Beiträge von Quarus

    Auf Usedom gibt es ein paar Hundestrände,wo sich mögliche Hunde "verlaufen" können. Da gehe ich hin, wenn Ruhe herrscht. Bisher waren entstehende Kontakte zwischen einzelnen Hunden und meinen durchaus erfreulich. Ich habe aber hauptsächlich kleine, versteckte Badestellen an Haff oder Achterwasser, wo wir allein sind.

    Meine Hunde haben ihre Nasen nicht in fremde Taschen zu stecken, und ich verbitte mir das bei fremden Hunden auch.

    Ich erlebe gerade was mit, über das ich doch ziemlich nachdenken muß. Freunde von mir, mit naturwissenschaftlichem Background, haben lange eine große Rasse gezüchtet und sind sehr engagiert im Zuchtverein. Sie haben dann ein paar Jahre mit der Zucht aufgehört und konnten in der Zwischenzeit sehen ,dass sie durchaus erfolgreich gewesen waren: fast ihre gesamte Nachzucht erreichte ein ziemlich hohes Alter, so um die 14. Was für einen Großhund ja durchaus beachtlich ist.

    Jetzt, nach dem Alterstod ihrer lange pensionierten Althündin, wollten sie wieder einsteigen. Haben sich also mit all ihrer jahrzehntelangen Sachkunde und den besten connections einen Welpen bestellt und auch die Hündin ihrer Träume bekommen. Die ist jetzt 6 Monate alt, und es hat sich herausgestellt, dass ihr Vater, dessen erster Wurf es war, einen Herzdefekt, auf den man nicht vorher testen kann, mitgegeben hat. Auch ihre junge Hündin ist betroffen.

    Natürlich geht die nicht in die Zucht, und natürlich behalten sie ihre Hündin. Zwei Hündinnen möchten sie inzwischen nicht mehr haben, als war's das mit den Zuchtträumen. Für sie selbstverständlich, aber für die Rasse traurig ,dass so engagierte und kenntnisreiche Züchter eben nicht weitermachen. Ich finde das menschlich verständlich und hätte es genauso gemacht, aber irgendwie beschäftigt mich das schon, weil es insgesamt für die Rasse so ein herber Verlust ist....

    Das ist natürlich schade, aber es gäbe noch 101 andere Gründe, wie es mit der geplanten Zuchtwiederaufnahme hätte schiefgehen können. Das ist halt "alles auf eine Karte setzen", und jeder in welche Richtung auch immer ambitionierte Welpenkäufer muss damit rechnen....

    So beobachte ich es bei den Züchtern, von denen ich einen Welpen gern nehmen würde. Einige schaffen es, auch mit wenigen Würfen ziemlich regelmässig herausragende Hunde zu züchten, die andere junge Zwinger begründen. Aus in Zusammenarbeit geplanten Würfen kommt dann bei Bedarf ein gut veranlagter Welpe in den Ursprungszwinger zurück. Dieses Modell ziehe ich der Einzelkämpfermethode mit vielen Hunden vor, weil es nicht nur der Rasse dient, sondern auch der Wissenstransfer funktioniert.

    Oh, für Canto ist jeder fremde Hund ein potenzieller Tobepartner, deshalb möchte er gern Kontakt aufnehmen und nett (aber leider etwas boxertramplig) nachfragen. Mag der andere Hund nicht, akzeptiert er die Zurückweisung, egal, ob Rüde oder Hündin. Ansonsten beginnt ein noch vorsichtiges Rennspiel. Letzte Woche bretterte ein junger Labradorrüde in uns rein, Besitzer 200 m weg, da half nur Leine ab und hoffen, dass beide Rüden nicht eskalieren. Sie haben aber fix gemerkt, dass sie auf gleicher Wellenlänge liegen und sind in großen Kreisen um mich herum gerast.

    Aber hat uns das "schneller, höher, weiter" in der Hundezucht nicht gerade in die heutige Bredoullie geritten? Die grossen Schauzüchter, oft gleichzeitig Schaurichter, waren doch genau die, die gefährliche Trends setzten und mit der ganzen Kraft ihres Einflusses vermarkteten. Der Übertyp vieler Rassen kommt doch nicht vom Gelegenheitszüchter, der kommt von den bekannten grossen Zwingern mit besten Verbindungen und einem "Zwang zum Erfolg", weil der Idealismus mit der Grösse der Zucht dem Gewinnstreben weichen musste und der Konkurrenzkampf existenzbestimmend ist. Wer nicht regelmässig Schausieger produziert, bleibt auf seinen vielen Welpen sitzen und kann besonders keine hochpreisigen Zuchttiere und Sieger verkaufen. Deshalb MUSS der mit hohen Kosten aufgebaute Hund siegen, und das tut er, wenn ein rassetypisches, sehr erwünschtes und hoch prämiertes Merkmal GANZ besonders ausgeprägt ist. Es gibt sicherlich bei den Arbeitsrassen auch Grosszüchter, die sich der Gebrauchstüchtigkeit verschrieben haben, die nehme ich mal aus. Aber wieviel Prozent der Züchter fallen darunter, denn Arbeitshunde erfordern mehr Aufwand als Schauzuchten, um zuchtbestimmend zu werden.

    Vielleicht reicht es ja, gute "Durchschnittshunde" zu züchten, wenn sie nur an Geist und Körper gesund sind, und ihre Aufgaben erfüllen können. Dafür müssen dann alte Zuchttiere nicht abgestossen werden. Ich bin nicht per se dagegen, es kann auch vorteilhaft für das Einzeltier sein, aber eben einzelfallbezogen.

    Meines Wissens gibt es für gewerbliche Hundezüchter (hoffentlich habe ich nicht "gewerblich" und "gewerbsmäßig" verwechselt) in D die gesetzliche Regelung, daß pro 10 Zuchthunden eine vollbeschäftigte Betreuungsperson nachzuweisen ist. "UnsUwe" hat die Auflagen z.B. letztlich bewogen, seine Welpenproduktion aufzugeben. Und die Bestimmung, nur noch gegen Tollwut wirksam immunisierte Welpen, somit Mindestalter 15 Wochen, einführen zu dürfen, sollte auch den grenzüberschreitenden Welpenhandel eindämmen.