Irgendwie reden wir hier glaube ich immer noch aneinander vorbei.
Wenn ich es ermögliche, dass der Welpe mich in Sichtweite haben kann, gehe ich damit auf ein Bedürfnis von ihm ein. Das mache ich z.B. auch, wenn ich aller zwei Stunden rausgehe - damit bring ich dem Tier doch auch nicht bei, dass es für immer und ewig aller zwei Stunden rauskommt und muss ihm das dann mühsam wieder aberziehen. Sondern ich mache das anfangs und dann ändert es sich fließend und automatisch.
Ich verstehe die Vergleiche zum Züchter nicht. Ein Welpe ist beim Züchter in vertrauter Umgebung, hat dort in der Regel Geschwister und Mutter. Warum sollte er dort irgendnem Menschen hinterherlaufen? Da hat er doch bereits Sicherheit, Bindung und Vertrauen. In einem neuen Zuhause mit neuen Menschen und plötzlich auf sich allein gestellt hat er das nicht. Da ist es doch schlicht und einfach logisch, dass sich ein Welpe erstmal anders verhält und unsicher ist.
Was haben Sichtkontakt und mitlaufen lassen mit Bemuttern, Kleben, Körperkontakt zu tun? Bzw. wie kommt ihr darauf, dass mitlaufen lassen etwas anderes ist, als eben mitlaufen lassen? Das heißt eben nicht, den Hund 24/7 beachten, kuscheln, ansprechen, streicheln und betüdeln - sondern schlicht und einfach, dass er mitkommen kann, wenn er möchte und das braucht. Deswegen kann man immer noch ganz normal kochen, abwaschen, Papierkram machen oder was auch immer. Sobald ein Hund diese Dinge kennt, werden die langweilig. Sobald ein Hund ankommen und Vertrauen in seine Umgebung und Menschen fassen konnte, braucht er das Mitlaufen auch nicht mehr. Das ist schlicht und einfach eine Anfangshilfe. Der eine Welpe braucht das mehr, der andere weniger. Genauso wie der eine Welpe vielleicht schon lange in der Nacht durchschlafen kann und der andere nochmal raus muss. Das Mitlaufen legt sich also von ganz allein und muss nicht "aberzogen" werden.
Das kann man finde ich auch sehr schön mit Kindern in Kitas vergleichen. Das Kind kann zuhause schon sehr selbstständig sein, sich alleine beschäftigen und klebt mit Sicherheit nicht an jeder Minute des Tages an den Eltern. (wie Welpen beim Züchter)
An den ersten Tagen im Kindergarten wird es sich aus Unsicherheit aber sehr wahrscheinlich erstmal wieder an einen Rockzipfel hängen, bis es die Umgebung kennt, Vertrauen aufbaut, andere Kinder kennenlernt. (Welpe, der hinterherläuft) Sobald das passiert, können Mama und Papa verschwinden und es ist dem Kind ziemlich wurscht - das Spielen ist dann nämlich spannender.
Heutzutage gibt es genau aus diesem Grund Eingewöhnungsphasen, in denen die Eltern noch anwesend sein dürfen. Da kommt keiner mehr auf die Idee: Tür auf, Kind rein, Tür zu. Passt schon, muss es ja lernen.
Das klappt zwar auch aber erstmal ankommen lassen und erlauben, dass es sich an die Eltern hängen kann ist eben eine deutlich sanftere Methode. Und so ist das bei Welpen bzw. Hunden eben auch.