Beiträge von Mia2015

    wie würdet ihr in der Situation vorgehen, wenn euer Hund aggressiv auf einen Radfahrer reagiert.

    Zuerst einmal sollte man herausfinden, warum der Hund auf Radfahrer reagiert.

    1. Der Hund kennt Menschen auf zwei Rädern nicht, ist unsicher und geht nach vorn
    2. Der Radfahrer fährt in gutem Tempo an dem Hund vorbei und der Hund hetzt instinktiv hinterher
    3. Sollte man aggressiv nicht mit unsicher verwechseln

    Mein letzter Rüde und meine jetzige Hündin reagierten anfangs auf Radfahrer (Jogger etc.), aus reiner Unsicherheit, weil sie die Kombi einfach nicht kannten und es für sie potentiell "gefährlich" war.

    Geholfen hat eine ganz simple Sache, wie bei fast allem, worauf der Hund reagiert: Abstand vergrößern, Wege gehen, wo man bei Kontakt ausweichen kann, den Hund hinter sich packen, einen Bogen laufen und ihm so zeigen, dass keine Gefahr von dem Objekt ausgeht und es auch nicht gejagt wird. Belohnt habe ich verbal und mit Streicheleinheiten. Wenn der Hund sehr aufgeregt ist, hilft es, ihn absitzen zu lassen und das mit hochwertigen Leckerchen zu belohnen, bis der Radfahrer vorbei ist. Hat man den Abstand gefunden, den der Hund toleriert, kann man langsam anfangen, diesen zu verringern.

    Oft macht man sich die Probleme selbst, weil man entweder gar nicht, oder nicht im richtigen Moment korrigiert bzw. reagiert.

    Heute kann eine Truppe von 10 Mountainbikern einen Meter neben uns vorbei fahren und mein Hund bleibt absolut cool.

    aber ich muss die Leine nicht mehr starr stellen, sobald ich stehe setzt sich mein Hund

    Sehr abenteuerlich diese Trainingsmethode, ein Grund, warum ich Hundeplätze und Vereine immer gemieden habe....

    Meine Hunde haben "Sitz" immer auf die gleiche Art gelernt: Hund setzt sich, man sagt "sitz" und der Keks fliegt. Das macht man ein paar mal hintereinander, freut sich und quietscht ein bisschen mit dem Hundekind, weil es das so schnell verstanden hat und das macht man dann jeden Tag ein paar Mal. Ich glaub, jeder meiner Hunde hat das so ziemlich nach spätestens dem 3. Mal gecheckt und einen riesen Spaß dabei. Kombiniert habe ich das ganze mit Handzeichen, damit Hundi 1. genau weiß, was ich meine ("Sitz" und "Platz" sind für den Hund rein verbal ein Mischmasch) und ich ihn 2. auch aus der Ferne absitzen lassen kann.

    Dazu braucht man keine Leine und keine Zwangshaltung, vor allem ist das so ziemlich das einfachste Kommando, was man seinem Hund absolut positiv beibringen kann, ich verstehe gar nicht, wie man auf so einen Leinenblödsinn kommen kann.

    Und wir verdienen kein Geld damit. Also ich zumindest nicht :D

    Ich habe halt insgesamt ein Problem damit, eine Erziehungsmethode als die einzig richtige zu sehen und bilde mir gerne selbst ein Urteil, in dem ich das, was in Frage kommt, selbst ausprobiere. Was ich eben überhaupt nicht mag ist, einen Hund mit unnötigen aversiven Mitteln zu verunsichern. Das ist nicht meine Vorstellung von Umgang mit meinem Hund. Authentisch, ja, da kommt auch schon mal ein "Ey" wenn man sich grad auf irgendeinen Unrat stürzen will, aber ansonsten freu ich mich einfach, dass mein Hund gern zu mir kommt, auf mich achtet beim Laufen und auch hört. Darauf kann man wunderbar aufbauen und seinem Hund in vielen Situationen vertrauen.

    Mich würde interessieren wie eure Trainingsmethoden aussehen und welche Trainer ihr besucht, vielleicht könnte der ein oder andere das kurz in nem Posting zusammenfassen. Ich lese immer nur das alles schlecht ist was der Philipper macht, wie trainiert ihr?

