Ganz ehrlich, anders als bei Hunden gibt es für mich bei Pferden eine Schmerzgrenze.
Wenn ich mich mal für einen Hund entschieden habe, dann bleibt der bei mi bis zum Ende. Aus. Wenn es Probleme gibt, dann arbeiten wir uns da durch und managen, was das Training nicht schafft.
Bei einem Pferd wäre das für mich nicht so. Ich bin Freizeitreiter mit ein bisschen Tunierambitionen. Mit dem Pferd arbeiten soll mir Spass machen und entspannend sein. Klar kann man nicht bei jedem Problem gleich aufgeben, aber wenn ich wirklich das Gefühl hätte, dass ich auch nach allen (gesundheitlichen) Abklärungen und mit professioneller Hilfe nicht weiterkomme, dann würde ich das Pferd auch nicht behalten. Dafür sind Pferde einfach zu gefährlich und ganze ehrlich auch zu teuer.
Ein vierjähriges Pferd dauerhaft auf die Weide zu stellen käme für mich nicht in Frage. Was soll das? Mal abgesehen davon, dass das für mich total unbefriedigend wäre, ist das auch oft fürs Pferd eine ganz miese Lösung. Ich kenne ein paar solcher Tiere, die zehn+ Jahre auf der Weide vergammelt mit wirklich minimalem Aufwand des Halters (zwei bis drei Mal im Jahr kam der Schmied). Der Besitzer zieht weg oder hat keine Lust mehr, versucht dann meistens, die Pferde noch als "Projekt" zu verkaufen oder zu verschenken und letztendlich landen die allermeisten (manchmal nach ein paar Zwischenstationen) doch beim Schlachter.
Genausowenig wäre es für mich eine Option, mit der Stute zu züchten. Beim Züchten sollte es immer ein Zuchtziel und einen Markt für das Fohlen geben, und die Eltern sollten danach ausgewählt sein. Eine vierjährige Stute, die sich in nichts bewiesen hat und so schwierig ist, dass sie von einem relativ erfahrenen Reiter nicht mal auf dem Boden zu händeln ist, ist für mich kein Zuchtmaterial. Auch nicht, wenn sie gute Linien hat. Wieso soll man aus einem Pferd, das keiner will, noch ein Pferd erzeugen, das vielleicht einer will und vielleicht nicht? Vielleicht kann man mal drüber reden, falls sie irgendwann mal trotz A******** Charakter mit einem professionellen Reiter Leistung zeigt.
Ein schwieriges Pferd zu verkaufen ist immer extrem schwierig. Man muss eine ganze Menge Interessenten aussieben - die selbsternannten Trainer, die sich selbst und ihre Reitkünste masslos überschätzen; die, die einfach nur ein billiges Pferd wollen; die Unerfahrenen, die sich "verlieben" etc.
Ich war zum Glück nie in dieser Situation, aber ich denke, es würde vielleicht Sinn machen, wenn Deine Schwester sich mal in einer ruhigen Minute, wenn die Gefühle ein bisschen abgeklungen sind, hinsetzt und sich überlegt, wieviel sie wirklich in dieses Pferd investieren will, dann einen Plan machen und das so durchzieht.
Das kann so aussehen, dass sie dem Pferd noch ein Jahr Ruhe gibt, oder es kann so aussehen, dass sie noch den Betrag von x € in professionelles Training investiert, oder dass sie jetzt endgültig genug hat und für x Monate / Jahre intensiv einen Käufer sucht.
Aber ich würde mir ein ganz klares Limit setzen, und danach muss es entweder besser geworden sein oder es ist Schluss.
Ich würde ganz ehrlich auch das Töten des Pferdes in Erwägung ziehen. Grade bei Pferden wäre das meiner Meinung nach in manchen Fällen die humanere Lösung als dass sie eine Odysee durchmachen, wo jeder Cowboy sich mal draufsetzt und am Ende werden sie doch als unreitbar zum Schlachter geschickt.