Ich habe einen interessanten Bericht einer Sloughizüchterin gefunden, den sie erst kürzlich veröffentlicht hat. Sehr ansprechend, wie ich finde.
Hier:
"Eine der schönstenWindhundveranstaltungen stirbt
Aktuell sind zumWindhundrennen in Bad Homburg 10 Hunde gemeldet!
Was ist los, warum sehen wirWindhunde bei Ausstellungen in hoher Zahl aber nicht mehr beim Rennen?
Für die nicht vorhandenenMeldungen in Bad Homburg dürfte ausschlaggebend die Europameisterschaft amdarauffolgenden Wochenende in Hünstetten sein. Die dort gemeldeten Hunde gehennicht am Wochenende zuvor noch auf ein Rennen, die zahlreichen Helfer sind beider EM beschäftigt, so dass einige aus Zeitgründen in Bad Homburg nicht meldenkönnen.
Was ist aber mit den vielenAusstellungshunden, wo die Besitzer offensichtlich genug Zeit haben und dieHunde nicht geschont werden müssen?
Ich finde es sehr bedenklichwenn Hunderassen, die über Jahrhunderte als Gebrauchshunde gezüchtetwurden, plötzlich zu Ausstellungsstücken verkommen. Die Argumente derNur-Aussteller, warum Hunderennen überflüssig sind, sind vielfältig: "Mein Hund kann sich beim Spielen austoben, da läuft er genug","die Verletzungsgefahr ist zu groß", "dann müsste ich ja vorherzum Training gehen, dass ist mir zu viel", "ich bin froh, dass meinHund nicht jagt und ich ihn frei laufen lassen kann", "ein schönerHund hat unter den Rennern eh keine Chance", "Windhundrennen sagt garnichts über die Qualität eines Hunde aus" usw.
Windhunde sind Hetzhunde,dafür wurden sie gezüchtet. Windhunde ohne Hetztrieb sind für viele Halternatürlich bequemer, sind aber dem Wesen nach gar keine Windhunde mehr. Wenn esdas Ziel des DWZRV ist bequeme Hunde mit gutem Apell, wenig Bewegungsdrang und schlanker Silhouette zu züchten, alsoLabradore und Retriever in Windhundoptik, ist das in Ordnung. Ziel des DWZRVist es aber doch, die alten Windhundrassen in ihrer ursprünglichen Form und Wesen zu erhalten. Da gehört der Hetztrieb nun mal dazu. Aus eigener Erfahrungkann ich sagen, dass auch hervorragende Renn- und Coursinghunde durchausFreilauf genießen können, nur halt nicht überall.
Dass sich Hunde im freienAuslauf ausreichend bewegen können ist korrekt. Wer glaubt seinen Windhundmit Spaziergängen an der Leine ausreichend zu bewegen, der belügt sich selbst undseinen Hund. Das Resultat sind diese armen unausgelasteten Hunde, diemit ihrer Energie nicht wissen wohin, die nervös bis überdreht und späterhindepressiv oder aggressiv an der Leine ihrer Besitzer hängen.
Ja ein Windhundmuss bewegt werden, ja dass kann zuweilen sehr anstrengend sein, da muss manauch mal etwas Zeit investieren. Windhunde wollen rennen und sich verausgaben. Das geht weder an derLeine noch im kleinen Garten und ganz sicher nicht auf einer Ausstellung. Nicht jeder hat Zugang zu ausreichendgroßen und gesicherten Auslaufflächen. Das Laufen angeleint am Fahrrad ist daauch kein Ersatz, schließlich muss der Hund wirklich rennen können. Wo alsohin mit der überschüssigen Energie? Warum nicht mal auf eine Rennbahn? Hierkann der Windhund das ausleben, was seiner Natur, seinem Körper und seinemWesen entspricht.
Die Verletzungsgefahr istbeim Freilauf nicht größer oder kleiner als beim Windhundrennen. Klar brauchtein Greyhound eine sehr gute Rennbahn, die Orientalen sind dagegen von Natur ausin der Lage auf fast jedem Untergrund sicher zu laufen. Die Verletzungsgefahrist also sicher kein Argument. Und was die Chancen angeht sokann ich nur sagen, dass es tatsächlich sehr schöne Rennhunde gibt undebenfalls hochprämierte Ausstellungshunde verschiedener Rassen (inklusiveGreyhound und Afghane), die hervorragend laufen. Es ist einfachnur schwieriger beides zu kombinieren. Dazu sollten die Züchter des DWZRV aberin der Lage sein und die Halter selbstverständlich auch.
In anderen Gebrauchshunde-oder Jagdhundeverbänden funktioniert die Kombination Leistung und Formwert seiteh und je. Um an den entsprechendenAusstellungen teilnehmen zu können, müssen die Leistungszertifikate beigebrachtwerden. So und nur so haben sich die deutschen Züchter den guten Ruf in derErhaltung dieser Rassen verdient. Warum soll das bei Windhunden anders sein?
Da wird nach allen möglichenGesundheitstest und Untersuchungen verlangt. Wir können nicht alles untersuchen: Labor, Gentests, Belastungs-EKG, Streßecho, Kardio-MRT,Lungenfunktion ect. all diese Untersuchungen müssten jährlich wiederholtwerden und würden doch immer nur einen kleinsten Teil der Anatomie untersuchen.Ein Hund der bis zum 8. Lebensjahr kontinuierlich an mehreren Rennen undCoursings mit Erfolg teilnimmt, hat seine Gesundheit und Vitalität deutlichumfassender unter Beweis gestellt.
Wir sehen, dass immer mehrWindhunde keinen Hetztrieb mehr haben. Es gibt mittlerweile Windhundzüchter,die sich damit brüsten, dass ihre Hunde am liebsten auf dem Sofa liegen undfast keine Bewegung mehr brauchen. Das mag für die okay sein, die nur auf dieseWeise mit ihrem Hund umgehen können. Nur sind das keine Windhunde. Selbst wenndiese Tiere alle Show- und Ausstellungstitel der Welt gewinnen, gehören sienicht in die Windhundzucht. Warum nicht? Weil das Wichtigste, das Wesen nichtmehr rassetypisch ist, weil das zweitwichtigste, die Leistungsfähigkeit nichtmehr gegeben ist und über die Generationen damit auch die Gesundheit verlorengeht.
Wenn das Ziel des DWZRV ist,die ursprünglichen Windhundrassen zu erhalten, dann ist die Verknüpfung vonSchönheit und Leistung unerläßlich. Dann müssen wir ein Reglement schaffen,das Ausstellungstitel und Zuchtempfehlung nur an echte Windhunde vergibt, zumBeispiel Titelvergabe nur an Hunde aus der Leistungsklasse.
Wenn es das Ziel derZüchter im DWZRV ist, nur noch Windhundhüllen zu produzieren, so ist dies einStatement. Ein Statement aber, dasssie auch klar formulieren und öffentlich machen sollten, mit dem Hinweis, dass ihnen das Wesenund die Gesundheit ihrer Zuchtprodukte egal ist, solange die Ausstellungserfolgestimmen. Wenn diese Zielsetzung vom DWZRV übernommen wird, dann möge sie auchin den Statuten und Satzungen so festgehalten werden. Dann können die Züchter,die tatsächlich Windhunde züchten immer noch überlegen, wie sie reagierenwollen."
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Dr. S. Schlenkrich ist Verfasserin dieses Textes.