Danke für Deine Erklärung, Maddin, ich kann auch durchaus nachvollziehen, was Du mit dieser theoretischen Erläuterung meinst.
Allerdings ist es in der Praxis schwer, Unterlassen und aktives Tun voneinander zu trennen.
Als Beispiel: Hundi hat gerade gelernt, dass er nicht ungefragt zu anderen Hunden rennen soll, sondern ohne Kommando bei mir zu bleiben hat.
Wenn man jetzt im ersten Freilauf auf einen anderen Hund trifft, und Hundi entscheidet sich dafür, bei mir zu bleiben, kann ein Lob sehr sinnvoll sein.
Wenn also der Hund sich von mehreren Handlungsmodalitäten für die von mir erwünschte entscheidet, kann eine Belohnung die Auftretenswahrscheinlichkeit derselben erhöhen, auch wenn es sich hierbei um ein Unterlassen (im Beispiel: des Rennens zu dem anderen Hund) handelt.
Denn ein Unterlassen kann eine aktive Entscheidung hierfür beinhalten.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Belohnung für ein Unterlassen ist das Üben von Steadiness. Auch das Trainieren der Frustrationstoleranz ist ein verwandtes Thema.
Beide sind wichtige Bestandteile für ein geordnetes Zusammenleben im Alltag, schlichte Erziehung.
Ich halte es aus diesem Grund für wenig sinnvoll, den Einsatz von Verstärkung oder Bestrafung, ob positiv oder negativ, in verschiedenen Bereichen kategorisch auszuschließen.
In der Hundeerziehung ist Flexibilität enorm wichtig. Immerhin haben wir es mit Lebewesen zu tun, die nicht nach Schema F funktionieren (auch wenn die Grundprinzipien des Lernens immer dieselben sind).
Daher ist es ebenso wenig sinnvoll, verschiedene Belohnungsarten von vornherein abzulehnen. Denn was für den einen Hund das Nonplusultra ist, lässt den anderen völlig kalt.