Beiträge von Danskypack

    Tierschutzvermittlung aus dem Ausland finde ich eine gute Sache - ABER man muss sich vollkommen klar sein, dass da etwas Unerwartetes kommt, dass man sich auf nix verlassen kann und dass man mit allem, wirklich allem klar kommen und arbeiten muss!!!

    Mein Settermix aus Spanien kam auch so zu mir und meinem damaligen Partner. Unsere gute Kommunikation mit spanischem Tierheim und deutschem Verein war kompletter Crap, wie sich herausstellte, als er in D war:
    - Katzenverträglichkeit war uns wichtig. Es hieß, dass er komplett cool und geübt darin wäre. Tatsächlich hat er unsere Katze die ersten Wochen wild gejagt.
    - Er sollte 1,5 Jahre alt sein. 4,5 Jahre waren es tatsächlich.
    - Der Mittelmeerkrankheitencheck war komplett negativ. Leider war der Leishmaniose-Titer-Test in D aber dann trotzdem positiv.

    Als unser Tristan dann bei uns war, war die erste Zeit sehr, sehr fordernd.
    Er verhielt sich "autistisch", konnte stundenlang eine weiße Wand anschauen.
    Alles war zuviel, weil neu und unheimlich: eigener Napf????? Eigenes Körbchen???? ... -TILT-

    Es war gar nicht so sehr eine Frage von Arbeit, mehr eine unserer Geduld. Wir mussten ihm einfach sehr, seeeehr lange Zeit zum Akklimatisieren geben.
    Mit der Zeit fand er dann sein neues Zuhause offensichtlich ziemlich OK.
    :D

    Mit ein paar Macken (Angst vor Inlinern + Rollern; Angst vor Stöcken, erstrecht in Männerhand; wenig bis null Gehorsam outdoor, weil er da auf 100%ige Straßenhund-Selbständigkeit schaltete; gieriger Heißhunger auf öffentlichen Müll;...) wurde dann aber aus Tristan ein vollkommener Traumhund und aus uns dreien ein Traumteam!
    Mit ca. 8 Jahren war er endlich halbwegs in der Lage, frei zu laufen (obwohl das bis zuletzt nie seine stärkste Disziplin wurde).
    Er war immer verträglich mit allen und allem. Nie rabaukig, nie pöbelnd... er war froh, seine Ruhe vor anderen zu haben und wenn er einen Hund so richtig mochte, wurde auch mal gespielt.
    Er war immer sichtlich gut gelaunt und wirkte dauerhappy.
    Sein Titerwert ist stets im unteren Bereich geblieben, es kam nie zum Leishmanioseausbruch.
    Insgesamt hatte er eine extrarobuste Gesundheit. Nie irgendwas, bis es dann im Alter auf einmal rapide ging.
    Er wurde für einen Settermix ordentlich alt und lebte noch 10,5 Jahre ein ziemlich rundes, gutes Hundeleben in Deutschland, nachdem er einen miesen Start erwischt hatte..

    Rückblickend bereue und bedauere ich GAR NIX.
    Das war wunderbar und richtig so wie es war.
    ABER...: Wenn ich vorher gewusst hätte, was da kommen wird, ich hätte mich NIE getraut.
    Heute kann ich mir vorstellen, nochmal einen Auslandsvermittlungshund zu nehmen (theoretisch - wir sind gerade vollsten versorgt) - wüsste aber, dass das eine unbekannte Größe und ein Wagnis ist.

