Ich sehe es auch so, 7 oder 8 Stunden, 5x die Woche sind einfach zu viel. Und das ist ja nur die reine Zeit, die du arbeitsmäßig unterwegs bist. Was ist mit Einkäufen? Freunde treffen? Letzteres kann man ggf auch nicht immer mit Hund machen, z.B. falls der Hund nicht gut Öffis fahren kann oder im Café nicht zur Ruhe kommt usw.
Ich weiß, dass du es total gut meinst und dir sicherlich einen Hund sehr wünschst und ja, ich glaube auch, dass du dem Hund sehr viel Liebe geben würdest.
Und doch denke ich, du hast da leider noch einen zu rosa Blick drauf. Es werden wirklich unfassbar viele Hunde abgegeben genau deswegen. Weil sich Menschen wie du, die es gut gemeint haben, Hunde geholt haben und dachten, das wird schon alles irgendwie. Und dann soll er 7 Stunden alleine bleiben und zerlegt dir deine ganze Einrichtung, weil er Langeweile hat. Oder er macht in die Bude mehrmals. Nach der Arbeit bist du vielleicht auch manchmal kaputt und hast keine Nerven, aber der Hund muss trotzdem raus und sicherlich auch erzogen werden. Vielleicht ist er ein Rüpel, muss Leinenführigkeit lernen, Kontakte zu anderen Hunden usw. Man stellt es sich vielleicht so vor, dass man das mit Hundeschule usw. schon hinkriegt. Aber dafür braucht man tatsächlich den Willen sein Leben extrem umzustellen und nach den Bedürfnissen des Hundes zu richten. Viele sehen draußen ja nur einen kleinen Teil des Lebens eines Hundehalters. Also die Leute sehen mich z.B. mit meiner kleinen Hündin, die gerade mal 13 Wochen alt ist und total toll auf mich hört, ohne Leine überwiegend läuft (dort wo es nicht gefährlich ist, versteht sich) usw. Aber die ganze Arbeit, die darin steckt, das lange Aufbauen vom Allein bleiben, die "Diskussionen", die ich mit ihr schon führen musste, wo man konsequent bleiben muss, meine kaputten Leggings usw. Das sehen die Menschen nicht. Die sehen nur, wie toll das ist mit so einem kleinen süßen Hund.
Was ich sagen will: Lies dir ruhig mal hier um Forum einige Threads durch. Es gibt oft Fragen von Ersthundehaltern, die überfordert sind. Und nicht nur mit Welpen oder Hunden aus dem Tierschutz, die evtl Schlimmes erlebt haben. Sondern auch mit Hunden, die als eigentlich unproblematisch vermittelt wurden. Hunde spiegeln aber immer das Verhalten und die Gefühle des Halters. Also kann ein Hund bei dir ganz anders (natürlich auch positiv) sein als er vielleicht im Tierheim war.
Und ja, auch der Tipp sich als Gassigängerin zu engagieren, kann ich nur empfehlen! Ich habe meine letzte Hündin dieses Jahr im Januar leider verloren und hatte bis vor vier Wochen keinen Hund. In der Zeit war ich dann im Tierheim Gassi und habe da so viel gelernt, teilweise auch echt viel anderes, was ich durch die eigenen Hunde nie gelernt hätte.
Man kommt eben mit verschiedenen Gemütern zusammen und muss sich immer etwas umstellen.
Außerdem habe ich gesehen, wie gut es manchen Hunden auch tatsächlich im Tierheim geht. Bei manchen hatte ich wirklich das Gefühl, dieses Leben mit den Buddys im Zwinger ist viel schöner für die, als wenn die jetzt in so ne kleine Stadtwohnung kämen und den halben Tag allein bleiben müssten, wo sie doch vorher immer wen zum kuscheln und zum spielen da hatten. Tatsächlich bin ich sogar seitdem ich dort tätig war gar nicht mehr so ein riesen Fan davon Hunde einfach grundsätzlich irgendwo hinzugeben, nur damit die ein Zuhause haben. Wie gesagt geht es vielen Hunden wirklich gut im Tierheim und manche kennen ja z.B. auch gar nichts anderes. Diese dann in so eine ungewohnte Umgebung zu setzen und zu meinen, dass ein Mensch den Kontakt zu den Hundekumpels ersetzen kann... Sehe ich nicht als so gute Idee.
Ich mag gern auch mal einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen, aber dann erst wenn meine Hündin "fertig" erzogen ist (eigentlich ist man nie fertig 😅) und sie nicht nur als guter Sozialpartner fungiert, sondern auch souverän durchs Leben geht und dem neuen Hund dann alles zeigen könnte.
Hunde aus dem Tierschutz an Anfänger zu vermitteln, finde ich nochmal zusätzlich schwierig. Eine Bekannte hat einen Hund aus Griechenland, der war vorher auf der Straße. Und obwohl sie Haus und Garten haben und Hund quasi nie allein sein muss, ist es echt schwierig. Ich persönlich habe leider trotz aller Mühen und sie lieben den Hund auch wirklich, den Eindruck, dass der Hund lieber anders leben würde. Sie sind auch sehr häufig in der Hundeschule und ich hab das Gefühl, das überfordert ihn nur noch mehr, weil er da in Situationen gezwungen wird, die echt unnötig sind mMn, aber das ist ein anderes Thema.
Das ganze Thema Tierschutz ist auf jeden Fall nicht so einfach. 😅