Beiträge von Regula

    Jetzt lasst mal die Kirche im Dorf bevor Ihr weiter auf der TE rumhackt. Die TE hat ja gar nicht behauptet, sie habe alles richtig gemacht. Die TE hat auch nirgendwo behauptet, sie findet das "niedlich". Im Gegenteil, im ersten Post steht, es tut ihr unendlich leid dass der Hund so ist obwohl er nichts dafuer kann.

    So wie das hier in den Antworten klingt koennte man meinen, sie habe sich einen Mali gekauft, den selber im Schutzdienst ausgebildet und wundert sich jetzt, dass der Hund nach vorn geht. Ist aber nicht so. Sie hat - zugegebenermassen aus dubioser Quelle - einen "Familienhund" gekauft, lebt mit dem Hund ein halbwegs normales Familienleben, und der Hund zeigte schon extrem frueh Potential.
    Fuer mich hoert sich das eher so an, als haette es da in der Vergangenheit irgendwann eine traumatische Situation gegeben und der Hund hat der Familie Sicherheit vermittelt. Das ist vielleicht unguenstig, wenn ein sehr nervenschwacher Hund auf eine unerfahrene, eher nervoese Familie trifft. Aber das aendert nichts an der Tatsache dass der Hund (vermutlich genetisch bedingt) sehr instabil ist. Und als die TE das Problem erkannte hat sie sich an eine Fachfrau gewandt. Ich kann da weiss Gott weder vollstaendiges Versagen noch boese Absicht sehen.

    Ich habe, als ich alleine mit meinem Hund wandern war, auch Sicherheit durch die Anwesenheit des Hundes gewonnen. Angegriffen hat er aber trotzdem niemanden. Das ist der Unterschied zwischen einem stabilen und einem nervlich instabilen Hund. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner, der hier ueber die TE meckert, so eine Granate zu Hause sitzen hat.
    Ist aber auch egal, weil die TE hier nicht um Erziehungstips gebeten hat (die sie vernuenftigerweise einem Trainer vor Ort ueberlaesst).

    Ich wuerde auch als erstes gesundheitliche Faktoren von einem guten Tierarzt abklaeren lassen.
    Und dann muss ich den anderen widersprechen, ich denke es gibt durchaus genetisch bedingte(s) Aggressionspotential / Nervenschwaeche. Und da der Hund aus einer dubiosen Quelle stammt und vermutlich auch noch schlecht sozialisiert ist, so ist das moeglicherweise eben nicht nur "alles eine Frage der Erziehung".

    Ich finde es auch eigentlich besser, wenn die Trainerin sagt, das sei eine Nummer zu gross fuer sie, als dass sie da wochen- und monatelang rummacht, bis am Ende doch was passiert.

    Keiner von uns hat den Hund gesehen, und so ist alles was hier geschrieben wird eh nur Spekulation. Ich wuerde, nach dem Tierarzt, einen staatlich vereidigten Sachverstaendigen draufschauen lassen. Das sind die, die nach Beissvorfaellen den Hund begutachten und eine Empfehlung ans Ordnungsamt abgeben. Die sind leider auch nicht alle gleich gut, aber ich wuerde sagen im Durchschnitt doch besser und erfahrener mit solchen Hunden als normale Hundetrainer.

    Ich weiss, dass das hier Kontroversen ausloest, aber ich wuerde mir sehr gut ueberlegen ob ich einen Hund mit solchem Potential noch an jemand anders vermittle. Ich habe schon ein paar solche Faelle miterlebt, die von Hand zu Hand gereicht wurden. Jeder " Experte", der was auf seine Faehigkeiten hielt hat sich mal dran versucht und am Ende wurde der Hund dann doch entweder eingeschlaefert oder endete dauerhaft im Tierheim. Ob das fuer den Hund ein vernueftiges Leben ist musst Du entscheiden und liegt in Deiner Verantwortung.

    Ich hatte lange Jahre einen Hund (aus dem TH), der ziemlich extreme Aggression gegen Artgenossen hatte. Ich muss ganz ehrlich sagen, haette sich das gegen Menschen gerichtet haette ich den Hund wohl einschlaefern lassen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich das, was mein Hund damals forderte (vier Jahre lang mehrmals die Woche Hundeplatz + Training auf Spaziergaengen) mit drei Kindern haette leisten koennen.

    Was auch immer Du entscheidest, ich wuensche dem Hund, Deinen Kindern und Dir das Beste.

    Max ist auch so und war es schon immer. Es ist, als wuerde er das Hirn abschalten, wenn Essen in der Naehe ist - ob das nun sein Futter ist, unser Fruehstueck oder ob ich in der Kueche was koche. Sobald es um Essen geht steht er da und geiert. Er schnappt auch so zu, vor allem wenn Gefahr besteht dass Nova auch was abkriegt.