    Ich denke, die beschriebene Unverträglichkeit hat nicht wirklich was mit dem Geschlecht zu tun.
    Mehr damit, dass ein natürliches Muster von Schutzverhalten als logisch zu einer bestimmten Situation passend abgespeichert wurde und sich nun immer wieder als nützlich erweist (das Abschrecken funktioniert ja und damit ist der Zweck prima erfüllt).
    Man müsste sich m. E. daran machen, die Situation auseinanderzubasteln, die den Rahmen für die Speicherung gibt - also nicht das Verhalten selbst, sondern die auslösenden Bedingungen - das Verhalten kann und sollte man freilich auch angehen, also möglichst nicht bestätigen (auch nicht negativ bestätigen) aber das wäre quasi oberflächlich... es geht um die Situation.
    Die auslösende Situation ist: "Anderer Hund = Gefahr, deshalb Abwehr".
    Wenn das umgemünzt wird könnte es heißen: "Anderer Hund = vielfältige Möglichkeiten für Positives und Negatives, deshalb erstmal prüfen und dann unterschiedlich verhalten."

    Viel (kontrollierter) Kontakt zu anderen würde mir da als erstes einfallen, auf dem Hundeplatz, der Hundewiese und in Gassiverabredungen - immer mit informierten anderen HH (!!!) und viel Zeit + Geduld. Nicht das Abwehrverhalten als Anlass nehmen, die Situation aufzulösen (also Erfolg geben), sondern in unbedrohlichen Situationen mit guter Laune und viel Leckerlie und Lob solche Situationen länger stattfinden lassen.
    Wenn Dein Hund dann aggressiver wird oder tatsächlich auf Angriff schaltet, geht das natürlich nicht ohne Trainer/in, der/die Euch dabei hilft. Aber wenn das erstmal nur Getöse und präventives Drohen ist, kommt danach vielleicht gar nicht die nächste Stufe und es ist Platz für neue, andere Erfahrungen.

    Die Threadstarterin hat um Input gebeten in einer Situation, die vielleicht sachlich nicht weltuntergangsschlimm ist, aber emotional für sie gerade sehr schwierig. Hadern mit Zweifeln, vor allem Selbstzweifeln macht ganz schön marode. In ihrer Lage ist es nicht einfach, konstruktiv und aktiv zu werden. Und das Verstehen von Sachlichem - egal, wie objektiv richtig und rational eingängig es sein mag - ist behindert.
    Da sollte man sich m. E. schon fragen, welche Botschaften sie überhaupt erreichen können, wenn man was Produktives beisteuern will.

    Wenn man allgemein über der individuellen Situation stehend sprechen möchte, also gar keinen Diskurs will und posten mag, was an sich "richtig"/"falsch" und "gerecht"/"ungerecht" ist, dann gibt es sicher vieles zu sagen, bzw. zu schreiben, was die Welt auch nicht besser machen wird, aber einem selbst hilft, sich in ihr zu verorten und gut zu fühlen.

    Wenn man im Dialog mit ihr etwas geben will, was sie und Hund und Familie vielleicht unterstützt, dann sollte man darauf achten, dass die Sendung überhaupt eine Chance hat, empfangen zu werden - auch wenn man der Meinung ist, dass die Sache schon den kalten Bach runter gerauscht ist. Gerade dann ist es sinnig, das auch verwertbar zu formulieren!

    Inhaltliches Feedback kann hier nur hilfreich sein, wenn es auch ankommt.
    In einer belastend empfundenen, emotional schwierigen Lage könnte zumindest ich Kommentare nicht inhaltlich verwerten, die Verteidigung oder Rückzug auslösen, weil sie abwertend und besserwisserisch rüberkommen (selbst wenn der andere die liebste, wohlmeinenste und sachlich informierteste Person der Welt sein sollte).

