Ich sag jetzt mal ganz lapidar so raus: mein Ziel bei einem unsicheren / ängstlichen Hund ist es die Emotionslage zu verändern und ihm ein möglichst stressfreies Leben zu bereiten, ohne das er ständige Ängste ausstehen muss.
Durch härteres Anpacken und strafen erreiche ich das in dem Moment nicht. Ich erreiche nur, dass er für seine Umwelt unauffälliger wird, in meiner Anwesenheit weniger gefährlich, für mich leichter händelbar.
Der innere Stress bleibt und gerade um den geht es mir ja.
Ich möchte das der Hund beim Anblick eines anderen Hundes nicht mehr denkt "Oh scheiße! Verdammt! So einer schon wieder!", sondern in eine positive Stimmung umkippt oder zumindest in eine, wo es ihm egal ist.
Das eine schließt ein Abbrechen ja nicht aus.
Warum muss es denn ein Abbruch a la "Lass das sein!!!!" sein, wenn ein "Hey, lass uns doch lieber was ganz ganz cooles machen" mit unter den selben Effekt hat.
So sehe ich das persönlich auch, Sunny ist zwar nicht unsicher, aber Stress ist es ja trotzdem, wenn sie dauerangespannt ist auf der Suche nach anderen Hunden um die zu vermöbeln. Das ist genau das was wir erreichen wollen, sie soll lernen die anderen zur Not zu dulden. Sie wird kein Spielwiesenhund, aber dieser Dauerstress muss einfach nicht sein. Deshalb darf sie ja auch drohen,... sie soll schon klar machen dass sie keinen Kontakt will, soll aber auch lernen, dass den anderen fressen keine Option ist.
Der untere Teil kommt natürlich immer auf Hund und Situation an. Das geht bei uns an der Leine richtig gut, weil sie da gesichert ist. Da wird meist mit Spiel gelobt, weil nen Keks interessiert sie nicht, sie muss den Stress durch Bewegung abbauen. Im Freilauf geht das halt nicht. Denn wenn es dort Party gibt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der andere Hunde sich auch über eine Party freut. Das führt dazu das Dynamik in die Situation kommt und das führt dazu das sie sich den dann doch krallt und dann hab ich verloren.
Deshalb gibt es betont ruhiges verbales "Lass es" oder "Na". Laut werden würde ihre innere Stimmung nur unterstützen, also muss man sehr ruhig sein, aber muss darauf aufpassen, dass keine Dynamik entsteht. Also trällern geht nicht, weil der andere Hund sich dann vielleicht angesprochen fühlt, sondern ruhig und neutral. Erst wenn sie dann entspannt ist wird gelobt, weil sie dann auf einem Level ist wo es nicht mehr kippen kann.
Deckeln in welcher Form auch immer ginge hier gar nicht. Also das körperliche drohen in dem man auf sie zu geht, geht noch, alles andere wäre hier fatal. Erstens ist sie beim Menschen eh schon sehr sensibel, nimmt Stimmungen schnell auf, zudem beschwichtigt sie bei Menschen schon sehr, geht immer leicht geduckt, mit angeklappten Ohren und leicht wedeln auf Leute zu. Ich weiß das sie bei der alten Besitzerin am Kragen geschüttelt wurde und ich weiß nicht was die mit ihr gemacht haben wenn sie gekotzt hat, auf jedenfall hat das dazu geführt, dass sie sich in der ersten Zeit nach dem Kotzen bei uns wie ein Häufchen Elend in eine Ecke verzogen hat und es lange gedauert hat bis wir das raus hatten. Massives einwirken würde hier also sicher nur zu einem Meideverhalten führen und wir haben jetzt noch mit der sehr beschwichtigenden Art zu kämpfen.
Das wird immer besser, weil sie meist in eine positive Erwartungshaltung kommt, teilweise schleicht sie aber noch und man muss sie echt motivieren das alles gut ist und sie jetzt normal weiter laufen kann. Sie soll ja nicht mit Faltöhrchen neben mir schleichen, sondern ihre Umwelt genießen können.
