Du erwartest jetzt von ihm, dass er eine Strategie aufgibt, die ihn möglicherweise vor weiterem seelischen Schaden bewahrt hat. Das ist eine ganze Menge verlangt. Mehr offenkundig, als er im Augenblick leisten kann.
Das finde ich sehr wichtig zu nennen.
Ich weiß nicht ob du es erwartest - ich finde du gehst schon bedacht, überlegt und motiviert an die Sache und finde das super, ehrlich!
bei jeder "Problemlösung" muss man aber versuchen die Hintergründe zu verstehen. Die Hintergründe in Charlies Fall sind wirklich offenkundig.
Charlie ist so anspruchslos und unmotiviert aus Selbstschutz. Er hat sich dran gewöhnt, weil er es musste. Nicht, weil er dich nicht mag.
Habe das einfach im Hinterkopf. (Vielleicht hat er ja auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder so)
Und er wird sich auch weider dran gewöhnen müssen wenn du ausgezogen bist ...
Ich vertete die Meinung, dass Bindung im Alltag kommt - ohne Trainingseinheiten. Durchs zusammen leben und kommunizieren. Miteinander intergaieren, aufeinander eingehen und beachten.
So erst schafft man sich eine Basis, in der mal effektiv und sinnvoll trainieren kann.
Ich übe regelmäßig neue Tricks und Spiele mit meinem Hund. Lese ich eine Anleitung für einen neuen trick, habe ich gleich im hinterkopf wie ich das bei Arek umsetzen muss. Denn ich weiß auf welche meiner Signale er wie reagiert. Das wusste ich aber nicht vom ersten Tag an
Das hat sich im Laufe des Zusammenlebens gezeigt.
Ich war mal zu Besuch bei Schwägerin mit deren Hund. Ein lieber kleiner motivierter Kerl. Aktiver und lernfreudiger als mein Arek.
Ich habe mir fest vorgenommen Vormittags mit dem Hund ein oder zwei Tricks einzuüben (Schwägerin war Arbeiten, Kleinkind bei der Tagesmutter). Ich bin kläglich gescheitert ...
Dinge, die bei Arek super einfach gingen, waren bei ihm schwer - er hat nicht verstanden was ich wollte - nicht weil er dumm und faul ist. Einfach weil wir keine Basis hatten. Der Hund meiner schwägerin hatte nie gelernt meine ganz spezifischen Signale, meine "persönliche Sprache" zu deuten. Und ich hatte nie gelernt bei spezifischen Anforderungen so mit ihm zu kommunizieren, das er mich versteht. (Einfach wiel wir keine gemeinsame Zeit verbringen).
Deswegen wäre mein Weg erstmal keine Trick oder so beizubringen. Kein Sitz, Touch usw.
Kleinere Spiele mit Futter und Leckerchen ja - einfahc immer mal wieder anbieten und schauen was sich entwickelt.
Vor allem würde ich schauen, dass ich den Alltag aktiv mit ihm verbringe.
Dazu müsste der Hund viel Zeit im Haus, in den Familienräumen verbringen - ist das möglich?
Wenn ich in der Küche arbeite, ob er dann gucken kommt.
Wenn ich mit ner Tüte raschle, ob er neugierig seine Schnute reinsteckt.
Wenn ich mich auf den Boden setze um ein Buch zu lesen, wie er reagiert.
Und vor allem DAS ich das beachte, was er eben tut.
Das muss jetzt keine Party sein mit Leckerlie und überschwenglichem Lob. Aber ne kurze Ansprache vielleicht, ein Blickkontakt.
Vor allem hätte das auch den Vorteil, dass deine Mutter (und vielleicht auch dein Vater) eine Verbindung zum Hund aufbauen. Und somit hoffentlich motivierter sind, sich um ihn zu kümmern.
Denn das du dich um Charlie kümmerst, ist für den Hund gut und du lernt ne Menge, was dir beim späteren eigenen Hund von Vorteil ist.
Aber für Charlie wäre es viel wichtiger, dass sich deine Eltern angemessen um ihn kümmern.
Vielleicht gelingt es dir, nach und nach, eine langfristige Verbesserung für euren Famileinhund zu bewirken - auch nach deinem Auszug.
Ich wünsche es dir und Charlie!
Aber vor allem, mach langsam und mit Geduld - aber kontinuirlich ^^
PS. ein Superhübscher ist der Charlie!
Und die Augen sehen sehr aufmerksam aus - ich glaube, ihn ihm steckt viel mehr ald du denkst 