Beiträge von wiejetztich

    Ich denke, egal aus welcher Motivation ein Hund hibbelig ist: In der Ruhe liegt die Kraft.
    Und daran scheint es meist zu scheitern, weil man z.B. vor der Arbeit keine Zeit hat um Ruhe auszustrahlen und sich Zeit zu lassen, da läuft dann einiges zu hektisch ab - und das überträgt sich auf den Hund.

    Ich finde, das widerspricht sich. Der zweite Satz impliziert, der Hund ist so, weil der Mensch hektisch ist. Der erste spricht von einer äußeren Ursache.

    Letztendlich ist Ruhe sicherlich das A und O. Aber sie ist nicht immer das Grundproblem bzw die Lösung.

    Ich glaube, man muss da auch ganz deutlich unterscheiden, warum der Hund so ist, wie er ist.
    Er kann freudig aufgedreht sein, er kann Angst haben, er kann unsicher sein, er kann gestresst sein, er kann sozial oder sexuell motiviert sein... und dann sind da noch die Kandidaten, die nicht filtern können, neuronale oder hormonelle Probleme haben.

    Die Ursache bestimmt den Umgang.
    Ich finde es immer sehr leicht gesagt: dann unterbinde das halt. Warte, mach langsam, geh nachhause, lass es gar nicht so weit kommen.
    In der Theorie klingt das gut. In der Praxis ist das oft nicht umsetzbar, weil der Hund von jetzt auf gleich schon weit über dem Punkt ist, an dem diese Maßnahmen noch greifen würden.

    Übungen bei 'solchen' Hunden absolut rein gar nichts. Genauso wenig wie umdrehen.
    Die Spannung steigert sich, gerade weil diese Hunde ja oft laufen um Stress abzubauen. Hier machst du das Gegenteil von 'Entspannung reinbringen', du lässt ihn sitzen, baust Spannung auf und dann bekommt er wieder eins reingewürgt, wenn er endlich wieder laufen darf.

    Ich habe rein über umlenken gearbeitet. Das holt aus dem Tunnel raus und die Bewegung hilft dabei den Stress abzubauen. Ja, auch hier kann es sein, dass Keks rein 'okay dann Tschüss' auslöst. Kein Problem, da musst du eine Kette aufbauen, bei der er lernt, dass es sich durchaus lohnt bei dir zu bleiben.

    Genau das musste ich bei Odin auch feststellen. Warten, langsam machen... führt bei ihm zu noch viel mehr Anspannung und wir befinden uns in einer Spirale nach unten. Ab einem bestimmten Erregungslevel (das ist manchmal von jetzt auf gleich erreicht), gibt es da keinen Rückwärtsgang mehr.

    Ich bin ja immer wieder mal am Grübeln, ob ich nicht doch mit ihm Radfahren soll. Das würde ihm bestimmt gefallen, aber mir graut vor den ganzen Tutnixen. Wenn die uns ins Rad laufen und er nicht weg kann... :/
    Am Rad kann ich ja auch schlecht blocken ohne, dass das Rad womöglich auf ihn drauf fällt :ugly:

    Ich fahre mit Odin auch nur in absolut toten Gegenden und bei jedem Menschen oder Hund, steige ich ab.
    Ich halte die Leine auch nur in der Hand und mache sie nicht am Rad fest. Es reicht ein Ruck und er reißt mir das Fahrrad unterm Hintern weg (und schleift es dann hinter sich her) :ugly: Verkehrssicher ist das nicht wirklich.

    Wäre vllt ein Fahrradkorb, wo du ihn zwischenparken kannst, etwas?

    ...

    Odins Steigerung vom Hibbeln und wenn er die Anspannung nicht durch rennen kompensieren kann, ist, sich zu drehen. Das hat mir wirklich Sorgen gemacht und am Ende habe ich "Sitz" als Alternativverhalten eingeführt. Anfangs war das schwer und hat das Problem auch nur gedeckelt. Irgendwann fing er aber auch mal von sich aus an, sich einfach hinzusetzen, wenn er überfordert ist. Draußen klappt das noch nicht, im Haus geht's aber schon ganz gut.
    Gestern hatten wir Handwerker hier und ich habe die Hunde durch ein Kindergitter vom Rest getrennt.
    Odin war auf 380, hat sich dann aber einfach vor das Gitter gesetzt und hat die Szene beobachtet. Vor Anspannung gezittert hat er trotzdem, aber ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg.

    Seit kurzem fahre ich mit Odin auch manchmal Fahrrad. Im Moment gibt's das Wetter ja nicht so her.