    Ich habe keine Methode, auch keinen Trainer, einfach nur etwas Hundeerfahrung und viel ausprobiert. Für mich liegt das Geheimnis darin, sich einfach auf seinen Hund einzulassen, heraus zu finden worauf er anspricht, was er von sich aus anbietet und womit BEIDE (!) Spaß haben. Spaß ist das, was mir in vielen Trainingsmethoden fehlt und das Verständnis für den Hund. Es gibt bei mir keine Übungseinheiten und keine festen Übungszeiten. Ich bin viel mit meinem Hund unterwegs, Erziehung funktioniert da nebenher automatisch. Das Verhalten des Hundes vom Welpen bis zum erwachsenen Hund, ändert sich so oft, dass es für mich keine feste Methode geben kann, sondern nur die richtigen Reaktionen.

    Viele Wege führen nach Rom, jeder muss für sich entscheiden, welchen er wählen will. Ich will aber meinen Hund nicht dominieren oder verunsichern, damit er sich in seiner Verzweiflung nur noch an mir orientiert oder aber, im anderen Fall, total schmerzfrei wird und auf Durchzug stellt. Ich setze da mehr auf Vertrauen, als auf irgendwelche fragwürdigen Methoden.

    Mein Tipp: Einfach mal selbst aktiv werden und recherchieren und nicht jeden neuen "Trainer" der auf sensationelle Innovation macht, als Hundegott ansehen. Es wird überall nur mit Wasser gekocht.

    Ist das dann rein positiv aufgebaut? Ich hätte ja wirklich nichts dagegen, auf einen Abbruch zu verzichten... Wir sehen hier fast täglich Rehe und zumindest so einmal wöchentlich springen die auch direkt vor uns hoch (und Füchse und Hasen sehen wir auch öfter). Ich war immer ein Anhänger der "stoppen bevor es eskaliert"-Taktik, aber so richtig verbindlich auch mit Abruf... Wobei, lieber wäre mir noch immer, es gäbe nicht mal einen Ansatz...

    Ja, positiv aufgebaut aber über eine wirklich lange Zeit und im Zweifelsfall, wenn ich gemerkt habe sie ist in Stimmung, halt an der Leine. Wobei ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen würde, dass es immer funktioniert. Derzeit übe ich mit ihr Freilauf an gut einsehbaren Wegen, die gut frequentiert sind, d.h. Hunde, Radfahrer etc. Ich glaube aber auch, dass es stark vom Hund abhängt bzw. welche Erfahrungen er bisher gemacht hat.

    Wir sind oft sehr belebte Wege gelaufen, wo die Ablenkung groß und der Hund entsprechend aufgeregt ist. Als sie jünger war habe ich gedacht, das gibt nie was, aber je älter sie wird, desto entspannter wird sie. Das kommt uns auch jetzt zu Gute, weil sie bis zum Helikopter schon so gut wie alles kennen lernen konnte.

    Aber es heißt bei ihr nicht, weil es einmal klappt, dass es halt immer klappt. Deswegen kommt sie zur Not immer noch an die Leine, auch einfach aus dem Grund, um nicht eine blöde Situation zu provozieren.

    Das Down wird oftmals unterschätzt, es fällt vielen Hunden leichter, sich zu legen und dem Objekt ihrer Begierde nachzusehen, als umzukehren.

    Das stimmt absolut. Meine Hündin zeigt bsplweise alles an. Wenn also Radfahrer kommen und sie ist offline, zeigt sie mir das an, in dem sie stehen bleibt und in genau diese Richtung schaut, lange bevor der Radfahrer tatsächlich um die Ecke kommt. Ich rufe sie nicht zurück, sondern gebe ein "Warte" und hole sie ab. Sie käme vermutlich auch, aber intuitiv habe ich mir das so angewöhnt, da ich der Meinung bin, es fällt ihr so leichter und so ist die Situation für alle Seiten gut gewuppt.

    Sie ist verlässlich abrufbar, auch von Wild, 100% würde ich nicht wagen zu behaupten. Hängt von der Tagesform ab und da kommt dann auch schon mal die Leine dran.

    Ich hab den Folgetrieb genutzt als sie Welpe war, als sie größer wurde und nicht kam, wenn ich gerufen habe, bin ich in die andere Richtung gerannt, in der Pubertät und Läufigkeit sind wir mit 7m-Schlepp gelaufen. Ich habe immer peinlichst darauf geachtet, dass sie niemals nie zum Jagen abdampft und sie nur gerufen, wenn ich mir sicher genug war, dass sie auch kommt. Immer hochwertig belohnt. Hat sie den Rückruf doch mal überhört, bin ich kommentarlos in die andere Richtung gegangen. Ich bin ihr nie hinterher gelaufen, noch habe ich zweimal gerufen.

