da sprichst du etwas an, worüber ich mir schon recht oft Gedanken gemacht habe.
Und ich wunder mich auch, warum es "früher" so einfach nebenher gut funktionierte. Und heute so ein "Geschiss" drum gemacht wird.
(Ich bin Jahrgang 89 und ohne Hunde aufgewachsen - also das "eigentliche" früher kenne ich nur durch Erzählungen meiner Eltern - die Jahrgang 62 sind)
Ich denke aber nicht dass Hunde heute "lifestyle-Objekte" sind - zumindest nicht mehr als früher.
Klar gibt es die heute - gab es früher aber auch. (Am französischen Hof die Hunde waren auch nix anderes als lifestyle-Objekte - die hat es zu jeder Zeit gegeben)
"Früher" hatten sie eher noch Aufgaben - wie Haus+Hof bewachen, daher die Anschaffung. Da hat sich auch niemand nen "Spezialisten" (Border Collie, Viszla, ...) geholt wenn er nur das Haus bewacht haben wollte - da gab es ne Bauernhofmischung und gut ist. Vielleicht noch nen Schäferhund oder Rottweiler/Dobermann ...
"Heute" ist der Hund viel eher Sozialpartner. Soll als Sozialpartner überall dabei sein und hat daher völlig andere Aufgaben.
Die Hunde in deiner Kindheit below,
wurde viel mit denen gassi gegangen? Gab es Hundetreffen? Wurden die mit in den Bus, in die Bahn, mit ins Kaffee genommen?
Mussten die mit Straßenverkehr (Autos, Jggern, Fahrrädern) und überfüllten Stadtparks zurecht kommen?
Der Hund meines Vaters nicht.
Mein Vater ist auf den Dorf aufgewachsen, jedes Haus hatte einen Wachhund. Der lebte meist im Zwinger und auf dem Grundstück.
einmal die Woche hat mein Papa den Trolli (so hieß der Schäferhund) vor den Wagen gespannt um Schrott zu sammeln. Das wars.
Meine Mama ist in der Stadt aufgewachsen - in einem DDR-Plattenbauviertel. Mit vielen Familien, Straßenbahnen, Parks, Geschäften, Schulen, Spielplätzen, ...
Eigentlich wie heute - ich wohne auch dort - 3 Blöcke weiter.
Meine Großeltern leben immer noch dort, die wissen/wussten auch sehr gut Bescheid über den Block, wer wo arbeitet usw.
Im ganzen Block gibt es 11 Aufgänge mit 5 Stockwerken. Auf jedem Stockwerk gab es 2 Wohnungen/Familien. Das sind also 110 Familien im ganzen Block.
Und von diesen 110 Familien hatte niemand einen Hund - laut Aussage meiner Großeltern gabe es "früher" in unserem Virtel nur ganz ganz wenige Hunde - vielleicht 3 oder 5 vorsichtig geschätzt.
Heute sieht das ganz anders aus - heute hat allein mein Aufgang 3 Hunde
Der Aufgang meiner Großeltern 3 Blöcke weiter hat 2 Hunde.
In dem Früher meiner Mama als Stadtkind, gab es also gar keine Hunde mit denen man es heute vergleichen könnte.
Und um jetzt wieder den Bogen zur "Intuition" zu schlagen:
Wenige Menschen hatten damals einen Hund - also sind nur wenige Kinder mit Hund aufgewachsen.
heute haben viele Menschen einen Hund, aber (weil sie ohne Hund aufgewachsen sind) keine "Intuition" - das müssen sie erst lernen.
In Zeiten des Internets und des Medienüberflusses bekommen immer alle alles mit.
Alles mögliche wird verbreitet, toddiskutiert, für Verwirrung gesorgt und und und. Das ist nicht nur bei Hunden so.
Zu allem gibt es heute X Ratgeber, Meinungen und Tips.
Egel obs Kindererziehung, Hamsterhaltung, der Fahrradkauf, Kochen, Ausbildung oder das stinknormale Spazieren im Park ist ... Wenn man will - und sich für eine Sache interessiert, dann kann man um ALLES ein "Geschiss" machen
Hinzu kommt der gesellschaftliche/Mediale Druck der in den letzten Jahrzehnten ziemlich gestiegen ist.
Der Wunsch nach Perfektionismus, alles gleich richtig zu machen. Einem Idealbild zu entsprechen. Davor ist niemand gefeit.
Wir sind ständig auf der Suche nach etwas Besserem, etwas Neuerem. Ein neuer Partner, eine neue Ehe, das neue Handy, das Auto, der gerettete Hund, ...
Wenn etwas nicht funktioniert muss es weg und ausgetauscht werden.
Da dies bei einem Lebewesen zum Glück ziemlich assozial ist, muss man gucken wie man das Lebewesen schnellst möglich zum funktionieren bringt.
Ich denke, durch diese Mentalität sind wir (ich spreche von meiner Generation) deutlich weniger anpassungsfähig und kompromissloser.
Wir sind eine Generation von einzigartigen Individualisten die ständig noch glücklicher werden müssen - wir müssen und nicht anpassen - die Umwelt hat sich an unsere Bedürfnisse anzupassen.
Auweia - jetzt habe ich aber ganz schön rumschwadroniert auf meiner hohen Kanzel ... ich komm mal wieder runter.
Aber ich habe zu lange dran gesessen um das jetzt wieder zu verwerfen - ich schick das jetzt mal so ab ^^