    Wir haben das einigermssen in den Griff bekommen, dass er wenigstens nicht ganz so kopflos ist. Wenn ich ihm Futter mache stelle ich das hin und mache mit ihm ein paar Sachen, bevor er es nehmen darf. Manchmal ein paar Schritte bei Fuss durchs Haus laufen, manchmal einen Ball apportieren, manchmal abrufen (sowohl in die Richtung vom Futter weg, als auch zum Futter hin oder am Futter vorbei). Ich mache nicht immer das selbe, damit er immer ein bisschen nachdenken muss, was ich denn jetzt von ihm will. Manchmal setze ich beide Hunde ab, stelle Futter hin, schicke manchmal Max und manchmal Nova als erstes los, und manchmal schicke ich einen los und der/die andere laeuft noch ein paar Schritte bei Fuss oder holt einen Ball und darf dann erst. Dabei achte ich sehr darauf, dass keiner an das Futter des anderen geht. Auch bei Leckerli achte ich drauf, dass immer beide was bekommen.

    Das war anfangs eine totale Katastrophe, Max ist nur kopflos und hektisch rumgehuehnert und hat gar nichta gecheckt. Aber jetzt ist es ganz gut.

    Aus der Hand fuettere ich eigentlich nur, wenn der Hude es nicht erwartet - also nicht Leckerli hinhalten und Fuss laufen, sondern Leckerli in der Tasche, Hund abrufen, und wenn er schoen kommt dann erst Futter raus und schnell geben, damit er gar nicht erst drueber nachdenkt. Wenn er danach neben mir her laeuft und geiert gibt's nichts mehr. Diese ganzen langsam-aus-der-geschlossenen-Hand-fuettern Geschichten fuehren bei ihm eher dazu, dass er sich noch mehr aufregt.

    Ich sehe ja ein, dass gute Zuechter mit viel Einsatz ihre Wuerfe betreuen, aber unfreundlich sein muessen sie deswegen doch trotzdem nicht. Ich find's voellig normal, dass man nach dem Preis fragt, bevor man sich zu einem dreistelligen Betrag verpflichtet...

    Ich versteh auch nicht, warum bei Tierheimen immer gemeckert wird, wenn die genauer nachfragen und waehlerisch sind, und das bei Zuechtern vollkommen ok und verstaendlich sein soll...

    Aber naja, mir wuerd's (mit ganz wenigen Ausnahmen) eh nicht im Traum einfallen, 2T Euro fuer einen Hund hinzulegen. Ich bin mit meinen beiden $50 Hunden mehr als gluecklich.

    Ich moechte nur was einwerfen zu "ist alles eine Frage der Erziehung". Ich habe mich neulich mit zwei Freundinnen unterhalten, und wir alle drei hatten zu verschiedenen Zeitpunkten Hunde aus dem Tierschutz, von deren Macken wir dachten, das kriegt man mit Erziehung schon hin. Mein Hund hatte mit Unvertraeglichkeit Probleme, und die beiden anderen mit Jagdtrieb. Der Erfolg war in allen Faellen maessig, und das lag nicht am mangelnden Engagement (in meinem Fall vier Jahre lang Hundeplatz). In den meisten Faellen ueberschaetzt man sich da sehr, grade als idealistischer Hundeanfaenger. Klar kann man mit Erziehung einiges erreichen, und klar kommt kein Hund perfekt zu einem, aber es ist schon genug Arbeit, einem Hund ohne "Macken" guten Grumdgehorsam beizubringen und ihn vernuenftig auszulasten.
    Ich bin also immer dafuer, den Hund so auszuwaehlen, dass es von Anfang an passt und man mit Macken auch leben koennte, falls man sie nicht wegerzogen bekommt.

    Wenn Du sagst, Jagdtrieb sei kein Problem, dann waere ich an Deiner Stelle drauf vorbereitet, den Hund draussen dauerhaft an der Leine zu haben, falls die Erziehungsversuche nicht klappen. Wenn Du Dich ernsthaft fuer einen Wachtelhund interessierst dann wuerde ich davon ausgehen, dass der Hund immer jagen wird, wenn er die Gelegenheit bekommt. Nur wenn Dich das nicht stoert wuerde ich mich drauf einlassen. Einen Jagdhund zu uebernehmen mit dem Hintergedanken "den Jagdtrieb bekommt man mit Erziehung schon weg" ist meiner Meinung nach ein bisschen naiv und dem Hund gegenueber unfair.

    Unter diesen Voraussetzungen finde ich die Idee mit dem Wachtelhund gar nicht schlecht. Du haettest Zeit, den Hund kennenzulernen und wuesstest, auf was Du Dich da einlaesst.