    Hm. Es ist so einfach, Punkte zu finden, die man hätte besser machen können, die man hätte wissen müssen und die man sich hätte überlegen sollen. Das mag alles richtig und wahr sein.
    Aber es ist auch völlig normal, in neuen Situationen zu verzweifeln, die Orientierung zu verlieren und unter dem ganzen zwangsläufigen Stress Frust anzusammeln. Der Wunsch "am liebsten wieder abgeben" ist etwas, das auch dem einen oder der anderen hier im DF mal über die Großhirnrinde geschwappt ist - auch wenn der nächste Gedanke ein ganz anderer war und auch wenn man das nicht offen aussprechen und zugeben möchte.
    Zumindest ich kenne solche Abgrundmomente durchaus... und der wunderbare Junghund, dessen Aufwachsen wir gerade miterleben und -gestalten dürfen, ist ein ganz, ganz tolles Superprinzenschätzchen... trotzdem hatte ich schon die eine oder andere Gedankenblase, an die ich mich nicht gern erinnern mag.
    Kein Wunder, dass bei einer wirklich stressigen und unbequemen Situation, wie hier beschrieben, solche Wünsche nicht nur mal kurz schwappen, sondern Flutwellen bilden können.

    Du beschreibst den Hund als ziemlich unproblematisch, sensibel und anpassungswillig. Es ist nicht so, dass Ihr Euch eine Bestie ins Haus geholt habt, die jetzt nicht zu zügeln wäre, sondern es klingt nach knirschenden Rahmenbedingungen. Die kann man justieren. Den Hund zu "justieren" wäre ungleich schwerer. Erziehung, Liebe und Übung braucht er natürlich... aber da scheint kein grundlegender Programmfehler bereits gespeichert und gesichert zu sein.

    Das mit der "Dominanz" ist (siehe oben) kein Problem. Ein Hund, der mal aufreitet, bis er lernt, das Menschen das nicht wollen, ist nicht auf der Suche nach einer Position "oben". Vielleicht ist er schon auf der Suche nach seiner Position, dabei könnt Ihr ihm aber relativ leicht helfen, ohne einen Gedanken an "oben" und "unten" verlieren zu müssen.

    Der Tipp mit Hundetrainer/in ist gut! Nicht nur, dass jemand mit Erfahrung mal einen Blick wirft und Euch sicher fachlich helfen kann - auch eine Stimme "von außen" kann einfach sehr, sehr gut tun, wenn man Orientierung gebrauchen kann.

    Wenn Du bereits so überschwemmt bist von Zweifeln, dass Du ganz und gar passiv-unglücklich wirst,... ja, dann ist es vielleicht besser, den Hund wieder abzugeben.
    Wenn Du aber nur verunsichert bist und wieder ins Gleichgewicht kommen kannst, dann lohnt es sich, dranzubleiben. Für alle.

    Ich wünsche Euch Kraft, Ideen, Geduld, Zeit und bessere Laune!

