Der Hund ist noch nicht lange bei euch und von daher würde ich euch raten, nicht direkt IM Konflikt trainieren zu wollen. Ihr seid Hundeanfänger und habt den Hund noch nicht lange, alleine aus dem Grund halte ich den Tipp des Trainers in diesem Fall nicht für richtig.
Ich würde die bei euch ja praktischerweise eh schon vorhandene besucherfreie Zeit nutzen und erst mal in Stellvertreterkonflikten bzw. an der Strukturierung des Hundes allgemein zu arbeiten. Also erst mal mit was einfachem anfangen und erst als letztes die Konfrontation mit Besuch angehen.
Wichtig wäre, erst mal zu wissen, wie euer Tagesablauf ist. Inwieweit könnt ihr den Hund schon führen, was klappt gut, was klappt noch nicht?
Ein Monat ist wirklich noch nicht lange, um einen Hund einschätzen zu kommen.
Und die Frage ist ja auch, zeigt der Hund wirklich ernsthaft aggressives bzw. territoriales Verhalten oder knurrt er aus Unsicherheit.
Unabhängig davon, würde ich so oder so immer erst damit anfangen, einen Hund, der neu eingezogen ist, zuhause zu strukturieren.
Also einen Tagesablauf mit Ruhe- und Aktivzeiten vorgeben, Rituale einführen, den Hund ab und an auch mal räumlich begrenzen, Nähe und Distanz zu mir selbst vorgeben (also mal kommen lassen und mal auch weg schicken), nicht immer verfügbar sein, sich auch mal abgrenzen, alle Entscheidungen aktiv selbst treffen, dem Hund erst mal wenig Möglichkeiten geben, sich selbst Lösungen zu suchen und vor allem ganz, ganz viel Ruhe und Beständigkeit in den ersten Wochen nach dem Ankommen, der Hund hat ja erst mal einiges zu verarbeiten.
Mehrfach am Tag zum Lösen in den Garten oder kleine "Spaziergänge" auf immer der gleichen, kurzen Strecke und ganz viel Beständigkeit in den Alltag bringen.
Das gibt Hunden, die sich ja erst mal im neuen Zuhause zurecht finden müssen, Sicherheit und Orientierung. Bis der Hund das erste Mal so richtig aufatmet, dauert es meistens 4 bis 6 Wochen. Packt man die ersten Wochen zu voll mit Reizen und Training und und und, hat der Hund gar keine Möglichkeit, sich erst mal in den Alltag einzufinden und mit Ruhe anzukommen. Von daher würde ich den Hund momentan noch gar nicht mit Besuchern nerven. Jetzt ist ja erst mal wichtig, dass er in seinem neuen Zuhause gut zurecht kommt und Anleitung und Regeln fürs Zusammenleben mit euch und durch euch erfährt, damit die Basis erst mal stabil ist. Auf einer guten Basis lässt sich am Ende viel besser trainieren bzw. oftmals entstehen viele Probleme auch gar nicht erst.
Ich würde dem Hund mindestens eine Komfortzone, besser mehrere, einrichten, das kann ein Schlafkorb sein oder auch eine Box in einer ruhigen Ecke. Der Hund erfährt dort nur angenehmens, dort gibt es etwas zu Kauen, dort hat er seine Sachen und dort ruht er auch.
Das erste, was ich beibringen würde, ist, den Hund per Kommando in diese Ruhezone zu schicken.
Erst mal ohne Ablenkung und öfter am Tag mal durchführen. Gerade diese räumliche Begrenzung hilft dem Hund, zu entspannen, zu tolerieren, dass auch mal nichts passiert und dass ihr in der Lage seid, Raum zu nehmen und Raum zu geben und alle wichtigen Entscheidungen in eurem eigenen Haushalt trefft. Genau das hat ganz viel mit eurem eigentlichen Problem zu tun. Der Hund muss also erst mal lenkbar sein, wenn es darum geht, dass er mal nicht einen ganzen Raum für sich beanspruchen soll. Und da ist es auch egal, ob ein Hund ernsthaft territorial ist oder ängstlich/unsicher. In beiden Fällen ist die Wirkung solcher Maßnahmen sehr erfolgreich.
Wenn das erarbeitet ist und sicher funktioniert und ihr euren Hund jederzeit in seine Komfortzone schicken könnt und er bleibt zuverlässig da, bis ihr es wieder aufhebt, dann kann man darüber nachdenken, die Ablenkung zu steigern. Ob das direkt schon Besuch sein muss, müsste man im Einzelfall entscheiden.
Letztendlich kommt es einfach darauf an, dass ihr euch vor Augen halten solltet, dass IHR Besuch bekommt und nicht der Hund und dass IHR die Entscheidungen trefft, wie gewisse Dinge in eurem Zuhause zu laufen haben. Wenn ihr also in der Lage seid, euren Hund in seinem Freiraum zu begrenzen und ihn quasi freihändig steuern könnt, dann könnt ihr auch Besuch im Haus managen. Bis es soweit ist, wäre es natürlich gut, dass der Hund auch gar nicht erst lernt, dass er beim Türklingeln an die Tür geht. Wenn man da von Anfang an drauf achtet, wird es nachher auch leichter.
Ich würde vermuten, dass eurer Hund auch nicht ernstlich territorial ist (das würde man nach 4 Wochen auch sehr wahrscheinlich noch gar nicht sehen), sondern dass er einfach unsicher ist, gerade nicht weiß, wohin mit sich, mit der neuen Situation etwas überfordert ist und dringend Führung und Anleitung bedarf. Und erst mal ganz viel Ruhe und Schlaf, um all das Neue überhaupt erst mal verarbeiten zu können.
Von daher, bewahrt einfach Ruhe, ihr habt noch viel Zeit und müsst nicht von jetzt auf gleich alles in den Griff bekommen. Gebt euch die Zeit, euch gegenseitig erst mal kennen zu lernen, unterstützt den Hund dadurch, dass ihr klar mit dem seid, was ihr wollt und vermittelt dem Hund, dass ihr einen Plan vom Leben hat. Dann nimmt er sich Hilfen sicher auch gerne an. Hunde sind immer froh, wenn sie sich jemandem anschließen kann, der einfach weiß wie es geht.