Ich finde Flexileinen ungeeignet für Hunde. Die meisten Hunde in der Umgebung laufen täglich an der Flexileine, und es ist einfach nur grausam mit anzusehen. Ich habe bei einem Urlaubshund mal eine mitgebrachte Flexileine ausprobiert, und fand es furchtbar. Man hat absolut kein Gefühl für den Hund, das Ding kracht laut runter wenn es aus der Hand rutscht, und erschreckt den Hund, Fahrradfahrer können drüberstürzen, das Ende der Leine ist für den Hund nie ersichtlich, so kracht er permanent rein, und "Auslauf" bekommt der Hund damit auch nicht.
Beiträge von Britany
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Wieso darf der nicht ein bisschen Stress haben? Wenn ich jetzt jeden Tag Straßenbahn fahren müsste oder jeden Tag beim Tierarzt säße oder jeden Tag Essen gehen würde würde ich das vielleicht schön füttern. Aber wegen einmal im Halbjahr? Wozu soll das gut sein?
Aus verschiedenen Gründen.
1. Aus Stress können unvorhergesehene gefährliche andere Verhaltensweisen entstehen, die die Situation schnell dramatisieren können.
2. So eine Situaiton kann eine schöne Abwechslung für den Hund sein. Also warum sie nicht einüben?
3. Es ist doch genauso, wie wenn man Maulkorb (z.B. für Tierarzt) seltenst braucht. Trotzdem macht es irgendwie Sinn, sowas beizubringen. Oder wenn man auf dem Lande mitten im Nirgendwo wohnt, und Straßentraining macht, für den Fall, dass man mal mit seinem Hund in der Stadt unterwegs ist.
4. Für dich ist es einmal im halben Jahr. Für hunderte andere Hundehalter ist es ebenfalls einmal im halben Jahr. Für mich als ausgelaugte in den Feierabend-Fahrende ist es jeden dritten Tag! Es nervt einfach! Nicht nur das fiepen an sich, sondern auch der Anblick der leidenden Hunde. -
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Wo ist denn da jetzt die Desensibilisierung?
Ist das keine? Also zumindest sowas ähnliches?Zitat
Und weil mein Hund in stressigen Situationen ab und zu fiept muss ich jetzt immer Käse in der Tasche haben?
Neh, du kannst erst mal gucken, warum er es nötig hat, zu fiepen.Zitat
Blöd nur dass es Hunde gibt die nichts fressen sondern lieber fiepen wenn sie Stress haben
Das war bei dem einen Urlaubshund auch erst so. Aber irgendwann hatte ich ihn soweit, dass er doch hin und wieder nicht abgeneigt war, mal fragend rüberzugucken, wenn ich meiner eigenen Hündin ein Bröckchen aus der Tasche gegeben habe. Das sind echt schöne Momente, wenn man merkt, der Hund kommt stufenweise (über mehrere Tage) runter von seinem Stresspegel.Zitat
Im Übrigen find ich es super wenn sich meine Hunde in für sie stressigen Situationen eigenständig einen Rückzugsort suchen. Z.B. unter der Bank beim Bahnfahren, Tierarzt oder Restaurant. Von dort aus fühlt sich der Hund sicherer und kann immer noch beobachten. Dafür muss ich ihn nicht vorzerren und ihn mit Käse vollstopfen.
Ich finds nicht super, einen Hund im Stressmodus zu belassen. Und vollgestopft habe ich den nicht, sondern nur was angeboten, was gerne genommen wurde. -
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Dieser "Test" ist eine sehr oberflächliche Einschätzung.
Ja, das weiß ich. So hatte ich das auch gemeint.
Aber es ist überhaupt erst mal eine. Viele HH können sich gar nicht selbst von außen betrachten, und ihre Vorgehensweise prüfen.Zitat
Äh, da widerspricht Du Dir aber grade selber, dass er eine nicht aushaltbare Situation aushält. :)
Der Patient DENKT (fühlt), dass er die Situation nicht aushält. In Wirklichkeit bleibt sein Herz aber nicht vor Angst stehen, er stirbt nicht. Der Fahrstuhl stürzt nicht ab, er erstickt auch nicht, er wird nicht von einer Böe vom Hochhaus geweht, sein punktierter Arm fällt nicht ab, und der Hund zerfleischt ihn nicht. Er steht die Situation gemeinsam mit dem Therapeuten durch, und lebt hinterher noch. Das weiß er zwar vorher schon, aber jetzt fühlt er es auch. Naja, im besten Falle.Zitat
Und genau das "drüber weg" ist ja das Wichtige. Wenn man es verbockt und die Situation zu schwer wählt, der Patient rumpanikt und abbricht, hat man nichts gewonnen und vllt was verloren.