    Ich mag ja nicht mit Anekdoten aus meinem Leben langweilen, aber der Mantrailingthread lässt bei mir ganz viele Erinnerungen im Hirn rumflottieren. Wir haben damals getrailt, als es ihn D noch kein Mantrailing gab.
    Das kam so:
    Mein damaliger Freund und ich hatten einen Bloodhound.
    Geboren im Herbst 99 und leider sehr früh gestorben (Leberkrebs mit 4 1/2) war unser George ein richtiger, waschechter Bilderbuch-Bloodhound: extraniedrige adaptive Intelligenz, aber extrahohe, unglaubliche instinktive - d. h. er musste im Prinzip seinen Namen täglich neu lernen, war aber so konzentrationsfähig und lerneifrig wenn es um seine Nase ging, dass wir schnell merkten, dass genau das die Supermöglichkeit war, ihn auszulasten und glücklich zu machen.
    Wir hatten ganz viel Literatur aus den USA und dort ist Mantrailing ja völlig normal. Damit ausgestattet hörten wir uns um bei Vereinen, Jagdclubs, THW, usw. Umsonst. In Deutschland gab es ausschließlich Hochwindsuche, keine Suche auf der Fährte. Man erklärte uns, dass das hier auch totaler Unsinn sei, weil wenn jemand verloren ginge, wären nicht endlose Wälder und Canyons zu durchsuchen, sondern recht überschaubare Naturgebiete.
    In einem Hundeverein fanden wir eine Mantrailinggruppe ganz am Anfang, die das sportlich-hobbymäßig ausprobierten, aber gänzlich anders arbeiteten, als wir das aus der Literatur kannten. Wir haben es versucht (und unseren Hund gelangweilt). Eine Mantrailinggruppe aus der Schweiz fanden wir auch. Der Weg war etwas weit, aber der Mailkontakt mit denen sehr hilfreich.
    Dann haben wir eben unser privates Einzeltraining aufgebaut. Nach Gusto, Wissen, Laune und abgestimmt auf den Hund.
    Es war toll und hat George mächtig Spaß gemacht. Er war gefordert und lernte in beinahe erschreckendem Tempo. Die Länge/Dauer der Spur war recht bald keine große Herausforderung mehr. Ob die Spur nun 15 min oder 1 Stunde dauerte, war ihm gleich. Also haben wir die Spuren länger vorher vorbereitet und das Wetter eingeplant. Er konnte am Ende 5 Tage alte 1h-Spuren bei zwischenzeitlichem Regen sicher finden.
    Mit der Kommunikation war das so ne Sache bei ihm. Zuerst ist er einfach nur auf der Spur vorneweg geprescht und wir rannten blöde hinterher. Mit der Zeit hatte er kapiert, dass wir ein Team sein wollten und dass er uns bitteschön mitnehmen soll auf der Fährte. Das ganze ging langsamer und er zeigte Richtungsänderungen an.
    Wir waren ausschließlich in Wald und Feld unterwegs.
    Wenn uns Freunde besuchen kamen, baten wir sie vorher mit Kreide und einem großen Stück Leberwurst in den Wald zu gehen und eine Spur zu legen... :D ... ich glaube, nicht alle fanden das wirklich toll.

    Verglichen mit den Leistungen US-amerikanischer Bloodhounds war das, was wir da machten freilich Kleinkram und Hobbygeplänkel. Aber es ging uns ja auch nicht darum, jemanden retten zu können, sondern unseren Hund rassegemäß zu trainieren.

    Wenn ich heute überall Mantrailingangebote oder hier den Thread lese, werde ich ein klein bisschen neidisch und wehmütig. Wir waren damals Exoten mit komischen Ideen und einem komischen Hund, stießen häufig auf komplettes Unverständnis oder lächelndes Stirnrunzeln.
    Wenn ich heute einen Hund mit dieser Wahnsinnsnase trainieren dürfte, hätte ich ganz andere Möglichkeiten und vor allem Austausch mit anderen. Wir würden weniger Fehler beim Aufbau machen und könnten die Teamarbeit für mehr und bessere Interaktion/Kommunikation Hund-Mensch nutzen.
    Aber unsere "wilden", selbstgestrickten MT-Erfahrungen sind auch eine wunderbare Erinnerung. :smile:

    Zitat

    (...) wer spielende Hunde beobachtet hat, wird kaum auf die Idee kommen es bei einen Hund mit Schleppleine zuzulassen. (...)

    Na ja.. man kann die Schlepp auch einfach abmachen, wenn sich abzeichnet, dass sich ein aktiver, echter Spielkontakt entwickelt.
    OK, da kann man vielleicht "Inkonsequenz!!!" rufen... aber ich halte das für situativ logisch und daher durchaus konsequent.
    Vorausgesetzt, Spiel ist nicht die Gelegenheit zum Davonlaufen - wenn der Hund das ausnutzt, kann man Ableinen freilich abhaken.

    EDIT: In Foren ist die Verlockung so groß, das eigentliche Anliegen des Threads aus den Augen zu verlieren und munter drauf los zu labern, weil man ja (vermeintlich gefragt) vom eigenen Kram berichten kann.
    :pfeif:

    Was ich eigentlich meinte: Ich hab sehr gute Erfahrungen gemacht mit dem Schlepp-Kontakt, aber nicht nur mit der Auswirkung der Schlepp an sich, sondern mit den Möglichkeiten des Einwirkens.
    Vielleicht hilft es, die Schlepp nicht nur als mögliche Gefahrenquelle oder Unsicherheitsfaktor zu sehen, sondern im Gegenteil als Tool, das Du für das Training von Kontakt einsetzen kannst.