    Aber ich habe auch gemerkt, dass ihm das kontrollierte Laufen gut tut. Im echten Leben bremse ich ihn ständig aus, weil er ständig Fullspeed gibt und dadurch einen inakzeptablen Radius hat. Er rennt sehr unkontrolliert, zickzack, zu weit und zu schnell und legt da richtig Kraft rein. Dadurch ist Freilauf für ihn auch fast nicht möglich. Es sei denn, wir haben zwei Fußballfelder Platz und es kommt garantiert niemand auf dieses Areal :hust:
    Jedenfalls schien ihm das Radfahren gut zu tun, weil er genötigt war, zu gucken wo ich bin und sein Tempo anzupassen. Konzentration in Verbindung mit körperlicher Anstrengung scheint für uns also eine gute Kombination zu sein.

    Konzentration in ruhigen Übungen geht bei uns fast gar nicht. Da steigt die Anspannung bei ihm ins unermessliche und er kann nicht mehr sinnvoll kooperieren.

    Als Odin noch ganz klein war und 24/7 hechelnd und gestresst durch die Bude getigert ist (obwohl ich nix nix, gar nix mit ihm gemacht habe), war ich sehr verzweifelt und bin mit ihm zu einer Trainerin gefahren.
    Das war eine lange Sitzung und es ist auch schon lang her, aber die Essenz daraus war, dass ich ihn auf den Schoß nehmen und locker festhalten sollte. Er hat gezappelt, gezappelt, gez... ewig lange, weil er sich einfach nicht runterregeln konnte. Irgendwann gab das Welpi dann aber nach (aus Erschöpfung) und er schlief ein.
    Das war dann meine Hausaufgabe. Ich sollte ihn jeden Abend beim Fernsehen auf den Schoß nehmen und ihn festhalten, bis er schläft.
    Ich hätte nicht gedacht, dass das etwas bringt, aber nach einigen Tagen schlief er dann recht schnell ein, wenn ich ihn zu mir nahm.
    Als er dann begann, von sich aus zu merken, wann er müde ist und selbständig schlafen ging, hörte ich damit auf.

    Heute ist es so, wenn wir draußen sind und er überdreht ist, und ich auf dem Boden sitze, kommt er an, vergräbt seinen Kopf in meinen Schoß und lässt sich streicheln. Dann entspannt er sehr schnell und sehr gut.
    Ich habe versucht das umzumünzen. Ruhiger Körperkontakt scheint ihm ja zu helfen, aber ich kann mich ja nicht ständig auf die Erde setzen und ihn auf den Schoß nehmen. Ich dachte an so etwas, wie sich mit Körperkontakt neben mich zu setzen, enges Fußgehen... aber das klappt bisher alles nicht. Ich muss ihn schon sehr deutlich anfassen und seinen Kopf möglichst abschirmen.

    Ui, der Thread hier ist mir durchgerutscht!

    Ich habe auch so einen Hund, den Odin.
    Und wie einige hier schon schrieben: es gibt Hunde, die diese Verhalten(sauffälligkeiten) einfach schon mitbringen. Das ist ein himmelweiter Unterschied zu Hunden, denen das unabsichtlich beigebracht wurde! Auch für das Training und im Alltag macht das einen Unterschied.

    Mein Hund war schon mit 8 Wochen so und auch mir wurde zeitweise geraten: entspann dich mal, analysiere nicht alles, das ist ein Baby/Junghund.
    Ja, doch. Zumindest in unserem Fall muss genau das sein. Odin neigt aus solchen Situationen zu stereotypem Verhalten, ist wahnsinnig schnell überfordert, lernt sehr, sehr langsam.

    Ich habe ewig gebraucht, bis wir uns da durchgewurschtelt haben. Mittlerweile haben wir ein gutes Miteinander, aber das resultiert auch daraus, dass ich eingesehen habe, dass mit ihm manche Dinge einfach nicht gehen und den Alltag dementsprechend anpasse. Sachen, die mit meinem großen Hund überhaupt kein Problem darstellen, sind mit Odin ein Drama. Ist halt so.

    Ich hoffe schon, dass sich das mit dem Alter noch etwas reguliert, aber ich bezweifle, dass er je ganz "normal" sein wird.

    Im September findet hier in der Nähe ein Seminar statt, bei dem es um solche Hunde geht; was ist normal, was könnte auf ein neuronales Problem hinweisen, Trainingsmöglichkeiten, medizinische Behandlungen. Darauf freue ich mich schon sehr. Leider helfen Tipps von "08/15"- Trainern, Tierärzten und anderen HH nämlich nicht, wenn das Problem nicht der Norm entspricht.

    (Und vor Odin hätte ich über jeden den Kopf geschüttelt, der mir von diesen Problemen berichtet hätte. Mit ein bisschen Ruhe, Clicker und Keksen kriegt man das alles hin. Bis ich dann das Gegenbeispiel bekam.)