Stimmt, deshalb sollte diese Form nicht die erste Wahl sein, auch nicht bei Menschen.Zitat
Ja, es wird oberhalb der Grenze gearbeitet, bei der der Patient reagiert.
Es gibt wohl auch ein paar, die direkt in höchste Stufe "therapieren", aber natürlich sind das Beispiele bei Kindern. Kein Wunder, ein Erwachsener wäre einfach geflüchtet, mit Kindern kann man's ja machen...
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Tut mir Leid, aber bei einem aus Stress fiependem Hund hilft tatsächlich nix anderes als den Hund eiskalt zu ignorieren, denn weder Lob noch Strafe helfen da weiter. Nur würde ich das nicht in der Straßenbahn üben, sondern in anderen Situationen wo er fiept. Oder es ist ihr egal, weil sie nur einmal im Monat Bahn fährt.
Inwiefern hilft ignorieren? Der Hund fiept doch weiter. Und wie kommst du auf loben?
Dass man in anderen, ähnlichen Situationen auch üben muss, stimmt, am besten schon lange und ausgiebig vorher.Ich habe meinem Urlaubshund das fiepen und rumstressen in der Straßenbahn durch aversive Reize abgewöhnt, relativ zügig. Ruhiges Verhalten belohnt. Der wurde in kürzester Zeit zum begeisterten und gleichzeitig entspanten Straßenbahnfahrgast.
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Unangeleint strassensicher, leinenfuehrig, sozialvertraeglich (welche der tausend Definitionen davon), ... Was hat das mit 'meine Methode funktioniert' zu tun?
Was ist mit Menschen die keinerlei Wert auf Leinenfuehrigkeit legen? Die ihre Hunde nur angeleint an Strassen fuehren? Deren Definition von 'sozialvertraeglich' eine andere ist, wie die von den Hundewiesen-Menschen (mein ich nicht boese!!) oder andersrum?
Funktioniert deren Methode nicht?
Das ist ein guter Einwand, den man unbedingt genauer betrachten sollte.
Welches Ziel hat der Hundehalter? Welche Prioritäten setzt er?
Anhand meines ganz phantastischen Beispiels :kg: fiepender Hund in Straßenbahn kann man ganz deutlich erkennen, dass "es" funktioniert. Der Hund macht Sitz. Oft über drei oder mehr Haltestellen hinweg.
Frauchen ist hochzufrieden mit sich. Sie hat die Priorität, den Hund sitzen zu lassen. Er soll keine Menschen beißen, oder zu anderen Hunden hinlaufen. Das kriegt sie gut hin.
Dass es es für den Hund nicht funktioniert, wird vom Frauchen nicht in Betracht gezogen. Dass es für die anderen Fahrgäste ebenfalls nicht funktioniert, wird von ihr auch nicht beachtet.
Deshalb mein Appell, HH sollten sich selbst und die Situationen mit ihren Hunden mal etwas genauer prüfen. Läuft es wirklich so toll, oder rede ich es mir nur schön?
Vieles hängt sicher auch mit dem Anspruch, den man an sich selbst hat, zusammen, und mit der eigenen Bildung.Für mich persönlich bedeutet "funktionieren" mindestens zweierlei. 1. Der Hund gehorcht zuverlässig. 2. Dem Hund geht es gut dabei.
Und das nicht in der Reihenfolge, sondern gleichgesetzt.Zitat
Angst aushalten lernt man durch Desensibilisierung, Umkonditionierung der Reaktion auf einen Reiz - das hat mit Vermeidungsverhalten nix zu tun.
Desensibilisierung funktioniert nicht immer. Beispiel an mir:
Ich gehe hin und wieder zum Blutspenden, und habe nach wie vor große Angst vor Nadeln/Kanülen/Verletzung, bin danach immer durchgeschwitzt, mach es aber trotzdem.
Ein Beispiel von einer meiner Urlaubshündinnen:
Wieder eine Straßenbahnsituation. (Gerade in Öffis kann man sehr gut beobachten, ob Hund Vertrauen zu seinem Besitzer hat, und umgekehrt, und ob die Kommunikation stimmt.)
