Was mich sehr sehr erschreckt, hier und bei FB noch viel mehr ist die kaum vorhandene Fähigkeit vieler, diese Geschichte sachlich und frei von Emotionen zu bewerten.
Meiner Meinung nach haben Begriffe wie Schuld, Vorsatz, Böse, etc. in dieser Diskussion nichts zu suchen.
Auch die Halter tragen keine "Schuld".... sie waren lebenslang Opfer von Gewalt, der Mutter wurde mit einer Axt die Wirbelsäule zerschlagen. Sie hat in Todesangst gelebt (und ich meine Todesangst, ein Gefühl was die meisten Menschen glücklicherweise noch nie erlebt haben) und auch der Sohn war zusätzlich zu seiner Erkrankung sehr komplex mehrfach traumatisiert, sein Leben lang.
Todesangst ist nun keine gute Grundlage für Entscheidungen und so mag aus unserer Sicht die Entscheidung für einen Hund als Waffe nicht verantwortbar zu sein. Aus ihrer Sicht war es womöglich die Handlung, die sie aus der Starre geholt hat. Die ihnen das Weiterleben erst ermöglicht hat.....
Und sie haben getan, was sie konnten, um die Gesellschaft vor Chico zu schützen. Nur nachts raus, immer an der kurzen Leine. Sicherlich auch nicht einfach, für den körperlich eingeschränkten jungen Mann.
Das auch der Hund ein schreckliches Leben hatte, muss man hier niemandem erklären.
Für mich gibt es hier kein entweder oder bei Empathie und Mitgefühl. Alle drei waren Opfer und gefangen in diesem Drama.
Chico wird seine Vergangenheit niemals abschüttel können und ein "normales Leben" führen, genauso wenig wie seine Besitzer es konnten. Ich wünsche dem Hund, dass er nicht für Jahre weggesperrt wird, sondern einen schnellen und barmherzigen Tod.
Übrigens ist bei jedem Lebewesen auch Aggression. Hier oft bei de 4f zu finden. In Stresssituationen greift das Hirn auf das sogenannte Reptiliengehirn zurück. Dessen Aufgabe ist es das Überleben zu sichern, Atmen, Herzschlag und so. Es entscheidet aber auch über unsere (unbewusste) Reaktion. Flucht, erstarren oder Angriff. Es kennt nur diese drei Möglichkeiten.
Abwägen, Ethik, Moral ist in höheren Gehirnregionen. Die meisten Menschen können auch in Stresssituationen auf diese zugreifen.
Traumatisierte Menschen können das nicht. Und auch der Hund nicht, denn er handelt nicht moralisch.
Was ich damit sagen möchte, ist das Aggression zum Leben gehört.... in jedem von uns.