Ich lebe ja mit meinen Hunden in Kanada, habe aber auch schon in Südfrankreich gelebt und in verschiedenen Teilen Deutschlands (Bayern und M-V).
Kanada
Für mich ist Calgary sehr angenehm, um Hunde zu halten. Es gibt keine Rasselisten und meine Hunde gelten sowohl bei der Stadtverwaltung als auch in den Köpfen der meisten Menschen als Hunde wie alle anderen auch. Hundesteuer kostet $35 pro Hund im Jahr und man bekommt dafür eine Bonuskarte, mit der man z.B. bei manchen Tierläden 15% Rabatt bekommt.
Hier gibt es zwar keine Rassen, die von Grund auf als gefährlich gelten, aber Fehlverhalten wird recht streng bestraft. Man sollte sich also besser vernünftig benehmen. Hundehaufen liegen lassen ist teuer (wenn man erwischt wird), und man muss z.B. seinen Hund auch in Auslaufgebieten immer unter Kontrolle haben. Naja, es hält sich nicht immer jeder dran, aber so als Grundtendenz habe ich schon das Gefühl, dass Leute hier mehr Rücksicht aufeinander nehmen.
Beissunfälle werden hier eigentlich immer ernst genommen. So wie man das von Deutschland manchmal kennt, dass ein Hund immer wieder Vorfälle hat, die Nachbarschaft terrorisiert, und die Behörden machen nichts, das habe ich hier noch nie erlebt.
Die allermeisten Hunde, die ich hier so erlebe, sind Familienmitglieder und leben im Haus. Grade auf dem Land kommt es auch mal vor, dass die Hunde nicht ins Haus dürfen, aber sie haben dann meistens einen geheizten Stall oder eine Garage zur Verfügung. Das gibt es aber in Deutschland schon auch.
"Crating" (Hundebox) tagsüber sieht man hier allerdings auch. Natürlich iat das nicht optimal, ich finde, man muss dazu aber auch sehen, dass die Toleranz für Hundelärm und Schäden hier sehr viel geringer ist. Grade wenn man Mieter ist kann man es sich kaum leisten, dass der Hund was kaputt macht oder die Nachbarschaft zusammenbellt, sonst fliegt man ganz schnell aus der Wohnung (und ohne eine gute Referenz vom Vermieter ist es auch schwerer, was Neues zu finden).
"So sind Hunde halt nun mal" oder "kann ja mal passieren" hört man hier eher selten. Es wird eher Wert darauf gelegt, dass jeder so leben kann, wie er/sie will, ohne andere dabei zu stören.
In Nordamerika einen Hund abzugeben, grade wenn es ein "Pit Bull Type" Hund ist oder wenn der Hund Verhaltensprobleme hat, kann oft heissen, dass das mit dem Einschläfern des Hundes endet. Ich denke, dass grade deshalb vielleicht ein bisschen mehr Wert darauf gelegt wird, dass nichts passiert und man lieber den Hund einmal zuviel in der Box lässt als einmal.zu wenig.
Kettenhaltung habe ich bisher nur bei Schlittenhunden und auf Indianderreservaten gesehen.
Südfrankreich
Dort herrschte (ich war 2001/2002 dort) eine ziemliche "laissez faire" Stimmung. An der Uni gab es ein grosses Gelände, auf dem die Hunde sich tagsüber tummelten, während die Besitzer in den Vorlesungen waren. Es gab auch eine Bar auf dem Gelände, vor der die Hunde herumhingen, während die Studenten drinnen feierten und Bier tranken. Wenn die Hunde bellten oder es kleinere Reibereien gab hat das niemandem was ausgemacht.
Auf der Kehrseite war dafür alles voll mit Sch****e. Auch in der Stadt war das teilweise ganz schön eklig, grade wenn es im Frühjahr / Sommer warm wurde stank es teilweise ganz schön eklig.
Eine Dogo-Hündin blieb mir in besonderer Erinnerung. Toller, netter Hund, aber der Besitzer fand es sei eine gute Idee, dem Hund die Ohren selbst zu kupieren. Das Ergebnis wäre in Deutschland wohl tierschutzrelevant gewesen und sah auch noch sch****e aus.
Überhaupt werden solche Dinge in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt. In den allermeisten Ländern ist Kupieren ja noch erlaubt. Hier in Kanada machen es die meisten Tierärzte nicht mehr (auch "De-clawing" von Katzen nicht), aber wenn man es wirklich will, dann findet sich schon einer.
Eine Freundin aus Schwedsn erzähte mir neulich, dass dort nicht mal Kastrieren ohne medizinischen Grund erlaubt ist. Das ist dann das andere Extrem.
Ich tu mich ehrlich gesagt mit Threads wie diesem etwas schwer, weil das doch ganz oft in Bashing ausartet, wo jeder erzählt, wie schlimm es doch überall anders ist.
Grade die Kanadier und die Amis sind da etwas empfindlich und sehen es sehr ungern, wenn jemand als Tourist oder Einwanderer ins Land kommt und dann anfängt herumzustänkern. Sie denken sich oft (zurecht?), dass man ja zurückgehen kann, wenn dort alles besser ist.
Da ist der Grat zwischen wohlmeinender Kritik und Stänkern sehr schmal, und wenn man mit deutscher Direktheit da dran geht, dann ist das für die meisten Nordamerikaner schon viel zu viel. Ich musste das auch erst lernen, als ich hierher kam... :)