Wenn ich das jetzt hier so alles durchlese, frage ich mich, ob ich mir echt die Mühe machen soll, hier was - sachlich - zu erklären.
Zuerst mal: vor noch gut 20 Jahren gab es solche Diskussionen nicht, oder kaum. Da hatten Tiere noch einen anderen Stellenwert. Ist so.
Heutzutage hat jeder meist nur EINEN Hund weil er ihn liebt, weil es ihm Spaß macht ihn zu halten, weil er damit Sport macht. Auch okay.
Dann zur Frage, warum keine "schwanzlosen" Exemplare gezüchtet werden - was glaubt ihr denn, wie das vor sich geht? Das "Züchten" ist ein Wunschkatalog? ich hatte bereits an anderer Stelle schon geschrieben, das Gene nicht alleine für irgendwas stehen, sondern immer in Gruppen auftauchen. Dann habe ich vielleicht schwanzlose Hunde die dann aber unbeherrschbar aggressiv sind oder anderswie zur Jagd unbrauchbar sind. Die meisten der heutigen Merkmale sind im übrigen aus spontanen Mutationen entstanden.
Die Schwanzlosigkeit ist nämlich auch nicht ohne, viele dieser Hunde entwickeln diverse Probleme im Rücken-/Hüftbereich auf Grund von Verknöcherungen und Kanalproblemen im Rückenmarksbereich.
Jaja, ich weiß, es gibt sie z.B. bei den Hütis - ist aber halt kein Jagdhund... ist auch hier nicht so einfach, das mal so eben rein zu kreuzen...
Dann zum "Schmerz" an sich: was ist das eigentlich? Es ist die Meldung von Hautsensoren ans Gehirn "Achtung! Da ist was, könnte mir gefährlich werden also FINGER WEG!" Nach der Geburt ist eine Grundanlage vorhanden, die Verbindungen müssen aber erst her gestellt werden. Wißt ihr, was bei einer (Menschen-)Geburt statt findet? Da schieben sich Schädelknochen übereinander, da wird mit SEHR hohem Druck gequetscht und gedrückt.... wenn ein Neugeborenes das bei vollem Schmerzbewußtsein durchleben müßte, würde es vor Schmerz sterben.
Wie gesagt: Schmerz muß erst "erlernt" werden. Es gibt Menschen, denen fehlen die Verbindungen der Schmerzrezeptoren zum Hirn, DAS sind ganz arme Schweine... die stehen mit den Füßen im Lagerfeuer und merken es erst, wenn es anfängt zu stinken....
DAS ist auch der Grund, warum wir keinen Welpen älter als 24 h kupieren. Bis dahin konzentriert sich das ganze Wesen des Welpen auf a) Wärme und b) Milch.
Da wird die Praxis zu gesperrt, alles ist frisch gereinigt, kein anderes Tier vorhanden, frische Kleidung.
Ja, die Vorstellung, etwas lebendiges abzuzwacken, einfach so, ist für viele unvorstellbar, kann ich auch durchaus nachvollziehen. Und ich will da auch auf keinen Fall etwas beschönigen oder gar rechtfertigen! Aber es ist bei weitem nicht der Teufel, der da gleich immer herauf beschworen wird.
Grade bei Jagdhunden bleibt ja auch noch eine gute Männerhandbreit stehen, damit kann man noch prima wedeln! Schlimmer finde ich das z.B. bei Boxer oder Dobermann, da wird direkt an der Hüfte kupiert - DAS ist gefährlich, dumm und unnötig.
Seid mal ehrlich - wer von Euch kennt einen - ordnungsgemäß! - kupierten Hund, der damit Probleme hätte?
Damit kommen wir zum Phantomschmerz: ich hatte ja schon gesagt, daß Schmerzempfinden gelernt wird. D.h. im Klartext, erst das Hirn meldet:" Ey, die heiße Herdplatte ist nicht gut für Dich, nimm mal besser die Finger da weg!!"
Das zu erlernen dauert aber, dazu muß auch erst das Bewußtsein kommen. Das gibt es i.d.R. aber erst, wenn das Neugeborene in der Lage ist, z.B. Wärme alleine zu regeln. Bei mittelgroßen Welpen ist das mit ungefähr 5 Tagen der Fall. Hat die Natur prima so eingerichtet! Denn die ist manchmal grausam und so stirbt ein armes Würmchen dann ohne große Qualen. Und was glaubt ihr, würde in der Wildnis passieren, wenn jeder Welpe gleich Zetter und Mordio schreit, nur weil Mama ihm auf die Zehen getreten ist in der engen Wurfhöhle....
Wenn ich als klar denkender gesunder Mensch - so ab dem 6. Lebensjahr dürfte das beim Menschen der Fall sein - dann aber plötzlich einen Arm oder ein Bein abgeben muß, kann es sein, daß mein Gehirn verrückt spielt und mir vorspiegelt es wäre noch da. Und da auf den Bewegungsreiz nix passiert meldet das Hirn - wie gelernt: SCHMERZ! Gibt es bei Kriegsversehrten sehr oft, da sie ja keine Zeit hatten, sich mit einer notwenigen OP anzufreunden, keine Psychologen befragen konnten...
Einzelne Finger oder Zehen machen aber i.d.R keine Probleme, für das Hirn zu geringfügig. Ich habe mal einige Leute gefragt die Finger eingebüßt haben: fast alle haben gesagt, die erste Zeit war hart, man will was aufnehmen, aber der Finger war nicht da.... wurde aber schnell "umtrainiert" vom Hirn. Aber richtiggehende Phantomschmerzen - und die können brutal sein! denn die kommen vom Hirn - hatte keiner von ihnen.
Man mag nicht alles gut heißen, was so getrieben wird, man muß aber nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen! Vor allem, wenn man nie dabei war bzw. sich nur mit dubiosen youTubeFilmchen bildet sollte man sich zurück halten.
Schmerz ist eine tolle Einrichtung! Hat sich nicht jeder von Euch schon mal in den Finger geschnitten, angehauen, geklemmt? Tut tierisch weh - und hat auch wieder aufgehört! Gelernt? Man wird vorsichtiger. Deshalb sehe ich auch die ewige Schmerzmittelgeberei für jeden Furz sehr suspekt. Schmerz hat eine Aufgabe: halt Dich still, das tut sonst weh!
alles mit Maß und Verstand....