Es wäre schön, wenn man ein und dieselbe Hündin einmal kastriert und einmal unkastriert beobacheten und die Entwicklung in beiden Fällen vergleichen könnte, aber das ist leider nicht möglich. Also steht man als Hündinnenbesitzer vor dem Dilemma, das man sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muß, die beide ungünstig verlaufen können.
Tierärzte sehen häufig vorrangig die gesundheitliche Vorbeugung gegen Gesäugekrebs und Gebärmuttervereiterung. Je früher die Kastration, desto besser, nach der dritten Läufigkeit ist zumindest der Vorsorgeeffekt bezüglich der Mammatumore hinfällig.
Verhaltensbiologen haben mehr die Folgen für die Ausreifung des Wesens im Auge. Danach sollte eine Hündin nicht weniger als drei Läufigkeitszyklen einschließlich Scheinträchtigkeits- und Scheinmutterschaftsphase durchmachen, bevor (falls überhaupt) kastriert wird. Denn erst dann ist eine Hündin wirklich erwachsen.
Beides zusammen ist wie man sieht leider nicht zu haben.
Das mit dem kindlich bleiben ist leider nicht nur ein Gerücht. Geschlechtshormone sind nun einmal ein wichtiger Bestandteil für den Ablauf der Pubertät und den Umbau des Gehirns zum Erwachsenen. Die Züchterin meiner Pudelhündin ist seit Jahrzehnten Hundefrisörin und hat dadurch Gelegenheit, viele der von ihr gezüchteten Pudel über die Jahre zu beobachten, wenn diese zu ihr zum Scheren gebracht werden. Sie sagte mir, daß die früh kastrierten Hündinnen im Wesen unreifer und kindischer bleiben als ihre nicht oder später im Leben kastrierten Schwestern. Ich finde diese Beobachtung schon bemerkenswert, denn normalerweise hat man ja keine solchen Vergleichsmöglichkeiten.
Dagmar & Cara