Der Hund versuchte permanent zitternd unter den Sitz zu kriechen, hat es auch geschafft, und hockte dann dort, hechelnd. Ich zog sie mehrmals vor, bis sie irgendwann vor mir sitzen blieb, und "zwang" sie, sich dem "freien Raum" auszusetzen. Das gar nicht besonders streng oder grob, weil es bei dieser Hündin nicht nötig war, und zusätzlich mit etwas Käse, um ihr die, für sie eigentlich nicht neue, Situation schmackhaft zu machen. Und siehe da, es ging immer besser. Einerseits hatte ich sie so ab sofort im Blick, und konnte verhindern, dass sie Müll frisst, und andererseits haben sich für den Hund dadurch ganz neue Möglichkeiten eröffnet, wie z.B. andere Menschen interessiert zu beobachten, aus dem Türfenster gucken, interessiert herumschnüffeln usw, bessere Balance bei ruckelndem Fahren halten usw. .
Ich habe ihr Vermeidungsverhalten schlichtweg nicht zugelassen. -
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Nochmal zur Angst vs. Anstellerei vs. Panik - es gibt Abstufungen, ja. Mir erschließt sich da trotzdem nicht, warum man bei "Anstellerei" nicht ein AV abfragen kann, dass dem Hund zeigen würde, was er tun soll, anstatt da zu stehen und in Schockstarre zu verfallen oder rückwärts aus dem Geschirr zu gehen oder whatever. Zum Beispiel Signal für Richtungswechsel, Signal für Bogen laufen/Straßenseite wechseln, Signal für Handtouch, Signal für "Schau mich an..."? Gerade wenn man, wie Britany oben schrieb, nach dem Abbruch ein Alternativverhalten abfragt - dann kann man sich das Abbruchkommando ja eigentlich völlig sparen?
Ich glaube, der Hund wird das Angstverhalten dann immer wieder zeigen, sobald er erneut in die angstauslösende Situation kommt. Er "denkt" sich dann (mMn): Alternativverhalten? Gut und schön. KANN ich zeigen, MUSS ich aber nicht.
Wenn dem Hund aber gezeigt wird, dass sein Verhalten grundsätzlich nicht erlaubt oder gewünscht ist, ist das nochmal ne andere Kategorie. Also ich persönlich finde es am besten, wenn man beides kombiniert. Nicht immer, aber manchmal.Zitat
Achtung:
Flooding funktioniert nicht so, dass man den Patienten dem höchsten Reiz aussetzt und ihn aushalten lässt. Das wird nur gern unter manchen Hundeleuten behauptet.
Auch beim Flooding wird die Sitzung vorhervorbereitet und mit dem Patienten besprochen. Der Patient kann abbrechen, wenn er nicht mehr aushalten kann - das finde ich ganz, ganz wichtig und _den_ Unterschied zu dem, was bei Hunden so exerziert wird.
Ebenso werden die Reize beim Flooding zuerst nur abgeschwächt präsentiert, dann erst wird gesteigert.
Alles in Absprache mit dem Patienten.
Es geht darum, dass der Patient aushalten kann und darüber lernt, dass der Reiz für ihn nicht gefährlich ist.
Also auch Flooding geht in schrittweise.
Das von dir beschriebene hab ich anders gelernt (in Bezug auf Menschen), nämlich dass der Patient tatsächlich in eine für ihn "nicht aushaltbare" Situation gebracht wird, klar, mit Absprache usw. , z.B. Fahrstuhl, und der Patient es - unter Begleitung und Beaufsichtigung - aushält, so lange, bis er quasi "drüberweg" ist. Also mit einer Übung ist man nicht für immer "drüberweg", sondern ich meine in dieser Situation. Mit drüberweg meine ich, der Patient ist in einer so überwältigenden Angst, dass er denkt, es nicht aushalten zu können. Diese Angst (-Lähmung,-Panik, was auch immer) kann man (der Körper) aber nicht lange durchhalten, nur ein paar Minuten, dann ist der Körper erschöpft und "gibt auf". Dann kann man langsam anfangen, sich in der Situation (Fahrstuhl) zurechtzufinden, und um sich zu blicken.In Bezug auf Hunde hatte ich Flooding jetzt nicht angespielt, war missverständlich ausgedrückt. Da wir vielen Menschen schon nicht damit helfen können, durch falsche Begleitung o.ä. ist es bei Hunden natürlich erst recht saugefährlich und geht wohl eher nach hinten los. Deshalb - nicht zu empfehlen.
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Da hast du recht, titus2011, Gefühle sollen nicht abgestellt, sondern zugelassen werden. Das Vermeidungsverhalten muss abgestellt werden. Jeder gute Therapeut empfiehlt, dass man sich gezielt in Angstsituationen hineinbegibt. Je nach Typ (Mensch oder Hund) und angstbesetzter Situation auf unterschiedliche Weise, entweder man tastet sich langsam voran, geht schrittweise vor, und baut den neu gewonnenen Mut nach und nach aus, oder man lässt sich flooden, oder irgendeine Abstufung dazwischen.
