Ich würde niemals versuchen einen Hund körperlich müde zu machen. Das geht meist nach hinten los, denn irgendwann kommt der Punkt, an dem Mensch nicht mehr mithalten kann
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Ich finde, dass man sich an die ideale Auslastung für den eigenen Hund ein bisschen herantasten und ihn dann auch mal über ein paar Tage hinweg beobachten muss. Wenn er einen rundum ausgeglichenen, entspannten Eindruck macht, ist alles prima. Deshalb habe ich zB gar kein schlechtes Gewissen, wenn meine Hunde mal zu kurz kommen. Sie sind dann trotzdem ausgeglichen und entspannen einfach, wenn sie nicht dran sind.
So mancher Hund muss unter Umständen auch erst lernen, von selbst zur Ruhe zu kommen und nicht immer in einer Erwartungshaltung zu sein. Das erzeugt auch innere Unruhe. Einen ausgeglichenen Hund muss man auch nicht "zur Ruhe bringen". Der macht das ganz von selbst.
Mein Vorschlag für dich: Drinnen ist absolute Ruhe angesagt für den Hund. Dort werden nur Ruheübungen gemacht. Sprich: Sie muss ganz langweilig einfach herumliegen (in einer Box oder auf einer Decke). Am besten, bis sie einschläft. Genauso würde ich den Hund direkt nach dem Spaziergang wieder in eine Ruheübung schicken. Das wird schnell Routine und sie lernt, dass nach der Action und im Haus generell Ruhe angesagt ist. Dann würde ich erstmal das Programm draußen etwas herunterfahren und das einfach mal ein paar Tage durchziehen. Geht einfach entspannt durch die Welt, macht mal nur an wenigen Tagen der Woche Kopfarbeit und dazu dann eben die konsequente Ruhe im Haus. Wenn du merkst, dass dein Hund ausgeglichener wird, kannst du dich langsam wieder an etwas mehr Beschäftigung herantasten und einfach schauen, ab welchem Pensum sie wieder nervöser wird. So pendelt sich das irgendwann ein.
Das mit der Beschäftigung ist allgemein leider so eine sehr zweischneidige Sache. Einerseits finde ich es super, dass sich Hundebesitzer Gedanken darüber machen, wie sie ihrem Hund am besten gerecht werden kann. Durch das Überangebot und den Einfluss von außen (zB Internet, Bücher, Trainer) ist aber mMn ein bisschen das Gefühl dafür verloren gegangen, was wirklich noch gut für den Hund ist und was schon an Stress grenzt. Deshalb lerne deinen Hund lesen und ihn einzuschätzen. Sie muss nicht todmüde und total ausgepowert sein, um glücklich zu sein. Ausgeglichenheit und Entspannung ist der Zustand, der angestrebt werden sollte.