Beiträge von Avocado

    ich bin ja bekannterweise kritisch was die "neuen" Erziehungsstile angeht. Aber "früher" war auch nicht immer besser.

    In meiner Kindheit (ich bin 91 geboren, Rumänien kurz nach Fall des Kommunismus) war es zB verpönt dass Kinder Mal ihre Gefühle wirklich ausleben dürfen. Also dass ein Kind mal wütet weil es das Eis nicht bekommt kam zwar Mal vor, dann gab's eine Watschn oder den Popo versohlt und das Kind hat es nicht mehr probiert. Ich habe niemals körperliche Gewalt erfahren und war damit die einzige (!!!) in meiner Klasse. Bei meinen Mitschülern gab es Schläge wegen schlechter Noten. Schläge wegen frech sein. Schläge wegen nicht Aufessen. Schläge wegen weinen. "Hör auf zu weinen sonst geb ich dir gleich einen Grund" oder ein wirklich häufig gebrachter Satz in Rumänien "ich hab dich gemacht, ich bring dich um".

    Ich finde es gut dass heutzutage Kinder ihre Emotionen ausleben dürfen und lernen dürfen damit umzugehen. Denn dadurch dass sie es als Kind nie durften haben viele viele Erwachsene Probleme damit.

    (Aber ja, natürlich nervt es mich manchmal als Elternteil).

    Das nicht entscheiden können hatte ich früher als Teenie soo oft. Ich wollte etwas ganz ganz arg, als es dann kurz davor war bekam ich Angst und wollte es nicht mehr. Wurde im Erwachsenenalter dann wieder besser.


    Bezüglich Anziehen dürfen die Kinder meist selbst entscheiden. Mit nur 2 Pullis kämen wir nicht weit. Ich habe gerade gepackt, sie gehen 3 Tage weg und jeder hat ein kleines Köfferchen. Sie sind aber auch den ganzen Tag draussen und da wird Kind halt schmutzig. Tut mir nicht weh und sie haben Klamotten für "gut" und Klamotten zum Spielen.

    hier will ein Kind immer alles selber tun, teils Sachen die sie nicht selber kann. Gibt dann immer ein dramatisches Bild für alle Beteiligten ab denn hat man 1x was falsch getan kann man es auch nicht wieder gut machen. ZB einen Joghurt in den Einkaufswagen legen. Legt man den zurück ins Regal so dass Kind ihn einräumt ist es falsch. Gibt man dem Kind diesen landet er höchstwahrscheinlich am Boden. Nimmt man garkeinen mehr ist es auch falsch.

    Wobei die Krönung der Kindlichen unentschlossenheit letzte Woche passierte als ich dem 4jährigen die Haare schneiden sollte. Es darf nicht Papa (wie sonst immer) sondern Mama. Sie sollen ganz ganz kurz werden. Ok. Maschine an und ab ans Haar. Mittendrin sollten die Haare dann doch nicht geschnitten werden und wieder so sein wie zuvor... :zany_face:

    Aber dass man Kinder schult auf ihren Körper zu hören im Sinne von ist mir kalt/warm/ hab ich Hunger ist ja was gutes.

    Ein Freund lief zB bei einstelligen Temperaturen im Tshirt rum während ich bei 15 Grad schon einen Pulli über dem Tshirt brauche. Das Temperaturempfinden ist so so unterschiedlich. Lass zwei Personen ein Kind "passend zur Temperatur" anziehen und es kommen 2 verschiedene Sachen raus.

    Ich brauche zB IMMER Socken, auch im warmen Haus und auch im Sommer. Mein Mann läuft im Winter barfuss daheim rum. Die Kinder sind als sie noch klein waren teils im Wollwalk Anzug und Barfuss rumgelaufen. Die Kleine läuft so ziemlich überall barfuss. Die Schuhe haben wir mit denn irgendwann möchte sie sie haben, aber dir erste halbe-dreiviertel Stunde ist sie meist ohne unterwegs. Wenn wir in die Stadt gehen dann muss sie Schuhe anziehen weil mir mulmig ist wegen ggf Scherben aber hier in Wald und Flur kann sie gerne ohne gehen.

    vermutlich ist es eher Typsache als Erziehungsansatz.

