Hier geselle ich mich auch mal dazu. Meine jetzigen Hunde sind zwar vertraeglich - trotz ihres Aussehens, bei dem uns Andere auch mal aus dem Weg gehen - aber mein alter Hund Babur war wirklich sehr unvertraeglich. Ich habe ihn mit 7 aus dem Tierheim uebernommen und wusste von seiner Unvertraeglichkeit. Ich dachte damals "das wird schon, mit Konsequenz und viel Training". Es lief auf ein Leben lang Management heraus. Er war ok mit einigen wenigen ausgewaehlten Hunden, die er sehr vorsichtig (ueber mehrere Tage/Wochen) kennenlernen konnte und die ihn in keinster Weise provozierten. Ansonsten ging er bei der geringsten Provokation auf alle mit Beschaedingungsabsicht drauf - Huendinnen, Rueden, kastriert, unkastriert, Welpen, ganz egal. Mit Provokation meine ich schon einen falschen Blick, die Rute einen Moment ein bisschen zu hoch tragen, auf uns zulaufen sowieso.
Zusaetzlich gab es noch Extra-Feinde, einen Dobermannmischling und einen Husky, bei denen ihm schon die Hutschnur hochgegangen ist, wenn er sie nur am Horizont gewittert hat.
Ich weiss nicht, wie oft ich mit Babur an der Leine versucht habe, anderen Leuten zu erklaeren, dass Hundekontakt bei uns nicht gut ist. Nein, der macht nichts "unter sich aus". Nein, ich mach den nicht einfach von der Leine los. Nein, dem ist der "Welpenschutz" Ihres Hundes egal. Nein, der mag auch keine Huendinnen, und auch keine kastrierten. Geglaubt haben es die meisten erst, wenn er dann nach vorne gegangen ist. 40 gestromte kg mit voller Rage in der Leine sieht dann doch beeindruckend aus.
Wir waren vier Jahre lang auf dem Hundeplatz, und gegen Ende konnte er in seiner angestammten Gruppe mit ruhigen Hunden konzentriert arbeiten, z.B. frei suchen und apportieren ohne dass er sich von den anderen Hunden ablenken liess. Das war schon ein Riesenerfolg fuer uns. Aber z.B. ein neuer Hund oder sonstige Unruhe in der Gruppe warf ihn sofort aus der Bahn.
Ich hab's schon mal in irgendeinem anderen Thread erzaehlt, einmal ist auch was passiert. Wir lebten damals auf dem dicksten Land in Mecklenburg-Vorpommern und ich musste sehr frueh zur Arbeit. Ich war um 4.30 morgens mit Babur draussen, es war kurz vor der Morgendaemmerung und wir waren auf einer Strecke ueber Felder, die wir gut kannten und auf der wir nie andere Hunde getroffen hatten. Ich habe Babur abgeleint und wir haben suchen und apportieren geuebt.Ich habe wirklich niemals einen anderen Hund dort erwartet, und auf einmal stand da doch ein anderer Hund. Babur ist ohne Diskussion sofort drauf und hat reingehackt. Ich habe ihn abgepflueckt, die andere Hundebesitzerin war natuerlich vollkommen geschockt. Ich habe mich hundertmal entschuldigt, habe selbstverstaendlich die Tierarztrechnung uebernommen (es waren einige Loecher) und habe spaeter nochmal Schokolade und Leckerli vorbeigebracht und nachgefragt, wie es dem Hund geht. Zum Glueck hat sie mich nicht angezeigt, aber verstanden haette ich es schon.
Ich habe diesen Hund unenedlich geliebt. In so vielen Bereichen war er der perfekte Hund fuer mich, und es wird keinen wie ihn mehr geben. Er hat mich ueberall hin begleitet. Ich habe Rotz und Wasser geheult, als er gestorben ist und kriege auch jetzt noch manchmal Pipi in den Augen, wenn ich an ihn denke. Ich habe so viel von und mit ihm gelernt.
Und trotzdem habe ich mir bei der Auswahl seines Nachfolgers (Max) gesagt "nie wieder". Es war so stressig, staendig aufzupassen. Kein einziger Spaziergang war wirklich entspannt, und staendig war da die kleine Angst im Hinterkopf, dass doch wieder was passiert. Drum habe ich jetzt bewusst Hunde mit sehr viel normalerem Sozialverhalten.