@UHT23 : der Einfachheit halber zitiere ich mal aus einem Blogartikel eines Tierarztes (der dies ausdrücklich erlaubt). Es geht um ajtualle Forschungsergebnisse.
"Eine der umfassendsten und bezüglich der Fallzahlen beeindruckendsten
Arbeiten zu dem Thema ist für mich "Evaluation of the risk and age of
onset of cancer and behavioral disorders in gonadectomized Vizslas
(Risiko und Erkrankungsbeginn von Krebs und Verhaltensstörungen bei
kastrierten Vizslas)". In dieser im Februar diesen Jahres im angesehenen
Journal of the American Veterinary Medical Association veröffentlichten
Studie greift die Kollegin Christine Zink auf die Daten von 2505 (!)
ungarischen Vorstehhunden (Magyar Vizsla) zurück. Es macht im Rahmen
eines Blog-Artikels wie diesem keinen Sinn, detailliert auf Kollegin
Zinks Ergebnisse einzugehen, aber alles in allem muss man feststellen,
dass kastrierte Tiere beiderlei Geschlechts ein teilweise um ein
Mehrfaches erhöhtes Risiko aufwiesen, an bestimmten Krebsarten
(Mastzelltumore, Hämangiosarkom, Lymphosarkom) zu erkranken, und das
auch noch zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als intakte Artgenossen.
Auch bestimmte Verhaltensstörungen, vor allem die Angst vor Gewittern,
kamen bei kastrierten Tieren deutlich häufiger vor. Andere Studien
belegen, dass das Risiko für die Entwicklung eines Osteosarkoms
(Knochenkrebs) für kastrierte Hunde um das drei- bis vierfache erhöht
ist. Selbst die Datenlage zur Verhinderung von Gesäugetumoren durch die
Kastration steht unter Beschuss. Und bösartige Prostatatumoren beim
Rüden treten bei Kastraten nicht seltener, sondern häufiger auf!
Insgesamt wird die erhöhte Anfälligkeit für Tumorerkrankungen aktuell
mit einer durch den Wegfall der Geschlechtshormone zusammenhängenden
Beeinträchtigung des Immunsystems in Zusammenhang gebracht. Dafür
spricht auch, dass bei kastrierten Hunden offenbar sogar eine höhere
Infektanfälligkeit nachzuweisen ist.
Besonders bedrückend ist für mich, dass eine Kastration fast sicher das
Auftreten von Hämangiosarkomen, den berüchtigten Milztumoren, fördert.
Ich bin auf diese Erkrankung in einem früheren Blogartikel schon einmal
eingegangen. Mit dieser extrem bösartigen und gefährlichen Tumorart
haben wir es bei älteren Hunden andauernd zu tun. Unsere Nandi wurde
aufgrund metastasierter Milztumore eingeschläfert. Die Vorstellung, dass
wir diese fiese Krankheit durch Kastration auch noch gefördert haben
sollen, finde ich einfach schrecklich. Meine amerikanische Kollegin und
Krebsspezialistin Alice Villalobos findet dafür einen sehr passenden
Ausdruck: Earth shattering!"
Quelle: Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel - Ulm / Neu-Ulm - Kleintierpraxis Ralph Rückert