In etwa haben wir das gleiche Problem, wenn auch noch nicht so wirklich ausgeprägt. Ich sehe aber dennoch Parallelen.
Unser Dalmatinermädchen ist jetzt 3 Jahre und bald 5 Monate jung, war bisher problemlos zu händeln (kein Leinenpöbeln, gehorchte aufs Wort, war abrufbar, bellte keine Menschen an, bellte keine Kinder an. Mittlerweile ist es aber so, dass es an der Leine mit ihr wie mit einem Überraschungsei ist. Mal reagiert sie gar nicht und wir können problemlos an dem anderen Hund vorbeigehen, mal begrüßt man sich freundlich, mal titscht sie aber auch als erste vollkommen aus.
Personen die einfach stehen bleiben oder beispielsweise an einer Haltestelle auf den Bus warten, werden angebellt. Nicht immer, aber immer öfters. Kinder werden angebellt (wobei ich mir das noch damit erklären kann, das Kinder von Dalmatinern einfach fasziniert sind und sich am liebsten auf sie stürzen möchten).
Gebe ich Anordnungen kann man richtig sehen, dass sie erst überlegt und den Nutzen abwägt... was es ihr bringt jetzt tatsächlich auf mich zu hören.
So, wie gehe ich das Problem jetzt an. Ich habe mir als erstes erklären lassen, was der Auslöser hierfür sein mag. In unserem Fall ist es einfach die Tatsache, dass Madame erwachsener und selbstbewusster geworden ist. Sie ist vorher ein zwar neugieriges, aber scheues Reh gewesen. Sie wußte nicht viel von anderen Hunden, nicht viel darüber, wie man sich hundemäßig verhält. Da tat sie gut daran, sich an mir zu orientieren. Im Moment ist sie also der Meinung, sie bräuchte meine Führung nicht mehr.
Was mache ich jetzt um die Führungsposition wieder zu erlangen? Ich fange im Grunde wieder bei Null an. Als hätte ich sie gerade erst zu mir nach Hause geholt. Ich versuche mit Bindungsübungen die Bindung zu vertiefen und mit Aufmerksamkeitsübungen die Aufmerksamkeit und Konzentration zu fördern. Wir machen wieder sehr viel Schleppleinentraining. In Kürze werden wir mit dem Longieren anfangen. Auch um die Bindung, Aufmerksamkeit und Konzentration zu trainieren.
Wir arbeiten an den Basics. Sitz, Platz, Bleib... die Leinenführigkeit trainieren wir neu. Nicht dass es wirklich notwendig wäre... aber es geht ihr mächtig auf die Rute, so einen langweiligen Kram wie "Bei Fuss gehen" zu machen. Zu guter Letzt spielen, toben, spielen, toben. Es ist natürlich ein enormer Zeitaufwand, aber ich habe diesen Zeitaufwand so gestaltet, dass ich ihn aufrecht erhalten kann, egal wie lange ich das jetzt durchziehen muss. Der Hundetrainer, den ich zu Rate zog, sagte mir aufmunternde Worte: "Sei froh, dass du einen Dalmatiner und keinen Husky hast. Der würde dich ein Hundeleben lang ständig mal austesten wollen." Soll also heißen, dass die Hoffnung besteht, dass Madame irgendwann mal nicht mehr vergisst oder in Frage stellt, wer der Rudelführer ist.
Pro Tag sind wir jetzt zwischen 3 - 5 Stunden als absolutes Minimum draußen und arbeiten miteinander. Aufgepeppt wird das ganze dann noch durch Hundetreffen (findet bei uns täglich statt, wo sich einfach ein paar HH treffen und mal die Hunde Hunde sein lassen. Wir klönen und die Hunde toben.
Ich arbeite mit Belohnen und nicht mit Bestrafen. Ich belohne mal mit Leckerlies und mal mit einer Runde wildem Toben. Was nicht sofort funktioniert, wird nicht belohnt, nicht bestraft, sondern einfach wiederholt. Aber auch das zerbreche ich nicht übers Knie. Wenn es den einen Tag nicht klappen will, machen wir halt am nächsten Tag weiter. Auch euch würde ich raten die Wasserflasche weg zu lassen. Zeigt dem Hund lieber, wenn er was richtig gemacht hat und belohnt es. Der Hund muss einfach begreifen, dass es sich durchaus lohnt folgsam zu sein und auf das Frauchen zu achten.
Möglicherweise ist es bei eurem Hund auch so, dass einfach mal wieder klargestellt werden muss, wer das sagen hat.