeit, was zwangsläufig im täglichen Miteinander zu Problemen führt. Wo ein unerzogener Hund früher im Zwinger oder auf dem eingezäunten Grundstück gehalten wurde, läuft er heute leinenlos durch die Gegend, weil er sich sonst nicht "auspowern" kann. Kommt es dann zur ersten Auseinandersetzung, werden alle Erziehungsmethoden von Rütter bis was weiss ich wem durchprobiert mit mehr oder weniger großem Erfolg.
Wo wir wieder beim "verkopften" oder wie ich es bevorzuge "nicht zielführendem" Erziehungsstil sind. Es mag Halter geben, die interessiert der Grund nicht, warum der Hund ein Verhalten zeigt. Aber genau das ist in meinem täglichen Miteinander mit meinem Hund für mich das wichtigste. Denn nur so kann ich wirksam eingreifen und unerwünschtes Verhalten korrigieren. Mach ich eine Ansage, pack ich die Schlepp aus oder lenke ich Verhalten positiv um? Das weiss ich nur, wenn ich weiss, warum der Hund tut, was er da gerade tut. Dafür muss ich meinen Hund kennen und seine Körpersprache deuten können.
Und ja, dafür ist die multimediale Welt sehr hilfreich. Dabei muss mein Hund nicht perfekt sein, er darf nur für sich und andere keine Gefahr darstellen. Das ist eigentlich der einzige Anspruch, den ich an meinen Hund habe. Alles andere ergibt sich im Laufe der Zeit, je nachdem, was mein Hund anbietet.