Beiträge von Quarus

    Was Du über Deine Hunde sagst, mag bestimmt alles richtig sein.

    Aber wenn das pauschal gelten sollte, würde ich solche durch normale Bewegungsmöglichkeiten gestresste Hunde als krank ansehen.

    Einerseits wird der Hund an der Laufleistung des Wolfes gemessen, der ohne gesundheitlichen Schaden regelmäßig 80 km zurücklegen kann, an einem Tag. Andererseits wird überforderung angenommen, wenn Welpen/ Junghunde mehr als 3 x 15 Minuten am Tag aus der Wohnung kommen. Was sagt das über die Hundehaltung? Entweder, diese Hunde sind psychisch sehr schwach auf der Brust, oder das Haltungsumfeld paßt überhaupt nicht.

    Beide Varianten finde ich nicht normal und akzeptabel.

    Wieviele Hunde wachsen denn als Leistungssportler auf, und wieviele entsprechen eher dem menschlichen Pendant Couchpotatoe? Und welche Gruppe hat vorramgig gesundheitliche Probleme aller Arten? Zumindest sind mir im humanen Bereich keine Aufrufe bekannt, Kinder ruhiger zu halten und ihren Bewegungsdrang einzuschränken. :ugly:

    Ich bin jetzt zugegebenermaßen auch verblüfft. Im Qualzuchttread wird die Gesundheit von Rassen u.a. daran gemessen, ob sie in der Lage sind, regelmäßig große Strecken in flotter, gleichmäßiger Geschwindigkeit zurückzulegen. Rassen wie der Mops, die seit kurzem über sehr moderate Belastungstests auf kurzen Strecken getestet werden, müssen massive Kritik einstecken. Sie könnten nach wie vor nicht die der Spezies üblichen Laufleistungen erbringen.

    Jetzt erfahre ich, gerade diese Laufleistungen wird total überschätzt, stresst viele Hunde psychisch.

    Da drängt sich mir der Gedanke auf, daß diese physische Einschränkung doch prima mit der als normal angesehenen psychischen Einschränkung korrespondiert. Hunde, die nicht laufen können in zweierlei Hinsicht treffen auf Menschen, die mit ihnen nicht laufen wollen. Perfekt.

    Junghunde, die auf Ruhe getrimmt werden, sind eben bequemer in begrenzten Räumen und Gebieten zu halten als Junghunde, die ausgiebig ihrem Explorationsdrang nachgehen dürfen. Für mich klingt das nach "Aus der Not eine Tugend machen". Habe ich einen Hund mit schwachem Nervenkostüm, "adele" ich dieses Manko mit der Behauptung, das Management wäre doch der Normalfall, und nicht die Ausnahme.

    Und das Welpen/ Junghunde grundsätzlich "nicht zu wenig, aber schnell zu viel" laufen können, ist eine steile These. Mangelnde Übung des Bewegungsapperates in der Jugend ist meiner Meinung nach für mehr spätere Auffälligkeiten verantwortlich, als die gefürchtete Überlastung. Die gibt es, aber seltener als Unterlastung.

    Die Verbesserung von Haustieren kann nur in Bezug auf ihren Nutzen (materiell oder emotional) für den Menschen gesehen werden. Nicht in Bezug auf die Wildform. Definiert ist das anzustrebende Ideal in den Sortenbeschreibungen bei Pflanzen oder den Rassebeschreibungen bei Tieren. Die stellen das Ziel dar. Wie bei allem menschengemachten, das ist bei Straßen oder Gebäuden nicht anders, gibt es keinen statischen Zustand für die Ewigkeit, weil außer dem Menschen noch ungezählte externe Einflüsse einwirken. Wenn eine Straße nicht permanent instandgehalten wird, verschwindet sie irgendwann, zerbröselt, wird unpassierbar. Ihr Nutzen ist futsch. Mit Haustieren und Nutzpflanzen ist es nicht anders. Der Dingo ist ein Überlebenskünstler, aber ist weder spezialisierter Jagdhelfer, noch Herdenschützer, noch emotionaler Halt oder Sportpartner. Wozu sollte man sich einen Dingo halten, wenn er nur Probleme schafft?

    Kaum eine Hunderasse könnte ohne den Menschen überleben und für die Arterhaltung sorgen (tatsächliche Wildhunde etc ausgeschlossen). Von daher kann man mMn wohl kaum von Verbesserung sprechen, wenn der Hund die Fähigkeit zum Überleben verloren hat. Das gleiche gilt für alle Haustierrassen: weniger intelligent und anfälliger; da brauch man doch nichts zu beschönigen :ka:

    Die Domestikation von Haustieren, auch des Hundes, verfolgte nie den Zweck, die Wildform zu "verbessern". Das wurde doch auch nie behauptet. Haustiere sind weder dümmer, noch anfälliger, ihre Selektion erfolgte eben in eine andere Richtung, die den Nutzen für den Menschen maximierte. Vom ethischen Standpunkt aus sind auf jeden Fall Auswüchse dabei, die abzulehnen sind. Aber die Leistung einer Milchkuh, die unfassbare 10 000 l Milch im Jahr gibt, ist nicht geringer als das Überleben des Auerochsens früherer Jahrhunderte in den Wäldern Europas.

    Hunde sind keine schlechteren Wölfe, weil sie nicht mehr selbst jagen. Sie sind nach Kriterien des Fortpflanzungserfolges eher die "besseren", "verbesserten" Wölfe, die eine für beide beteiligten Spezies ungeheuer enge Symbiose eingegangen sind. Aber diese Vergleiche werden weder der Wildform, noch der Haustierform gerecht.

    Hier in der tiefsten Provinz kommt jede Mode mit Verzögerung an. Schwer angesagt sind immer noch Rigdebacks, Aussies, Möpse. Golden und Labradore sind konstant häufig, dabei nicht mal die ausgesprochen fetten Exemplare, sondern moderat mopplige, wie jeder Hund wird, der wenig Auslauf hat.

    Explosionsartig nehmen Französische Bulldoggen zu, OEB und jede Menge Zwischenstufen, Varianten und Mixe aus Bulldoggen und Möpsen. Sind halt nicht so anstrengend beim Promenieren, 100 m zum Cafe und zurück...

    Ich kenne das von meinem Matteo. Einerseits ist es natürlich gut, daß Unverdauliches nicht den ganzen Verdauungstrakt entlang wandert, sondern Hund sich dessen auf kürzestem Weg entledigen kann. Andererseits muß man bei einem "Allesfresser" permanent aufpassen und ich war immer wieder erstaunt, was als fressenswürdig angesehen wurde. Das Allerkrasseste war eine ausgewürgte Acrylglasscherbe. Hätte ich geahnt, daß so ein Ding im Hund ist, wäre ich zur Tierklinik gerast und hätte operieren lassen. So war das Ding plötzlich im "Gewölle" und ich konnte erst nachträglich hyperventilieren.

    Es hilft wirklich nur permanente Kontrolle, Sauerkraut für den Notfall und mit Argusaugen alles wegräumen, was ins Maul passt.