Interessantes Thema!
Ich bin mit Tieren aufgewachsen und bei meiner Familie galt "das macht man so, weil man das eben so macht". Das soll nicht heißen, dass die Tiere nachlässig behandelt wurden oder dergleichen aber hinterfragt und wirklich individuell angepasst wurde eher wenig. Damals hab ich vieles schon nicht verstanden und es konnte mir von den Erziehungsberechtigten auch nicht beantwortet werden. Billiges Beispiel: Warum müssen die Hunde auf Kommandos hören und die Katzen können machen was sie wollen? - Weil das so ist.
Die Antwort fand ich unzureichend und hab halt mein Ding und viel aus dem Bauch heraus gemacht, der Fokus lag auf der Bindung. Und trotzdem bin ich dann mal - muss ich wirklich zu meiner Schande gestehen - ein Stück weit auf diesen "Hunde haben zu funktionieren und sich unter mir zu sehen und dafür muss man härter und strenger sein"-Zug aufgesprungen. Mit Unterwerfen und diesem ganzen Quatsch. Zum Glück hatte ich da schon ne Weile meinen Dicken. Der lässt sich keinen Blödsinn bieten und hat mich davon auch zum Glück sehr sehr schnell wieder abgebracht.
Danach bin ich wieder sehr klar zu "meinen Wurzeln" zurückgekehrt, wenn man so will.
Das heißt unter anderem, es gibt für alle die gleichen Regeln und Grenzen. Keiner muss sich lieben, aber Aggressionen und Mobben oder aufgezwungenen Körperkontakt gibt es nicht. Ressourcen dürfen im Rahmen verteidigt werden - ich verbiete niemandem, zu knurren, wegzugehen oder wenn derjenige verfolgt wird, mal zur Warnung in die Luft zu schnappen. Dann kriegt der Grenzüberschreiter ne Ansage. Und dabei ist mir egal, ob es sich um ein anderes Tier oder einen Menschen handelt.
Ruhe beibringen vs. Auslasten aber auch Essensmengen (und alle anderen oftmals pauschalisierten Aussagen) - da lass ich mir nicht mehr reinreden. Ich setze da eher auf: Tiere müssen die Gelegenheit zur Selbstregulierung haben, genauso wie Menschen. Ansonsten muss ich ein Leben lang regulieren und das möchte ich nur machen, wenn es anders wirklich gar nicht geht. Selbstregulierung entstehen zu lassen funktioniert wiederum nur, wenn ich dann auch die Zeichen erkenne, wann ich anfangs Hilfestellung geben muss.
Manch einer hat mich dafür verurteilt, dass ich einen Welpen drei Stunden täglich mit nach draußen genommen habe. Der ist da auch mal kurz gesprintet (auweia! - aber ich hab ihn eben auch getragen oder eine Pause eingelegt, wenn er drohte zu überdrehen oder müde wurde). Manch einer verurteilt mich dafür, dass meine Hunde die Aufpasser bei den Katzen sind (dann arbeiten die ja den ganzen Tag - auweia! - aber sie entscheiden selbst, wie lange das geht und die Katzen schlafen viel)
Manch einer verurteilt mich dafür, dass ich die Hunde dosiert belaste. Also Tierarzt, Einkaufszentrum und ein Lauf durch die Innenstadt würde ich mit denen nicht an einem Tag machen. Dann plane ich halt anders, wenn nötig und möglich (wir wohnen nicht in der Innenstadt, daher ist das nichts Alltägliches für sie).
Quintessenz: Bei all den Trends und Einstellungen versuche ich mich soweit wie möglich auf das Individuum zu konzentrieren und es entsprechend zu fordern, zu fördern und eine Bindung aufzubauen.
Das heißt aber nicht, dass ich mir neue Argumente nicht gerne anhöre und darüber nachdenke! Nur so kann man ja mehr Verständnis entwickeln, lernen und vielleicht etwas besser machen.
Aber es hat halt eine eine "böse" Reaktion meines Rüden gebraucht, damit ich wieder bei dieser Einstellung ankomme.