Clickern ist nicht meins, wir haben halt ein Markerwort, darauf reagiert sie super und hat dann auch eine Erwartungshaltung und weiß das war gut.
Bei dem Seminar dürfte es doch aber auch kein Problem sein, wenn du ihm die Distanz verschaffst, wenn er dann besser klar kommt oder? Also wenn du merkst es wird für ihn schwierig, einfach mit ihm an den Rand gehen und die Distanz selbst schaffe, das sollte der Trainer dann finde ich auch akzeptieren. Es soll ja eine positive Erfahrung sein und nicht zur Eskalation kommen.
Also es wird ja keiner zu was gezwungen. Sunny kann man auch neben andere Hunde absetzen oder ins Bleib bringen. Platz wäre meist undenkbar, sie mag die anderen Hunde nicht, ist eher ein dominanter Typ und würde sich nur wiederwillig neben einen anderen Hund legen. Also muss sie das bei den Übungen auch nicht, das wäre nur Stress, klar könnte ich sie dazu zwingen, aber das muss ja nicht sein. Platz geht nur neben Hunden mit denen sie auch klar kommt.
Bei neuen Übungen stelle ich mich bewusst neben Hunde die ruhig sind und die ignorieren. Sie ist ja dann im Komando. Wenn ich sie neben einen Hund setze den sie richtig scheiße findet und der dann vielleicht in ihre Richtung schnüffelt, sie droht, der andere darf nicht weg, weil er bleiben soll, baut das bei beiden Hunden nur Spannung auf. Also nehme ich Hunde die sie eh ignorieren. Den Schwierigkeitsgrad kann man später immer noch steigern und unsere Trainerin würde auch nicht verlangen das Sunny ins Platz geht, selbst wenn die anderen die Übung im Platz ausführen, das KANN sie einfach nicht ohne dann nicht total angespannt zu sein. Bei bekannten Übungen und Hunden die sie mag, ist das kein Thema, aber dann achte ich auch auf ihre Position.
Sie liegt bewusst so weit hinten und am Rand und so das sie die anderen Hunde im Blick hat. Den Labbi vorne findet sie toll, die Hündin neben sich auch. Ich hätte sie nie neben die Hündin mit pinkem Mauli legen können oder neben den Schäfer vor dem Baum, weil der sehr hibbelig ist. So hat sie alle im Blick, liegt in der Nähe zu denen die sie OK findet und hat genug Distanz. Das bloße liegenbleiben während andere Hunde dynamisch an ihr vorbeilaufen ist schon schwer genug für sie, warum dann Sachen erzwingen die es noch schwerer machen.
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Und wenn du merkst Brix ist das zuviel würde ich persönlich ihn an den Rand nehmen und ihm Raum verschaffen oder eben eher die Nähe der Hunde suchen, mit denen er besser klar kommt. Wahrscheinlich ja auch eher ruhige Hunde die ihn ignorieren. Dann ist die Übung eben "nicht bestanden", aber es bringt nix ihn in Situationen zu bringen mit denen er nicht klar kommt, weil er es einfach noch nicht kann. Weiß ja nicht was ihr dann da genau machen wollt.
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Und dAlis das hört sich wirklich klasse an, besonders die Situation auf dem Weg, das ist ja wirklich ein Meilenstein!
Was für ein toller Tag, von sowas kann man echt lange zerren und die Motivation ist gleich wieder gepusht! Solche Erfolgserlebnisse sind für einen selbst sooo wichtig. Da kannst du stolz auf den Stinker und dich sein.
Und Jezzman natürlich viel Erfolg beim Deckentraining
Wenn das so weiter geht kann der Sommer ja kommen! Kannst du den Ball auch als Jackpotbelohnung einsetzen oder pusht sie das so extrem, dass dann nicht mehr an Konzentration danach zu denken ist?