Ich finde, du sprichst da ein sehr sensibles Thema an, auf das man nur sehr schwer antworten kann.
Ich habe in meinem Beruf schon sehr, sehr viele Hunde über die Regenbogenbrücke begleitet, aber bei einem eigenen Hund musste ich die Entscheidung noch nie treffen.
Es gibt allerdings etwas, was die meisten dieser Hunde gemeinsam hatten: Einen ganz besonderen Blick. Wenn bei uns ein Patient rein kommt, bei dem aufgrund der Beschreibungen am Telefon schon klar ist, dass es ernst ist, sieht man idR schon beim Reinkommen, in welche Richtung es geht. Es ist ein bisschen schwer zu erklären, es soll natürlich nicht so klingen, als würde da nach Gefühl entschieden. Natürlich entscheiden medizinische Faktoren über eine Euthanasie. Aber dieser Blick trifft einen einfach sofort und sagt mit aller Kraft "Ich will nicht mehr!". Man kann ihn schlecht beschreiben, aber wenn man ihn sieht, erkennt man es sofort, finde ich.
Es gibt auch Hunde, die diesen Blick vor einer Euthanasie nicht haben. Allerdings sind das in aller Regel "Vernunfts-Euthanasien", die die Besitzer schlichtweg wünschen, damit das Tier gar nicht erst große Schmerzen leiden muss, weil schon klar ist, dass enorme Schmerzen unausweichlich sind (Krebserkankungen in den meisten Fällen, beispielsweise aber auch sehr starke Bandscheibenvorfälle o.ä., wobei das Tier kognitiv noch voll dabei ist). Das sind für mich die schwereren Euthanasien, aber auch diese kann ich voll und ganz verstehen.
Für mich persönlich wünsche ich mir tatsächlich, dass dieser Blick wirklich da ist an jenem Tag. Einfach, weil es mir das Gefühl geben würde, ganz ganz sicher das richtige zu tun.
Gleichzeitig würde ich, je nach Diagnose, eine "Euthanasie vor den Schmerzen" nicht ausschließen. Es würde mir schwerer fallen, weil dieser Blick für mich so etwas wie eine Bestätigung von Seiten des Hundes bedeutet, die würde hier fehlen. Aber ich möchte nicht, dass mein Hund schwere Schmerzen leiden muss (Knochenkrebs,...).
Ich denke, auch ohne es jemals persönlich entschieden zu haben, dass du den Moment erkennen wirst, ob mit Blick oder ohne. Bisher hat bei uns noch jeder unserer Kunden den für sich richtigen Moment erkannt, wenn er da war. Und in 98% der Fälle deckt der sich mit der tiermedizinischen Sichtweise. Genauso gehen manche mit ihrem Tier wieder nach Hause, weil sie einfach sagen, dass es sich noch nicht richtig anfühlt. Die rufen vielleicht 4 Tage später an und dann ist er da, für alle Beteiligten.
Mit dem TA würde ich einfach vorher klären, dass du eine Euthanasie zu Hause wünschst. Vielleicht fragst du gleich, ob eine bestimmte Uhrzeit möglich wäre im Fall der Fälle, die auch ganz bestimmt eingehalten werden kann. Mir tut es immer sehr leid für Kunden und Patienten, wenn wir einen Euthanasie-Hausbesuch nach hinten verschieben müssen, weil in der Praxis einfach zu viel Betrieb ist. Dieses "Warten-lassen" ist schrecklich, das warten noch viel schlimmer. Dein TA hat sicherlich Zeiten, bei einer geplanten (!) Euthanasie, zu denen er ganz sicher wie abgemacht erscheinen kann.
Es gibt Hunde, die muss man als Tierarzt zu Hause im eigenen Hundebett nur liebevoll streicheln und schon geraten sie in Angst, zittern, weil sie wissen, dass dem liebevollen Streicheln zumindest irgendeine Untersuchung folgt, und sei es nur wegen einer Zecke. Wenn deine Hündin auch zu denjenigen gehört, die bei subtilen Berührungen, die auf Behandlung hinweisen, ins Angst gerät, kann man vor dem Besuch des TA auch etwas geben, das bereits sedierend wirkt. Ganz plump gesagt, kommt es daran bei vorstehender Euthanasie auch nicht mehr an (außer der Hund ist so herzschwach o.ä., dass ein sedierendes Mittel voll nach hinten losgehen kann). Der Hund wird aber schon beim Legen des Venenzugangs (oder allein beim Hinknien des TA) eine "Scheiß-egal-Einstellung", das finde ich eigentlich eine Erleichterung. Für mich als Halter ist der Gedanke traurig, dass mein Hund kurz vor der Euthanasie noch mal so in Angst versetzt wird, daher finde ich diese Option nicht schlecht, auch wenn es nicht jeder TA von sich aus anbietet (nachfragen, ob möglich!). Die Euthanasie dauert unterschiedlich lange, ist idR aber ein verhätlnismäßig kurzer Akt (auch abhängig davon, wohin die endgültige Spritze injiziert wird und ob die Narkose intravenös erfolgen kann).
Ich wünsche dir viel Kraft für die Entscheidung und einen einfühlsamen Tierarzt, der euch zur Seite steht, wenn es so weit ist!