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Und dann meine größte Frage:
Was hat Überängstlichkeit mit Maßregeln zu tun?
Naja, ich denke, dass man gewisse generalisierte überängstliche Verhaltensweisen eines Hundes durch konkrete Forderungen an den Hund abstellen kann (Schluss! Hör auf jetzt! sind gewaltvolle Forderungen - Maßregelungen, mit manchmal dazu passenden Körperlichkeiten als Verstärker). Normalerweise bin ich nicht für Symptombekämpfung, aber in manchen angstbelegten Situationen kann man tatsächlich das Pferd von hinten aufzäumen, und erst das Angstverhalten korrigieren, und damit dann durch positive Bestärkung usw. dem Hund zeigen, dass er auch ohne Angst durch die Situation gehen kann. Ein Alternativverhalten aufzeigen; ich glaube, das wurde schon mehrmals erwähnt.
Dazu gehört für mich auch, dass man den Hund nach einer Maßregelung möglichst nie im Regen stehen lässt. Ihm kurz hinterher ein Freundschaftsangebot zu machen, mit einer einladenden Geste, finde ich wichtig, um den Hund, besonders sensible Typen, nicht dauerhaft zu verunsichern. Das wird leider sehr oft vergessen, und so formt man sich auf Dauer einen devoten Hund. -
Mir fallen mehrere schöne Beispiele zu diesem Thema ein, hier mal eins meiner Lieblingsbeispiele:
Fiepender Hund in der Straßenbahn.
Meistens ein Rüde. Der Hund ist während der gesamten Fahrt gestresst, das kann man an der Körperhaltung, Mimik und Atmung deutlich erkennen. Frauchen ignoriert es (seit drei Jahren), denn ignorieren soll ja helfen. Oder sie nimmt es gar nicht wahr, oder hält dieses Verhalten für normal. So, Hund steht hin und wieder auf, wird vom Frauchen sanft ins Sitz zurückgedrückt. Dann entdeckt er meine Hündin. Wenn er nicht schon vorher vor sich hingefiept hat, fängt er spätestens jetzt damit an. Frauchen fängt an, den Hund sanft zu streicheln, und redet beruhigend auf den Hund ein. Hund behält sein Verhalten bei. Die anderen Fahrgäste, inklusive meiner Hündin sind genervt. Frauchen hält sich für eine hingebungsvolle, modern denkende, und gutmütige Hundehalterin. -
Ich bin jetzt auf Seite 20 mit lesen, und einige Punkte fallen mir auf.
Zum Beispiel das Wort Abbruchkommando. Keine Ahnung was ihr damit meint. Also wie es dem Hund beigebracht wurde, und wie es durchgesetzt wird.
Dann das Wort Gewalt. Warum traut ihr euch nicht, es in diesem Zusammenhang zu benutzen?Körperliche Maßregelung wie anrempeln, ins Fell greifen, anstupsen/anditschen/stoßen, in den Hund reinlaufen oder Leinerucken IST nunmal Gewalt. Habe ich alles schon benutzt, ebenso wie Drohgesten oder anbrüllen. Hab gar keine Lust, dafür irgendwelche besser klingenden Fremdwörter mir auszudenken, nur um in den Augen einiger, die mich nicht kennen, besser dazustehen.
Was ich wichtig finde bei diesem Thema, ist, dass man situationsangemessen handelt, dass das Timing stimmt, und die Intensität. Und dass man sich auf den jeweiligen Hund einstellt. Die Häufigkeit spielt sicher auch eine Rolle.
Bei vielen Hundehaltern, die entweder übermäßig viel Gewalt, oder sogut wie gar keine benutzen, oder von sich glauben, einen gesunden Mittelweg gefunden zu haben, bin ich geneigt zu fragen, guck doch mal, ob deine Strategie überhaupt funktioniert.
Das kann man an ganz einfachen Dingen prüfen.
- Ist mein Hund unangeleint straßensicher?
- Ist mein Hund leinenführig?
- Kann ich meinen Hund führen, lenken und dirigieren, auch unter größerer Ablenkung, auch in dem Hund unbekannten Situationen, angeleint und unangeleint? Habe ich meinen Hund im Griff?
- Kann ich unerwünschtes Verhalten zügig unterbrechen? Kann ich unerwünschtes Verhalten dauerhaft abstellen?
- Ist mein Hund sozialverträglich? Überängstlich, neurotisch, gestresst?
- Reagiert mein Hund überhaupt auf mich? Nimmt er mich überhaupt ernst/wahr?
- Habe ich überhaupt ein Gefühl für meinen Hund, oder bilde ich mir das nur ein?