Hallo Sonja,
meine Trainerin meinte, genau das Gegenteil wäre wichtig: ein Ritual. (Mein Hund zeigt(e) eine Mischung zwischen Kontrollverlustangst - ogott, was passiert Frauchen, wenn ich nicht auf sie aufpassen kann - und echter Verlassensangst - was ist, wenn sie nicht wiederkommt.)
Sie meinte, viele Hunde haben einfach ein Problem, weil sie nicht erkennen können, ob sie mitdürfen oder nicht - sie freuen sich und sind dann zu aufgeregt, wenn man sie alleine lässt. Außerdem stellst du mit einem Ritual eine wiedererkennbare Situation für den Hund her, so dass er weiss, dass du wiederkommst.
Und ich muss sagen, es funktioniert. Ich ziehe mir Schuhe und Jacke an, nehme den Schlüssel. Wenn er sich dann schon freut, sage ich den Ritual-Satz: Du musst dableiben. Dann kommt er in unser Gästezimmer in sein Körbchen, das Radio wird angemacht, ein Kleidungsstück, was sehr nach mir riecht, kriegt er auch mit. Dann der Satz.
Dann mache ich die Tür zum Gästezimmer zu und warte. Seit kurzem lasse ich auch die Wohnungstür auf- und zugehen, bleibe dabei aber in der Wohnung stehen (nur um zu sehen, ob er darauf reagiert).
Es kommt kein Wort mehr. Und das, obwohl er vorher die ganze Zeit gefiept, später gebellt hat und immer an der Tür rumgekratzt hat.
Wichtig dabei war: a) ich bin selber viel entspannter, kein Scherz b) ich bleibe erstmal noch in der Wohnung, um zu hören, wenn was ist - wir sind bei 15 'unfallfreien' Minuten c) das Ritual (Schuhe, Jacke, Schlüssel, Satz, Kleidungsstück, Tür zu).
Bei uns hört man auch gut, wenn der Hund sein Körbchen verlässt (Parkett) - dann bin ich reingegangen und habe ihn wieder ins Körbchen geschickt, wieder rausgegangen, ihn nochmal warten lassen. Dann abgeholt. Das war wichtig, weil ich gerne möchte, dass er irgendwann entspannt im Körbchen bleibt und vielleicht ein Schläfchen einlegt, und nicht rumtapert und anfängt, mich zu suchen, die Tür zu malträtieren etc. War auch nur einmal nötig.
Hätte er die Tür angekratzt oder wäre daran hochgesprungen, hätte es eine unschöne Begegnung gegeben, entweder hätte ich gegen die Tür gehauen oder wäre reingegangen und hätte ihn zur Schnecke gemacht. War zum Glück nicht nötig. Denn dieses an-der-Tür-rummachen verursacht nicht nur Schäden, sondern putscht den Hund auch immer wieder hoch, er kann sich dann garnicht beruhigen. Unschön muss die Begegnung sein, damit er nicht auf die Idee kommt "ein bissel Trara machen und schon kommt Frauchen wieder".
Also mir hat's sehr geholfen, dass ich da eine kleine Struktur gefunden habe. Und sone Unruhe in einem selbst (schlechtes Gewissen, sich ausbreitende Hektik, weil man schnell Sachen erledigen möchte, aber irgendwie den Hund vorher noch "beruhigen" will) überträgt sich *total* auf den Hund, habe ich selber gemerkt.
Ich würde ganz langsam steigern. Bin bis 5-6 min nur in 30Sec-Schritten vorgegangen, jetzt geht das schneller.
Viele Grüße und viel Erfolg
Silvia