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    Die die ich kenne, ziehen nur F1er. Bei denen ist leichter vorherzusagen ob sie taugen. Sie haben Linien mit Isländer-Spitzen und Bordern, wo die Bandbreite die fällt recht gut vorhersagbar ist. Größtenteils haben die Rassehunde schon gewisse gewünschte Anlagen. Hütende Spitze und wachsame Border.
    Trotzdem ist der 'Ausschuss' recht groß, was aber teilweise auch an dem Desinteresse liegt, hart mit dem Hund zu arbeiten. Dafür fehlt einfach die Zeit. Wer nicht leichtführig ist, wird schnell ersetzt.


    OT:

    Selbiges bei den isländischen Pferden. Daher auch das Vorurteil, dass Isländer besonders viel Gewicht tragen können. Die werden einfach solang geritten bis nix mehr geht und dann gehen sie in den Topf. Nicht schön, aber ist halt so. Eben eine andere Mentalität.

    Das ist jetzt OT, aber fuer mich ist es eher so als ob es Deutschland ist mit der anderen/aussergewoehnlichen Mentalitaet (und einige wenige andere Laender).
    Der Standard und auch das Bewusstsein fuer Tierschutz ist in D schon sehr hoch im Vergleich zu allen anderen...

    Was ich auch unbedingt erfragen wuerde - grade bei einem Boxer - ist der Gesundheitsstatus. Moeglicherweise auch von einem TA initial abklaeren lassen. Grade Boxer haben viele Krankheiten mit genetischer Ursache wie Herzfehler, HD/ED und verschiedene Tumoren. Die verantwortungsvollen Zuechter haben da zwar seit den 90ern grosse Fortschritte gemacht, aber es gibt auch genug Boxer aus suboptimaler Zucht. In einer perfekten Welt wuerden wir zwar alle sagen "das ist egal, hauptsache der Charakter stimmt", aber leider kann das auch mit viel emotionalem und finanziellem Schaden verbunden sein. Das kann nicht jeder stemmen...

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    Ich lese hier einfach mal mit - find ich sehr interessant. Unglaublich, was es alles zu beachten gilt - das macht mich als Laie schon etwas sprachlos muss ich sagen.

    OT: Regula, Du lebst doch in Kanada - ist das da auch so?

    Ich komme urspruenglich aus Bayern und habe mir das damals auch mal ueberlegt mit einem Listenhund (mich dann allerdings dagegen entschieden).
    Nein, bei uns sind das ganz normale Hunde, fuer die dieselben Regeln gelten und die $40 Hundesteuer zahlen wie alle. In Ontario sind Hunde vom Typ Pitbull aber verboten.

    Ich weiss nicht, wie weit Du von einer der tiermedizinischen Fakultaeten (Berlin, Leipzig, Hannover, Giessen, Muenchen) weg wohnst, aber ein Tiermedizin-Student waere evtl eine Loesung. Die koennen oft waehrend des Studiums keine eigenen Tiere halten (z.B. wegen Wohnsituation), sind aber zum Grossteil wenigstens halbwegs kompetent/interessiert, zeitlich (falls es nicht grade in Praktika oder Semesterferien faellt) relativ flexibel, und verdienen ganz gern ein bisschen nebenher. War bei uns zumindest immer sehr beliebt...

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    Hast Du Empfehlungen für staatlich vereidigte Gutachter in Bayern? Habe zwar welche gefunden, aber ich weiß nicht, ob die wirklich vereidigt sind... Oder sind da Tierarzt-Gutachten oder andere auch anerkannt? :???:
    Und verstehe ich das richtig, dass man den Wesenstest vielleicht sogar in seiner momentanen Umgebung in BW machen lassen kann? Bei der Pflegestelle?

    Puh, ich wohne schon zu lange nicht mehr in Bayern. Aber die User "Crabat" und "rimini" im Kampfschmusergemeinde-Forum (http://forum.ksgemeinde.de/) sind aus Bayern und koennen da bestimmt weiterhelfen. Oder Rosi Murrweiss von Hund und Halter e.V. fuer B-W.
    Vielleicht vorher bei der Gemeinde nachfragen, aber wenn der Hund sich momentan in B-W befindet, dann sollte eigentlich auch ein Rassegutachten eines vereidigten Sachverstaendigen aus B-W akzeptiert werden.

    Gutachten von Tieraerzten ohne Zusatzausbildung werden nicht anerkannt.

    Der Hund kann einen vorlaefigen Wesenstest in B-W machen. Ob der von der bayrischen Gemeinde anerkannt wird liegt im Ermessen des Ordnungsamts. Manche Gemeinden erstellen auch ohne Wesenstest ein vorlaeufiges Negativzeugnis bis zum Alter von 18 Monaten.
    Auf jeden Fall muss fuer den Hund mit 18 Monaten ein endgueltiges Negativgutachten erstellt werden. Das schliesst soviel ich weiss in Bayern auch die Kontrolle des Anwesens, auf dem der Hund gehalten wird (z.B. Zaunhoehe, Zwinger etc), mit ein. Das koennte der Hund also nur bei Euch machen...