Beiträge von Jessica83

    @Usambara Ganz ehrlich? Lass sie aus der Schule raus und noch ein Jahr (Klein)Kind sein. Ich hab auch immer zu den Jüngsten in der Klasse gezählt und hatte in der ersten und zweiten Klasse echt Probleme bzgl Aufmerksamkeit, ich hab alle abgelenkt und wollte dauernd spielen. Das alles hat sich in der dritten Klasse von jetzt auf gleich "verwachsen", meine Mutter sagt heute noch wenn wir mal auf das Thema kommen, dass ich das eine Jahr ohne Schule eigentlich noch gebracht habe... ich seh es wie Du, ein Kind muss nicht alles können und nicht an allem Spaß haben. Auch diese ganzen durchgetakteten Terminkalender: Montags Musikschule/Dienstags Kinderballett/Mittwochs Kinder-Yoga/Donnerstags nochmal Ballett/Freitags Familien Therapie...um es mal übertrieben darzustellen. Ich finde das ganz ganz durchtbar.
    Gleichzeitig kann ich mir aber vorstellen, dass der "soziale Druck" durch andere Eltern da auch reinspielt. Wenn dir so ne bekloppte Mutter dauernd erzählt, dass nach neuen wissenschaftlichen Studien unbedingt "musikalische Früherziehung" gehört (das war bei mir übrigens singen mit Omma) um nachher kognitiv in der Lage zu sein, zu den besten im Mathe-LK zu gehören (oder sowas halt), dann glaub ich schon, dass man sich -egal wie locker man selbst die Sache eigentlich betrachtet- auch irgendwann bekloppt macht.

    Als ich in Berlin Prenzlauer Berg gearbeitet habe, bin ich morgens von der U-Bahn oft ggü in ein Café gegangen um mir Frühstück zu kaufen und dort hing ein schwarzes Brett für "Suche/Tausche/Biete an". Dort konnte man immer so grandiose Dinge lesen wie "Tai Chi für Einjährige" / "Yoga für Babies" / "Intensivkurs Klavier noch vor Grundschulbeginn" :muede: Und ich aufm Dorf hab damals mit Omma Kastanien im Wald gesammelt und daraus Männekes gebastelt, ein Wunder dass ich geistig überhaupt in der Lage war zu studieren :roll:

    Ich echauffiere mich nicht, ich schmunzel darüber weil ich persönlich es als vollkommen übertrieben empfinde. Die Warnwesten werden hier auch KiGa-Kindern verpasst, wenn sie zu Fuß in der Gruppe einen Ausflug machen. Ja, kann man finden wie man möchte, man kann die Sicherheit auch optimieren und die Kindern einfach gar nicht mehr vor die Tür lassen.
    Ich bin Einzelkind und Einzelenkel, um mich wurde sich auch (manchmal Gluckenhaft) gut gekümmert, aber dieses Geschiss, das heute um Kinder gemacht wird, das gabs selbst bei mir nicht. Scheint wirklich ein Ausdruck dessen zu sein, dass Kinder halt nicht mehr wie selbstverständlich zum Leben dazu gehören.

    Haben die Menschen nicht generell mehr Angst als noch vor 25 oder mehr Jahren?
    Man soll heute ja vor allem Angst haben. Wenn man auf einer Massenveranstaltung ist vor Terroranschlägen, dem nächsten Lebensmittelskandal, der alljährlichen Killergrippe. Mit dem Hund kann man auch nicht mehr bedenkenlos Gassi gehen, weil überall Giftköder liegen könnten.
    Manches mag ja berechtigt sein, manches nicht. Rückblickend betrachtet fragt man sich aber, wie die Menschheit es geschafft hat nicht auszusterben, als noch weniger Informationen über potentielle Gefahren im Umlauf waren.
    Ich denke dass diese gestiegene Angst und damit auch das fehlende Gefühl von Sicherheit sich auch auf Kinder überträgt, nicht nur im Bezug auf Hunde.

    Seh ich ähnlich.
    Wenn man nur mal bedenkt, wie Kinder heute Rad fahren: Fahrradhelm, gelbe Warnweste, Neon-Plastikfähnchen am Rad... ich hatte sowas alles nicht, meine Freunde damals auch nicht und wir leben alle noch, manchmal frag ich mich, wie wir das geschafft haben :roll:
    Angst vor Rückenschäden wird den Kindern übrigens auch eingetrichtert - egal wo ich bisher gewohnt habe, ob Großstadt, mittlere Stadt oder unser Dorf Zuhause, überall kann man beobachten, dass Eltern ihre Kinder zur (Grund)Schule bringen, bis auf den Schulhof und dabei den Schulranzen selbst tragen. Find ich auch alles befremdlich, ich bin damals einmal zur Schule gebracht worden, dann kannte ich den Weg und durfte/musste alleine los, und die Tonne hat mir auch niemand zur Schule gebracht, die musste ich selbst schleppen, krummen Rücken hab ich deshalb auch nicht bekommen.
    Ist schon seltsam diese ganze Entwicklung, die in meinen Augen auch viele Ängste und Hemmungen ranerzieht.

    Ach, ich kann das total verstehen - man hat alles durchorganisiert und fühlt sich trotzdem wie ein Interessent zweiter, dritter oder unterster Klasse :-/ Ich hatte das auch hinter mir, aber mit Züchtern.
    Ich kann, aus Erfahrung, nur sagen: Kopf hoch und weiter suchen!