Erstmal kann ich Dich gut verstehen, mir ging es ganz ähnlich nach dem Tod meines ersten Hundes. Bei mir hat es aber nur einen Monat gedauert, bis wieder ein neuer Hund einziehen musste. Ohne Hund war es einfach irgendwie unvollständig. Die Frage, ob wieder einen Hund oder nicht hat sich für mich nie gestellt.
Mein Hund war auch schwierig und sehr unverträglich mit Artgenossen. Ich habe ihn von ganzem Herzen geliebt und hätte ihn niemals abgegeben, aber schwierig war es oft schon mit ihm. Ehrlich gesagt wollte ich als nächsten Hund einfach mal was Nettes - einen Hund, mit dem man z.B. auch einfach entspannt spazieren gehen und auch mal gedanklich abschalten kann, ohne dass man gleich Gefahr läuft, dass der Hund abhaut und ein anderes Tier zerlegt...
Vom Kopf her wusste und weiss ich schon, dass das vollkommen legitim ist, aber ein bischen hat es sich trotzdem angefühlt wie Verrat. Der Gedanke daran, dass ich ja eigentlich die Erfahrung und Kapazität hätte, dass mich eigentlich nichts daran hindert, wieder so eine Hund zu nehmen, und dass ich einen "einfachen" Hund wollte während so viele Hunde wie er ohne Chance auf Vermittlung im TH hocken, fiel mir schon schwer. Aber ich konnte und wollte das auch emotional einfach nicht mehr.
Letztendlich habe ich mich für einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz entschieden. Ich mag erwachsene Hunde eh lieber, und für mich ist das der sicherste Weg, genau den Hund zu bekommen, den man will. Klar kann man einen Welpen sozialisieren und erziehen, aber es gibt eben neben der "nurture" immer auch eine "nature" Komponente. Ich leiste gern ein bisschen extra Erziehungsarbeit bei einem erwachsenen Hund, von dem ich weiss, dass es charakterlich passt. Ich glaube nicht, dass alles nur eine Frage der Erziehung ist.
Für mich ist z.B. Nervenstärke sehr wichtig, die ist m.Mn. nach genetisch und man kann sie bei einem erwachsenen Hund sehr viel besser erkennen. Es gibt Hunde, die eine absolut beschissene Vergangenheit hatten, nie gescheit sozialisiert wurden oder auch misshandelt wurden, und der Hund ist trotzdem psychisch total stabil. Bei ejnem.solchen Hund macht es auch nichts, wenn der nie in seiner Welpenzeit über eine Brücke gelaufen ist, der kriegt das hin. Im Gegensatz dazu gibt es Hunde, die mit viel Aufwand und Liebe grossgezogen und an Neues gewöhnt werden, und die trotzdem ein psychisches Wrack sind, wenn man ihnen ein bisschen Druck macht.
Ich habe sozusagen als "Vorscreening" eine Liste gemacht, welche Eigenschaften ich unbedingt will, und habe mir auch wirklich nur die Hunde angesehen, die all diese Eigenschaften erfüllten (einen Auslandshund ungesehen zu übernehmen kam für mich nicht in Frage). Ich wusste, wenn ich "einfach mal zum Schauen ins TH" fahre, dann hätte ich wieder irgendein Sonderkind mit nach Hause gebracht. Ich habe ein paar Hunde kennengelernt, bei denen es nicht so richtig funken wollte, und als ich dann Max kennenlernte wusste ich nach wenigen Minuten schon, dass es der werden soll.
Ich denke viel an meinen alten Hund. Ich denke mir oft, hätte ich mir nur statt zu arbeiten öfter frei genommen und in seinem Alter Zeit mit ihm verbracht, solche Dinge. Und wenn es mal ganz schlimm wird, dann fahre ich mit meinen beiden Hunden in die Berge und mache was Tolles mit ihnen. Meinen alten, geliebten Hund bringt nichts mehr zurück, aber vielleicht ist das ja sein Erbe...