    Hoffe, das war jetzt besser zu gebrauchen.
    ;)

    Meiner darf Kontakt an der Schlepp haben.
    Nicht nur, weil er (noch jung) Kontakt braucht und dringend will, sondern auch, weil das eine prima Möglichkeit ist, das Rückrufkommando zu üben.
    Vor der Begegnung, lasse ich ihn kommen oder zumindest seine Aufmerksamkeit zu mir wenden, bis ich die Entscheidung für Kontakt/Nichtkontakt treffe (nach Verständigung mit dem/der anderen HH). Solange gibt es ein Sitz und ein Bleib und dann erst die Erlaubnis. Das klappt natürlich hervorragend, wenn die Belohnung so immens superriesengeil ist. ;) Wenn er nicht vor Aufregung zu hibbelig ist (was immer besser und beherrschter wird), dann sind die Kommandos in dieser Situation nicht nur erfolgreich, sondern auch megaeinprägsam für ihn.
    Nach der Begegnung, oder zumindest dann, wenn die erste Begeisterung etwas abflaut, ist ein wunderbarer Moment, ihn durch Rückruf aus dem Kontakt wieder heraus zu rufen. Freilich muss ich da immer abwarten, bis ich mal seine Aufmerksamkeit bekomme und mir das "Verbrennen" von Kommandos verkneifen, wenn ich nicht halbwegs sicher bin, dass es durchdringen kann.
    In beiden Situationen wäre es blöd, keine Schlepp zu haben. Sogar fatal, wenn er lernen könnte "ICH entscheide über den Kontakt." older "ICH entscheide über das Ende des Kontakts.". Im Moment ist es sehr wichtig, dass ich am längeren Hebel sitze und im Zweifelsfall keine Alternative ertrickst werden kann.

    Genauso ist mir die Schlepp ganz lieb, wenn ich den Kontakt nicht richtig eingeschätzt habe und meine, dass er schnell unterbrochen gehört (z.B. weil der andere aggressiv oder genervt reagiert). Einen quirlig-aufgedrehten Junghund zu stoppen, ist eher schwer. *g* Das kommt so gut wie nie vor - aber im Notfall kann die Möglichkeit des schnellen Eingreifens sehr wichtig sein.

    Das einzige, was supersaublöd ist, ist die herumhängende Schlepp. Ich muss dauernd "sorry" sagen und Verwicklungen aufwickeln (aber viele andere HH kennen das und haben kein Problem mit dem Aufpassen und Ent-Wickeln). Da meiner inzwischen sehr gut auf Rückruf reagiert und ich mich zunehmend sicher fühle, mache ich die Schlepp auch mal ab, wenn ein Spielkontakt entsteht, der -beiderseits gewollt - länger dauert, egal, ob es heißt, die Schlepp dürfe während des Trainings NIE abgemacht werden. :hust:

    Langer Text, einfache Antwort: Ja! Schleppkontakte sind bei uns nicht nur OK, sondern sehr erwünscht.
    Leinenaggression oder besser Schleppleinenaggression, sind bei uns freilich kein Thema, es geht um Training und Junghundetemperament.

