Wie ist es denn für dich und für diejenigen, die meinen, dem Hund eine Lebensweise aufzuzwingen wäre egoistisch?
Die Frage meine ich ganz ernst und ohne Provokation.
Ich hab mal "The Happiness Project" gelesen, weil ich das Vorhaben interessant fand. Danach war ich in manchen Situationen echt entspannter, weil ich mir halt nicht mehr dachte "Jetzt hab ich das und das für den und den gemacht" (so ganz aufopferungsvoll und oft musste mich noch nicht mal jemand bitten) und es kommt kein Danke/ewige Dankbarkeit/weiß der Geier". Sondern, weil ich erkannte, dass ich es immer aus irgendnem Grund für mich mitmache. Weil es mir ein gutes Gefühl gibt, weil es das kleinere Übel ist, weil ich nicht von anderen verurteilt werden will etc.
Und seitdem kann ich nicht mehr anders denken. Für mich ist "egoistisch" halt nix Böses oder Negatives. Sondern Allgemein-Zustand, der mal mehr und mal weniger gesellschaftlich akzeptiert ist.
Ich denke da nicht tagtäglich drüber nach, wie egoistisch es ist, aber im Grunde ist es das oft, ja.
Ideale Haltungsbedingungen hab ich hier mit Etagenwohnung in einer Großstadt nicht, trotzdem zieht hier egoistischerweise wieder ein Hund ein. Ich mag die Gesellschaft, Hund tut mir gut und so ein übles Frauchen bin ich auch nicht.
Aber es gibt eben Leute, die setzen die Grenze da anders. Für die wäre Spitzhaltung in einer Wohnung absolut tabu und die geben ihre Welpen nur an Leute mit mindestens Gartenwohnung, besser Haus, ab. Die nächsten würden nie einen Hütehund ohne künftigen Job abgeben, oder einen schweren Hund in eine Etagenwohnung, oder an berufstätige Leute etc.
Meine Grenzen sind die: Der Hund ist nur in Ausnahmen länger als 6 Stunden allein, bekommt artgerechtes Futter, wird soweit erzogen, dass er weder für sich noch andere zur Gefahr oder Belästigung wird, wird beschäftigt, so dass ihm nicht langweilig ist, kommt mindestens dreimal am Tag raus, wird tierärztlich versorgt und seine Eigenheiten werden respektiert. Maia zum Beispiel fand Gänge durch die Stadt stressig, also hab ich sie da nicht mitgenommen.
Nix davon ist verhandelbar und für mich quasi die vertretbare Menge an Egoismus. Klar sind die Grenzen bei jedem anders und ich bin sicher nicht der perfekte Hundehalter... aber wenn ich les, dass ein Hund vegan leben soll, denk ich mir nur 'das arme Tier'
. Und ich hab jahrelang vegetarisch gelebt und kenn mich mit Ernährung ganz gut aus.
Egoistisch sein find ich auch nicht böse. Ich musste auch lernen, dass ich bei manchen Leuten meine Interessen über deren stellen muss, weil ich sonst permanent untergebuttert werde. Aber ein Hund hat nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten, sich gegen den Egoismus seiner Menschen durchzusetzen, daher müssen wir seine Bedürfnisse eben berücksichtigen.