Erstmal musst du dir eine dicke Haut anlegen. Wahrscheinlich wirst du noch öfter zu hören bekommen, dass dein Hund "aggressiv" ist, "die Weltherrschaft an sich reißen will", "nicht gut erzogen ist" etc. Das ist anfangs echt schwierig, aber man lernt das mit der Zeit.
Ich habe eine sehr schüchterne Sheltie-Dame, die ich zu keinem fremden Hund mehr hinlasse, weil sie mit diesen Begegnungen einfach überfordert ist und ein Angstkläffen an der Leinen begonnen hat. Du glaubst gar nicht, was ich mir schon anhören musste. "Der Hund wird das nie lernen", "so wird das nichts", "lassen sie ihren Hund zu meinen, der tut nix". Wenn ich gut drauf bin, höre ich gar nicht wirklich zu. Wenn ich nicht so gut drauf bin, sag ich meine hat Flöhe, ist krank, ist läufig oder auf die Aussage "der tut nix", sag ich "aber meine schon". Dann sind die Leute meistens ruhig.
Du scheinst ein gutes Gespür für deinen Hund zu haben. Trau dich einfach das gegenüber anderen Leute zu verbalisieren und beschütze ihn. Er hat ja noch nicht viel kennengelernt und hat dementsprechend Schwierigkeiten in der neuen Welt. Er neigt bei Angst zum Beißen. Genau das ist es, was er eben nicht tun soll. D.h. deine Aufgabe ist, Situationen zu vermeiden, wo er "gezwungen" wird sich zu verteidigen. Wenn er andere Hunde anknurrt, weißt du einfach, dass es ihm zu viel war und du beim nächsten Mal mehr Abstand halten musst. Du musst versuchen alle Situationen so zu gestalten, dass sie ihm keine Angst machen. Dann lernt er, dass die Welt nicht so böse ist und kann mutiger werden. Wenn er immer wieder Angst bekommt, lernt er daraus nichts positives.
Der Welpe deines Schwagers scheint ihm zu wild zu sein. Ich würde jeglichen Kontakt im Freilauf mit ihm vermeiden. Wenn überhaupt, würde ich nur ruhige Spaziergänge an der Leine machen, wo die Hunde gemeinsam die Welt erkunden.
Hast du souveräne erwachsene Hunde in der Gegend? Einem unsicheren Hund hilft ein ruhiger, souveräner Althund sehr viel. Der kann ihm ein bisschen die Welt zeigen.
Ich finde es immer schwierig, wenn dem Hund das Knurren verboten wird. Das ist schließlich eine Kommunikationsart des Hundes. Er warnt und sagt, lass ich mich in Ruhe, geh weg. Und es ist eine Vorstufe zu weiteren, deutlicheren, Warnungen. Wenn man dem Hund das Knurren verbieten, könnte er daraus lernen, dass er gleich schnappt oder beißt. Schließlich darf er ja nicht knurren, was soll er denn sonst machen, wenn er überfordert ist?
Ich kann ja einem Baby auch nicht verbieten zu Schreien?
Viel mehr sollte man für sich selbst Schlüsse daraus ziehen, dass man den Hund überfordert hat.