Nicki (11) ist jetzt gut eingestellt mit den Schilddrüsentabletten. Zum Glück, denn jeder TA-Besuch ist für sie der blanke Horror und mit fortschreitendem Alter wird es immer schlimmer.
Ihre plötzlich entwickelte Geräuschangst, durch die wir zufällig das Thema Schilddrüse entdeckt haben, bleibt aber. Wir haben nun wirklich wochenlang das Dorf und somit den Schützenverein gemieden. Nach und nach habe ich Runden eingeschlichen, die weitläufig um den Verein gehen und es war völlig okay für sie. Zuletzt konnten wir wieder direkt am Übungsplatz vorbei, erstmal außerhalb der Übungszeiten. Also habe ich es vergangene Woche gewagt und bin zur Schießzeit dorthin gelaufen. Keine Chance, wieder absolute Panik, als sie das Geräusch nur annähernd in die Ohren bekommen hat. Es ist wirklich kein lautes Geräusch, aber es macht ihr unglaublich Angst.
Ich dachte dann natürlich, nun ist bestimmt wieder das ganze Dorf Lava, aber zum Glück nicht. Mit Hundefreunden und viel Ablenkung kann ich sogar jetzt schon wieder direkt am Übungsplatz vorbei, wenn kein Training ist.
Gewitter und Überschallknall sind mittlerweile leider auch ein großes Thema. Nun blieb Nicki noch nie wirklich gerne alleine, aber seit die Geräuschangst dazugekommen ist, haben wir ja gar keine Chance mehr. Sie öffnet die Haustüre und sucht meine Mama, wenn sie nur im Garten die Blumen gießt. Sie bleibt nicht einmal mehr wirklich im Erdgeschoss 'alleine', wenn sich meine Mama/Papa im 1. Stock oder Keller aufhalten. Wenn wir nur einmal vergessen die Haustür abzuschließen (was bei 4 Personen und 2 Teenies im Haushalt leider passieren kann...), rennt sie ziellos unsere Spielstraße auf und ab oder sucht beim Nachbarn Anschluss, bis wir wieder zurückkommen.
Für uns alle ist das grade eine richtige Belastungsprobe und die Nerven liegen teilweise blank. Wir arbeiten alle unterschiedlich und wohnen in 2 verschiedenen Haushalten. Die Hunde werden schon immer so betreut, dass sie außer kleinen Lücken von 1-3 Stunden (Einkaufen, Arztbesuche etc.) nicht alleine sind. Diese Lücken waren nun jahrelang kein großes Problem für Nicki. Nur zu oft oder zu lang am Stück, aber damit konnten wir uns abfinden. Jetzt müssen wir sie uns quasi ans Bein binden, was einfach nicht immer möglich ist. Bin ich arbeiten, ist meine Mama Zuhause und muss ihre Termine wahrnehmen. Bin ich Zuhause, ist meine Mama arbeiten. Wir wechseln uns gefühlt ab zwischen Arbeit und Hundebetreuung. Bei den aktuellen Temperaturen kann sie weder im Auto warten, noch kann sie zu jedem Anlass mit.
Nehme ich sie mit in die Arbeit, müsste ich sie quasi mit zur Toilette nehmen, weil sie nicht ohne mich im Büro bleibt. Ich darf sie mitnehmen, aber selbst das gestaltet sich sehr schwierig, weil ich nicht durchgehend im Büro bin, sondern teilweise in der Produktion, wo es auch gefährlich für sie werden könnte.
Ich bin gerade einfach nur froh, dass ich eine gute Bekannte habe, die sie mir immer mal wieder abnimmt. Dadurch, dass sie Frührentnerin ist und selber mittlerweile einen Hund hat, ist sie eigentlich fast immer Zuhause.
Aber.. es ist trotzdem sehr sehr anstrengend für mich. Es tut mir dann auch für den Hund leid, wenn ich sie von A nach B zu C bringen muss, weil ich auch noch ein Leben ohne Hund habe.
So.. das musste mal raus. Es sieht nämlich nicht danach aus, als würde das nochmal besser werden (wohl eher schlimmer) und ich bin mir sicher, Nicki will mindestens 15 Jahre alt werden. Soll sie auch, sie ist mein absoluter Schatz, aber es werden dann trotzdem noch richtig anstrengende Jahre. Sie ist einfach auch noch nie der Typ Hund gewesen, der entspannt mit durch den (hundeuntauglichen) Alltag schlendert. Neue Orte, viele Menschen, Großstadt, fremde Umgebung, viele und längere Autofahrten, das alles stresst und pusht sie total und sie braucht dann ewig, um wieder entspannen zu können. Für mich also nicht schön und für den Hund nicht schön, wenn ich sie überallhin mitnehmen 'muss'. 