Lang hab ich überlegt, ob ich etwas dazu schreibe...
ich kenne einen Jungen, als ich ihn kennengelernt habe, war er zwei Jahre alt, ein kleiner blonder Wildfang. Nettes Kerlchen. Lebte allein mit der Mutter, schreckliche Frau, sehr einfach gestrickt, Messi-Anzeichen zeigten sich. Erziehungsstil indifferent, mal war der Kleine Mamas Liebling, mal der böse Troll. Manchmal machte der Kurze was und Mama lachte herzlich darüber, manchmal machte er das gleiche und fing sich dafür saftig eine ein.
Bis der Kleine sechs war, lernte er verschiedene zukünftige Papas kennen und sah sie wieder gehen. Immer noch mal Muttis Liebling, mal nicht.
Dann traf die Mutter einen Mann, zog mit dem zusammen, wurde schwanger und heiratete.
Der kleine Junge wurde eingeschult, mitten in diesem ganzen Umbruch. Er fing an einzunässen. Mutter und Mann (der allerdings ziemlich unter der Fuchtel stand) waren der Meinung: "der macht das mit Absicht".
Konsequenz, alle Spielsachen raus.
Kind nässte unter dem immensen Druck weiter ein.
Konsequenz: Darf nicht mehr raus, muss seine Sachen selber waschen, wird geschlagen.
Zur Erinnerung: Wir sprechen von einem siebenjährigen Kind, das auf einmal mit einer komplett veränderten Lebenssituation klarkommen muss. Ohne Halt.
Kind hat kein Spielzeug mehr, nässt weiter ein. Sieht zu, wie Mutter das neue Baby, ein Mädchen verhätschelt und vertätschelt. Das Mädchen wird (trotz extremst rauchender Mutter) zwei Jahre lang gestillt, Mutter hat hierbei teilweise die Kippe im Mund.
Der kleine neunjährige Junge wird nun auch in der Schule sehr auffällig. Beschimpft Lehrerinnen als Huren und Schlimmeres. Zündet daheim das Bett seiner Mutter an. Nur durch Glück brennt nicht das ganze Haus ab.
(Nur als Zwischeninfo: Kinderschutzbund und Jugendamt sind informiert, seitdem der Kleine Junge 3 Jahre alt war).
Der Junge wird mit ca. 9 Jahren zum ersten Mal in der Psychiatrie vorgestellt: Die Idee der Psychologen: Das Kind wurde missbraucht. Im Verdacht steht nicht der Stiefvater.
Eine ambulante Therapie wird von den Psychologen gefordert, von den Eltern abgelehnt. Durch massiven Druck von außen auf Kinderschutzbund und Jugenamt wird den Eltern keine Wahl gelassen, entweder wird das Kind entzogen, oder kommt in die Psychiatrie. Der Kleine wird eingewiesen, aufatmen beim Umfeld, endlich wird geholfen.
Nach ca. drei Monaten bricht die Mutter die Therapie gegen das Einverständnis der Ärzte ab, trotz gutem Verlauf für das Kind.
NICHTS passiert. Jugendamt und Kinderschutzbund tun nichts.
Als die kleine Schwester vier Jahre alt ist (der Bruder ist elf) versucht sie ihren Vater auf sexuelle Weise zu berühren, der Vater ist geschockt, forscht nach und das Mädchen erzählt, das sie es "so bei ihrem Bruder immer machen müsse".
Vater will mit Tochter ausziehen, weil Mutter das ganze als "Spinnerei" abtut. Lässt sich von Mutter überzeugen, Jugendamt etc. sind informiert, nichts passiert.
Ich habe dann den Kontakt abgebrochen, ich habe ALLES versucht und leider hat mein Leben auch einige Schattenseiten, die mich sehr viel Kraft kosten, ich hatte leider keine mehr über.
Aber das ist ein Junge, der später mal jemandem etwas antun wird, wenn es nicht schon passiert ist. Und dann wird in der Zeitung stehen: er hatte eine schlechte Kindheit. Und ja, die hatte er! Und trotzdem ist es unentschuldbar und die Gesellschaft und die ausführenden Organe und wahrscheinlich auch ich als "Unbeteiligte" haben versagt.
Aber ich hab den kleinen blonden Jungen mal sehr geliebt! Aber mit dem heutigen jungen Mann würde ich mein Kind keine SEKUNDE aus den Augen lassen.
Ich bin da sehr hin und hergerissen und hab mich so oft gefragt wann ein guter Verlauf noch möglich gewesen wäre, mit 3 oder 4?