Vorweg kurz zur Rekapitulation: Meg ist ca. 2 1/2 Jahre alt, wir haben sie seit März, sie kam aus einem hiesigen Tierheim, die hatten sie aus einem ungarischen Tierheim, und die wiederum hatten sie von der Straße geholt. Sie ist ein Mischling mittlerer Größe (39cm Schulterhöhe), laut Pass ein Fox-Schnauzer-Mischling, wir schätzen aber, dass da noch ganz andere Wesen mitmischen...
Soweit so gut. Wir hatten ziemlich schnell festgestellt, dass sie Angst vor dem Herrchen hatte, sie mied ihn, versteckte sich, wenn er nahte und bellte, knurrte und pieselte, wenn er zu nahe kam. War ein bißchen blöd, aber wir hatten Geduld. Mein Mann sah sie nicht an, ignorierte ihr Bellen, gähnte ab und zu zur Beschwichtigung und schaffte es, dass sie jetzt zu ihm ins Bett gesprungen kommt, sich an ihn kuschelt und sich von ihm den Bauch kraulen lässt. Ausgebellt wurde Herrchen fortan nur noch, wenn er von draußen in die Wohnung kam.
Wir sind ganz glücklich, dass das so fix ging, wir dachten, ein Jahr braucht sie bestimmt.
Aber so ganz in Ordnung ist die Hund-Herrchen-Beziehung trotzdem nicht, und da beginnt eigentlich die Geschichte, wo ich von Euch gerne wissen möchte, ob mein hundepsychologischer Ansatz der richtige sein kann oder ob Ihr anders handeln würdet:
Madame durfte bislang also zu uns ins Bett. Sie kam zunächst nur dann an, wenn mein Mann und ich beide im Bett lagen, sprang dann auf Kommando hinein und ließ sich genüsslich kraulen. Wenn mein Mann abends noch unterwegs war, kam sie nie zu mir allein ins Schlafzimmer, und wenn ich weg war, kam sie auch nie zu meinem Mann ins Schlafzimmer. Bis vor einigen Tagen, da war mein Mann öfter bis spät abends unterwegs, da kam sie dann plötzlich doch angetappelt, sprang in mein Bett und schlief sogar neben mir eine zeitlang ein.
Normalerweise ist ihr Schlafplatz übrigens im Zimmer unserer Tochter, das sich neben unserem Schlafzimmer befindet. Sie verbringt dort die ganze Nacht und zieht sich auch dahin zurück, wenn sie in meinem Bett kurzzeitig eingeschlafen war und dann wieder aufwachte.
Mein Mann, das muss man vielleicht noch hinzufügen, schläft meistens auf dem Sofa, wenn er spät abends nach Haus kommt, um mich nicht zu stören, weil ich einen sehr leichten Schlaf habe.
Die kleine Dame muss da irgendwas falsch verstanden haben in den letzten Wochen, denn ihre Ansage ist nunmehr plötzlich diese: sie befindet sich spät abends entweder noch in meinem Schlafzimmer oder auf ihrem Schlafplatz im Zimmer unserer Tochter. Mein Mann kommt nach Hause, betritt die Wohnung und freut sich, weil er nicht mehr ausgebellt wird. Er darf in die Küche, ins Bad, ins Wohnzimmer. Aber jedesmal, wenn er sich auch nur in Richtung Schlafzimmer wendet, um beispielsweise das Bettzeug fürs Sofa zu holen, dann kommt Meg wie eine Furie angeschossen und bellt und knurrt und macht Theater. Vorgestern ist sie ihm sogar hinterher gelaufen, als wollte sie ihn jeden Moment in die Waden kneifen. Es klingt ganz anders als das Angstgetöse, das sie früher von sich gegeben hat. Es klingt aggressiver, bestimmter und es hält auch länger an.
Ich hab mir die Situation ein paarmal angesehen und denke jetzt, dass das ein Rangproblem sein muss: Meg darf auf Herrchens Platz im Bett, wenn der nicht da ist. Wenn er nach Haus kommt, geht er freiwillig aufs Sofa, was bedeutet, dass er seinen Platz neben Alpha kampflos aufgibt. Die tapfere Meggie schließt daraus messerscharf, dass der Platz neben mir jetzt ihrer ist - und der wird verteidigt. Also geht sie wie eine Furie hoch, wenn Herrchen sich erdreistet, sich ihrem neuen ranghöheren Platz zu nähern.
Sodann lautete mein (schwerer) Entschluss: totales Schlafzimmerverbot für Meggie. Nicht mal, wenn mein Mann und ich beide im Bett sind, darf sie mehr reinkommen, ich schicke sie direkt an der Tür wieder raus, was sie auch sofort befolgt.
Der Effekt war verblüffend: mein Mann kann wieder hingehen, wo er will, kein Theater mehr. Ich hatte mir ja wirklich schon Sorgen gemacht, dass sie ihn doch noch mal ins Bein kneift, so sauer, wie sie sich anhörte, aber das totale Schlafzimmerverbot scheint jetzt die (Rang-)Ordnung wieder hergestellt zu haben. Meg sitzt brav auf ihrem Platz im Tochter-Zimmer und ist ruhig, wenn Herrchen ins Schlafzimmer geht.
Dafür fängt sie wieder an, anzuschlagen, wenn er die Wohnung betritt. Aber das Bellen hört sich wieder anders an als das aggressive, es klingt mehr nach einem Bescheidsagen, dass da wer kommt.
Ist das nicht verrückt? Klingt das alles plausibel, hab ich die Situation richtig eingeschätzt? Meint Ihr, das mach ich richtig, oder hab ich noch irgendwas übersehen? Nicht dass sie sich zwar jetzt erstmal fügt, dass sie aber doch noch irgendwann meinem Mann an den Waden hängt, das wär ja mistig...