Für mein Empfinden ist es ein eh ein bisschen komisch, von "Respekt gegenüber toten Lebewesen" zu sprechen. Ein Lebewesen will in erster Linie, wie der Name schon sagt, leben. Respekt gegenüber einem Lebewesen bedeutet für mich, ihm das Leben zu lassen, und zwar in lebenswerter Art und Weise. Töte ich es, dann braucht es keinen Respekt mehr, dann kann ich ihm gar keinen Respekt mehr entgegenbringen. Das ist dann bloß fürs eigene Gewissen. In meinen Augen.
Aber was ich eigentlich sagen wollte, hierzu:
Noch mal darüber nachgedacht, warum ich für mich Veganismus auch ablehne. Was nicht gleichzusetzen ist mit dem Menschen hinter der Ernährungs/Lebensform.
Es ist für mich auch ein Gegenpol des anderen Extrems - der völligen Denaturierung, Industrialisierung, Verdinglichung von Lebewesen.
Auch Veganismus ist für mich künstlich und ein anderes, vermenschlichendes Extrem im Umgang mit Tieren.
Manchmal denke ich, er hat seine Wurzel in der Urangst vor Endlichkeit, Tod, Verlust und der Brutalität des Lebens.
Unser industriell geprägter Umgang mit Tieren verdinglicht sie. Die - in verschiedenen Bereichen um sich greifende Vermenschlichung, erhöht sie bisweilen in einem Maß, dem Tiere selbst gar nicht gerecht werden können.
Ich bin eine große Freundin des Mittelmaßes. Aber auch der, alle Facetten des Lebens zu akzeptieren, nicht nur die vermeintlich schönen.
Ich gehe so weit, anzunehmen, dass eine intensiv vegane oder stark tierrechtlich geprägte Sicht auf Tiere Gefahr läuft a) nicht menschenfreundlich zu sein und b) auch Tiere nicht als Solche zu begreifen und ihnen damit auf lange Sicht gar nicht so besonders zum Nutzen zu gereichen.
Und wenn ich ausgeschlafener bin, denk ich noch weiter drüber nach.
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Diese Gedankengänge finde ich spannend.
Nicht übereinstimmen tu ich mit der Aussage, dass vegan ein vermenschlichendes Extrem im Umgang mit Tieren ist. Zumindest möchte ich kein Lebewesen vermenschlichen - das wäre eine Beleidigung für jedes Tier.
Ich möchte es in seinem Dasein respektieren und wünsche mir, dass jedes Lebewesen so leben kann, wie es seiner Natur entspricht.
Interessant finde ich aber den zweiten Teil des Textes... die Wurzel in der Urangst vor Endlichkeit, Tod, Verlust und der Brutalität des Lebens. Hm. Ja, könnte für mich persönlich sogar irgendwo stimmen. Ich bin, was das angeht, sehr sensibel und generell ein "Weltschmerz"-Typ, der sich die Welt schöner, friedlicher wünschen würde als sie ist. Auch mit Tod und Endlichkeit habe ich so meine Problemchen, was aber sicherlich fast jeder irgendwie hat. Und wie du schreibst, die nicht so schönen Facetten des Lebens zu akzeptieren, fällt mir tendenziell schwer. Ich denke, dass viele Vegetarier/Veganer sensible, sehr empathische Menschen sind, mehr als der "Durchschnittsmensch". Neben den Vegetariern/Veganern, die aus rationalen (Umwelt, Gesundheit etc.) Gründen so leben wie sie leben.
Beim letzten Absatz kann ich wieder nicht so zustimmen, aber welches Menschen-, Tier-, Lebewesen- und Weltbild man hat, würde ja 100e Seite füllen. 