Bei diesen Diskussionen kommen so viel "weiche" Faktoren zusammen.
Wie nimmt die Threaderstellerin die Situation wahr, mit welchen Worten schildert sie ihr Problem, welche Erwartungen hat sie an ihren Hund. Und auf der anderen Seite die vielen antwortenden Personen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Voreinstellungen. Man bringt ja schon von der eigenen Erziehung her gewisse Vorstellungen davon mit, was geht und was man niemals dulden würde. Also mich wundern verschiedene Interpretationen überhaupt nicht. Dazu kommt, daß keiner hier den Hund, sein Verhalten und die gesamte Situation sieht. Da läuft dann halt in jedem Kopf ein anderer Film ab, geht ja gar nicht anders. Ob das Verhalten des Hundes also als harmlos, tolerierbar, bedenklich oder gefährlich angesehen wird, hängt von so vielen Faktoren ab.
Cara war nicht mein erster Hund, aber mein erster Welpe, ich habe sie mit 8 Wochen geholt. Sie hat mir dann über viele Wochen hinweg oft in den Hosenbeinen gehangen und manchen Ratscher beschert, ich habe das aber nicht als Problem wahrgenommen. (Das war noch vor meinen Forumszeiten ...
) Das ist eben so bei jungen Hunden und Katzen, dachte ich. Klar wäre es nett gewesen, wenn Cara die Beißhemmung etwas flotter erlernt hätte, aber ich habe mir nie Sorgen deswegen gemacht. Selbst wenn ich schon Hundeforen gekannt hätte, hätte ich keinen Grund gesehen, Rat wegen meines bissigen Welpen zu suchen.
Hätte ich dagegen Kleinkinder gehabt und womöglich einen Großpudel statt eines kleinen, dann hätte dasselbe Verhalten mir möglicherweise heftige Sorgen bereitet, zumal wenn es nicht innerhalb von ein, zwei Wochen erledigt gewesen wäre. Und ich hätte vieleicht ein Hundeforum gesucht und mein Problem in entsprechenden Worten geschildert. Und entsprechend vielfältige Antworten bekommen: Von "alles ganz normal beim Welpen, entspann dich" über "managen, trennen, niemals in der Wohnung spielen" bis "völlig überdrehter Welpe, das kann schlimm enden".
Nur zwei Faktoren geändert, und schon kommt was ganz anderes raus... ![]()
Trotzdem fällt mir auf, dass manchmal Fragesteller von Verhalten schreiben, das sie zB als unerwünscht und/oder unangenehm empfinden und auf Rat hoffen, und es kommen als Antwort einige Postings, die das Verhalten des Hundes verharmlosen oder als normal darstellen.
Es ist nicht so selten, daß Fragesteller sehr überhöhte Erwartungen an ihren Hund haben und sich wegen wirklich völlig normalem Verhalten ans Forum wenden. Gerade wenn noch kaum oder keine Hundeerfahrung da ist.
Nimmt man dann noch die subjektive, manchmal dramatisierende Art der Schilderung (Welpe "spielt verrückt", "dreht durch" usw) und versucht zwischen den Zeilen zu lesen, dann kann die eine oder andere Antwort wahrscheinlich verharmlosend aussehen. Gemeint war aber meist nur eine Beruhigung: dein Hund ist kein psychisch kranker Ausnahmefall, sondern ein normaler = erziehbarer Hund.
Im Regelfall gibt es doch anschließend auch Tips, wie man unerwünschtes Verhalten zum Guten hin beeinflussen kann.
Ich will wirklich niemanden hier angreifen, ich meine auch keine Forumsteilnehmer im Speziellen, ich bin nur verwundert, warum hier die Dinge wohl doch so unterschiedlich wahrgenommen und dann auch entsprechend kommentiert werden...
Das Forum hat ja keine Einheitsmeinung, es lesen und antworten jeweils ganz unterschiedliche Personen.
Dagmar & Cara