    Als mein erster Hund (unerwartet) starb, kam der zweite recht schnell, nach nur 3 Monaten.
    Als dieser letztes Jahr starb, erlaubten meine Lebensumstände nicht, einen anderen Hund zu mir zu nehmen. Nach Umzug und Einrichtung im glücklichen neuen Rahmen, haben mein Mann und ich beschlossen, gemeinsam einen Hund zu wollen und der ist dann diesen Juni zu uns gekommen.
    Ich hab also einmal nur ein paar Wochen ohne Hund gelebt und einmal, notgedrungen, fast ein Jahr.
    Und das Jahr war grauenhaft!
    Ich trauerte um meinen Tristan. Darüber hinaus fehlte mir "ein Hund".
    Ganz unabhängig von der einen Hundeperson, die ich vermisste, vermisste ich auch ganz viele Muster und Funktionen, Rhythmen und Regeln, die Teil meines Lebens sind - aber ohne einen lebendigen Anlass nicht mehr stattfanden.
    Morgens aufstehen wurde schwerer, den Tag takten und meinen Kram gebacken kriegen, mal an die Luft kommen, die Jahreszeiten bewusst mitkriegen, die "Mitte" finden, sie verlassen und dann wieder finden... alles wurde schwieriger und machte etwas weniger Spaß.
    Ich hatte genug zu tun und bin nicht depressiv anfällig veranlagt, deshalb führte diese Zeit "nur" zu Zunehmen (*räusper*) und einem permanenten, aber kompensierbaren Mangelgefühl.
    Seit der kleine Prinz unser Minirudel verstärkt, fühlt es sich wieder komplett und vollständig an.

    Trauer um den einen individuellen Hund hat m. E. nichts mit dem Fehlen der "Funktion Hund" zu tun.
    Wenn Menschen einen Partner nach langem gemeinsamen Leben verlieren oder, weniger dramatisch, wenn ihre flügge gewordenen Kinder ausziehen, haben sie psychisch mit diesem "Loch" zu tun, mit dem Verlust eines Faktors, der Teil ihres Lebens ist, unabhängig von der Trauer.

    Das Loch, das durch den Tod eines individuellen Hundes entsteht, ist nochmal etwas anderes, als das Loch das im Lebensmuster durch das Wegfallen des Faktors Hund entsteht. Beide Löcher haben eine (mitunter gewaltige) Schnittmenge... aber es sind zwei, denke ich.

    aljon: Das klingt von Dir jetzt nicht mehr ganz so erfüllt mit revolutionärem Spririt, sondern abwägend und relativierend, eher vorsichtig fragend, als dramatisches [Musik an] IN-FRAGE-STELLEN!!!![Musik aus]
    Klingt für mich gesünder. :smile:

    Aber warum braucht es die Theoretisierung?
    Warum muss das eine Methode sein, eine Philosophie, eine grundlegende Erkenntnis?
    Du kannst doch einfach sagen "Dressur ist nicht mein Ding." und eben mit Deinem Hund andere Schwerpunkte setzen (Konditionierung ist was anderes, aber "Dressur" kommt hin, oder?).
    Das geht doch ganz einfach, ohne eine allgemeine Wahrheit dafür zu brauchen.
    Andere müssen es ja nicht "falsch" machen, damit Du es "richtig" machst.

    Was die nötigen Kommandos angeht: Das wirst Du in der Praxis feststellen und die Kommandos einüben, die Du willst (bzw. weglassen, was Du nicht willst). So wie jede/r.
    Was den Kontakt mit anderen Hunden und Menschen angeht: Da werdet Ihr Euch an Realität und Konvention anpassen oder bewusste Sonderwege gehen müssen ("Sonderwege" passt hier metaphorisch wie wortwörtlich, hihi). So wie jede/r.

    Wenn Du Dich nicht zum freien Experimentieren ohne Hintergrundwissen entschließt, sondern einfach Deinen Hund erziehst und dabei wenig Wert auf ein planmäßiges Kommandolernen legst, dabei aber schauen willst, wie erfolgreich das in jedem Einzelfall funktioniert.... ... na und?

    Ob jetzt noch irgendwo ein Trainer durch den Wald läuft und eine passende Theorie dazu hat.... *shrug*...ist Deinem Hund garantiert Wumpe.