    Ich diskutiere viel weniger als mein Mann z.

    B. Die Kinder wissen das mittlerweile auch.

    Mir sind gewisse Sachen wichtig und die setze ich dann durch. Meinem Mann sind widerum andere Sachen wichtig. Die Kinder wissen das auch gut zu unterscheiden. Genauso wie die Hunde übrigens.

    Ich bin sehr streng erzogen worden, mein Mann eher sehr frei (auch im Vergleich zu heute, für die frühen 90ern war es schon "zu frei").

    Ich kanns zB absolut nicht ab wenn die Kinder unnötig rumschreien. Also dieses nur des Schreiens Willen schreien. Meinem Mann ist das egal. Liegt einfach daran dass ich im Plattenbau aufgewachsen bin wo die Nachbarin bereits anklopfte wenn ich Mal schneller durch die Wohnung ging während er auf dem Hof ohne direkte Nachbarn aufgewachsen ist. Den Kindern sage ich es dann auch so "ich bekomme Kopfweh davon, bitte redet in normalem Ton, ich will das nicht dass ihr so rumschreit".

    Da hab ich dann auch keine Lust 20min rumzudiskutieren wieso nicht gekreischt werden soll. Oder wieso kein 2tes Eis erlaubt ist. Oder wieso sie sich was sauberes anziehen sollen wenn wir los wollen. Ich sage ihnen öfter Mal dass ich für ihr Wohlergehen zuständig bin und deshalb nicht diskutieren werde ob sie Zähne putzen/ sich die Nägel schneiden lassen/ die Haare kämmen/ ein Medikament einnehmen usw usw. aber wir können gerne darüber reden WIE das passieren wird. Also was weiss ich Nägek schneiden während eine Folge Pawpatrol läuft oder erst der Puppe dann dem Kind die Haare machen.

    Mir ist auch wichtig dass sie aufräumen und ihre Sachen wegräumen. Da verfolgt eine Bekannte zB von Geburt an den Ansatz dass es vom Kind kommen soll weil man ihn Ordnung vorlebt. Tja, Kind räumt auch mit knapp 6 nix weg sondern sagt "Mama macht das schon".

    Witzigerweise findet meine Familie dass ich sehr "weich" erziehe weil meine Kinder trotzdem sehr viele Freiheiten haben und zu oft das bekommen was sie wollen :zany_face:

    glaub auch dass es das schon immer gab nur wurde anders damit umgegangen.

    Erinnere mich noch so gut an einen Mitschüler. Sehr intelligent. Wenn ihn das Thema interessierte war er der Beste. Fand er ein Thema aber langweilig störte er massivst den Unterricht. Er wurde mit 12 Jahreb unserer Lehrerin gegenüber körperlich, warf ihr einen Stuhl hinterher und wurde sehr oft auch den Mitschülern gegenüber aggressiv. Gelöst wurde das dadurch dass regelmässig der Papa mitm Gürtel ran ging. Das Kind lebte auch noch im Internat, 3 Std von den Eltern entfernt. Und sie mussten fast jede Woche anreisen weil die Pädagogen die die Kids nach der Schule betreuten mit ihm komplett überfordert waren.

    Ich wage zu behaupten dass der Junge eine Diagnose hätte heutzutage und man ihm - gewaltfrei - helfen könnte.

    Woran liegt es wohl dass sich der Beginn der Pubertät so sehr verschiebt?

    Ich erinnere mich noch als ich meine Periode mit 12 bekam eine der ersten in meiner Klasse gewesen zu sein. Viele bekamen die erst mit 14.

    Von der Generation meiner Mama war auch so ab 14 das Alter. Und nun haben das die Mädels ja schon oft mit 10 Jahren.


    Irgendwie werden die Kinder schneller "reif" in der heutigen Zeit? Aber woran kann sowas liegen.