    Ich kann mir ja immer schwer vorstellen, dass man mit Rückruf im Ansatz Verhalten unterbrechen kann (doofe Dinge fressen, zum fremden Hund stürmen, Wild jagen...), wenn der Hund erst mal durchgestartet ist, ist er so hoch gefahren und fokussiert, dass es schwer wird, zu ihm durchzudringen

    Doch, das funktioniert wirklich. Sowohl im Ansatz, sobald ich ihr ansehe sie würde gern mal flitzen, genauso wenn sie schon Gas gegeben hat. Vor gar nicht so langer Zeit hüpfte auch ein Reh 15 m vor uns auf den Weg, ich hatte sie am Canicross-Bauchgurt und wirklich Schiss, dass sie mir den Rücken bricht wenn sie jetzt loslegt...sie legte auch los, der Gurt hat aber einen Panikverschluß und löste sich, aber es reichte ein "Hierhin" und sie kam zurück. Ich habe eigentlich selbst nicht gedacht, dass sie umdreht, aber sie hatts gemacht...guter Hund :bussi:

    Gedauert hat das ca. 1 Jahr und Tonnen Leckerchen, zwischendurch mal Schlepp und sie in einem nicht so großen Radius laufen lassen. Rückruf ist für mich das wichtigste, wir laufen zwar viel Wald, aber hier kommt einem ständig irgendwas auf Beinen oder Rädern entgegen, wo der Hund einfach hören muss.

    Konzept vorlegen könnte, mit dem ich mich anfreunden kann

    Konzepte kenne ich aus meinem Berufsleben, aber nicht aus der Erziehung. "Konzept" was soll das sein? Eine Schablone, die bei jedwedem Hund angewendet werden kann? Gibts das auch für pubertierende Teenies? :lol:

    Sorry, jeder, der mir mit einem "Konzept" in der Erziehung von wem auch immer verkaufen will, hat schon im Ansatz die Vielschichtigkeit die ein Individuum nun mal so mitbringt, nicht verstanden. Gibts da auch einen Plan B? Also quasi ein "Ersatzkonzept" wenn das "Ursprungskonzept" sich als erfolglos erweist?

    Kann nicht funktionieren. Zumindest nicht immer. Und wenn es dann nicht funktioniert, ist natürlich der HH Schuld, oder noch besser, der Hund, weil man ja nur nach Schema F arbeiten kann und Querschlägern hilflos gegenüber steht.

    Ich kann mit allem einen Hund gefügig machen, ob mit Sprühhalsband, Rappeldose oder sonstwas. Die Frage ist, ob ich das will.

    Nö, will ich nicht. Ich will meinen Hund verstehen und ich will, dass mein Hund im Rahmen dessen, was ich ihm beigebracht habe, frei ist und nicht auf 10 km an meiner Seite klebend neben mir her tapert, weil ich ihn sonst nicht kontrollieren kann.

    Ich will, dass mein Hund rennt, buddelt, tobt und Hund sein darf und das er, wenn es nötig ist, aus jeder Situation abrufbar ist und zu mir kommt. Und ich möchte, dass er das gerne tut. DAS ist für mich die Kunst in der Hundeerziehung, nichts anderes. Und das kann mir keiner verkaufen, dass kann nur ich alleine auf einem mehr oder weniger langem Weg gemeinsam mit meinem Hund erreichen.

    Aber dann muss man meine Ansicht, Erziehung usw auch akzeptieren und nicht nur verpönen...

    Tue ich, absolut! Allerdings wundere ich mich dann immer wieder über die doch mittlerweile sehr häufigen Hilferufe in den Foren á la "mein Welpe bekommt Wutanfälle" oder alternativ "mein Welpe ist bissig" :roll:

    Wenn es für dich der richtige Weg ist, prima. Bei manch anderem scheint das nicht so recht funktionieren zu wollen.

    im Prinzip macht der UP genau das was ihr auch alle als richtig empfindet. Richtiges Verhalten wird anerkannt durch Aufmerksamkeit, das ist der Kern, wie nahezu bei allen anderen Trainern auch. Es wird ganz normal mit Konditionierung gearbeitet, es gibt keinen Hokus Pokus

    Ja und wo ist denn dann der Clou an der Sache?

    Ich find den Thread ja herrlich :xmas_popcorn:

    Und dieses völlig dilettantische Aktivmarketing hier ist sehr belustigend, aber kost ja nix, außer ein paar Geschichten aus der Nase ziehen :rollsmile:

    Ich lese weiter gespannt wie ein Flitzebogen mit, ob nicht doch noch die sensationelle Wendung in dem Fall "Erziehung-nach-Ulv-P." eintritt |)