Unser Nachbar kam gerade auf uns zu (...)
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Zehn Minuten später klingelte er sehr aufgelöst. Er hat uns offenbart, dass er Krebs im Endstadium hatte.
Ich habe das Zitat auf das eingekürzt, was mir - abgesehen natürlich von dem Inhalt – positiv aufgefallen ist.
Euer Nachbar hat sich erst in großer Not an euch/dich gewendet und ist dann, schon 10 Minuten später, freiwillig wiedergekommen.
Aus der Ferne und über Dritte, die das Ganze nachvollziehbarerweise auch sehr mitnimmt, ist natürlich schwer einzuschätzen, in welchem Zustand er ist.
Aber für mich klingt er wie ein Mensch, der sich (ebenfalls überaus nachvollziehbar) erst einmal fangen muss. Ich kenne das bei vielen Menschen, dass sie in dies zunächst mit sich selbst ausmachen wollen.
Daher würde ich seine aktuelle, vehemente Ablehnung von Unterstützung als Momentaufnahme ansehen. Für mich ist vorstellbar, dass er seine Meinung hier ändert. Über sein Nein würde ich mich aber nicht hinwegsetzen.
Wäre ich die Nachbarin, würde ich daher aktuell niemanden hinzuziehen, außer zu meiner eigenen Untertstützug. Aber ich würde im nächsten Gespräch mit dem Nachbarn – und für mich klingt es sehr danach, dass es ein nächstes Gespräch geben wird – konkretisieren, welche Hilfe es gibt (sozialpsychatrischer Dienst etc., aber auch Selbsthilfegruppen). Möglicherweise steht er diesen Möglichkeiten dann viel aufgeschlossener gegenüber.
Insbesondere Selbsthilfegruppen bieten ihm die Möglichkeit, die eigene Gedanken und Gefühle mit Menschen zu teilen, die in einer ganz ähnlichen Situation sind. Gerade bei so einem schwierigen Thema ist das kaum zu überschätzen.