Ich glaub', die persönlichen Erfahrungen haben auch echt einen großen Einfluss darauf, wie man Vielhundehaltung wahrnimmt. Ich kenne z.B. eine kleine Handvoll Haushalte mit wirklich vielen Hunden (8+), wo ich sagen würde, dass es da ehrlich schön läuft, wo die Tiere gut versorgt werden, art- & rassegerecht gehalten werden, wo selbst in großen Notfällen im Laufe der Jahre weder die Betreuung noch das Finanzielle betreffend jemand an seine Grenzen gestoßen ist - und das sind alles Züchter, die Hundehaltung und -zucht als 'Mehrgenerationenprojekt' leben, d.h. immer mehrere Menschen, die sich die Verantwortung für so eine große Gruppe Hunde teilen.
Und ich kenne Vielhundehalterinnen aus meiner aktiven HuPla-Zeit... da wurden es im Laufe der Jahre langsam mehr und mehr Hunde, und wo man bei vier, fünf, sechs Hunden noch den Eindruck hatte, dass das eine ambitionierte, aber im Kern harmonische, funktionierende Gruppenhaltung ist, war es bei acht, zehn, zwölf Hunden dann so, dass da immer irgendwas schleichend entglitten ist. In meinem konkreten Bekanntenkreis sind das Einzelpersonen, die sich zunächst mal verständlicherweise über die Jahre ein 'dickes Fell' angewöhnt haben, was blöde Sprüche von Außenstehenden zu ihrer Hundehaltung angeht.
Was ich schwierig finde ist aber, dass diese Hundehalterinnen das "Ich führe so eine große Gruppe Hunde/ich bin Vielhundehalterin" so sehr zum Teil ihrer Identität gemacht haben, dass eine kritische Selbstreflexion da gar nicht mehr stattfindet, und dass vorsichtige Nachfragen zu wirklich offensichtlichen Missständen in der Haltung rigoros abgeschmettert werden. Da ist so eine Form von Betriebsblindheit oder "jetzt will ich es aber allen zeigen, dass ich das schaffe!" eingetreten, dass ich wirklich glaube, dass sich da viel schöngeredet wird, viel verdrängt wird, und manche Sachen wirklich nicht mehr gesehen werden.
Wie gesagt, das ist nur mein Eindruck bei Menschen, die ich persönlich und über einen längeren Zeitraum kenne. Bei Leuten, die man nur über Social Media sieht, versuche ich vorsichtig mit irgendwelchen Vermutungen zu sein. Aber solche Erfahrungen färben da natürlich auch ein wenig, wie man Vielhundehaltung allgemein wahrnimmt - und bei mir zumindest schwingt da immer ein wenig Skepsis mit, wenn eine einzelne Person sehr viele Hunde hält und selbstbewusst sagt: "Ich kann das, bei mir ist das kein Problem!"