Das ist wirklich ein interessantes Thema! Vor allem, weil es so vielschichtig ist und man es sehr sehr weit ausführen kann.
Ich bin mal so frech und teile die "Hundeerziehungswelt" grob in verschiedene Richtungen, Strömungen ein:
1) die "niemals-Aversivler", vermeintliche Wattebauschwerfer (ich mag den Begriff nicht!) und "Geschirrgriffleute".
2) die Dominanz & Rudelführerleute, Anhänger von Millan und co.
3) die Rudelstellungsleute
4) die "ich habe ein tolles Hilfsmittel gefunden! Ahnung von Lerntheorie habe ich zwar nicht, aber das hilft mir!"-Leute
Da gibt es ganz viele Extreme. Und da gibt es gaaaaanz viel dazwischen und ganz viele "Normalos". Es wird nur gerne so dargestellt, als ob es nur einen Weg geben würde, ein Weg der für alle passt, ein Weg, der nach Rom führt, ein Weg, der das Hundeseelchen ganz lässt ... so ist es aber nicht. Jeder sollte SEINEN Weg finden, nach bestem Wissen und Gewissen, schauen was er mit seinem Hund machen möchte und dabei offen für Neues sein.
Zitat
Was macht ihr und warum macht ihr es? Das interessiert mich. Wie erzieht ihr und wie lastet ihr geistig aus?
Mein erster Hund ist ganz gut geraten, ohne viel Hintergrundwissen, einfach aus dem Bauch heraus, mit ein paar prakitschen Tipps aus Welpenschule und co.
Ich habe viele Hundebücher (keine Erziehungsratgeber direkt, sondern eher "Fachbücher") gelesen, einfach weil mich das Thema Hund auch sehr interessiert. Die Welt der "positiven" Erziehung (Kategorie 1)
) eröffnete sich mir, ich war begeistert.
Dann kam Hund Nummer 2 und ich konnte die Theorie mal schön beiseitige legen, denn die war - ausschließlich - nicht praktikabel. Man clickert kein Alternativverhalten in den Hund, wenn er gerade mit Schwung ins Gesicht geschnappt hat!
Es hat gedauert, bis ich mir eingestanden habe, dass es mir und Hund besser geht, wenn es klare, sehr deutlich abgesteckte Grenzen zwischen erlaubt/nicht erlaubt gibt. Ich erlaube viel, meine Hunde müssen viele Dinge nicht mal im Ansatz können, was für die meisten anderen Leute hier "normal" ist - aber einige Dinge sind Tabu und da gibt es ein absolutes Donnerwetter für!
Gleichzeitig bin ich ein großer Fan von Entspannungssignalen im Alltag, von Gegenkonditionierung bei Angst/Unsicherheit, von Alternativverhalten, etc. pp. Wenn ich hier mal strafe, dann gibt es gleich eine Möglichkeit, dass der Hund es "richtig" zeigen kann. Das ist mir unglaublich wichtig.
Mir ist ausserdem wichtig, dass meine Hunde gehorchen - besonders der Schäferhund. Wenn ich was sage, dann wird das bitte auf der Stelle ausgeführt. Sofort, ohne überlegen oder noch drei Schritte nach vorn.
Sonst sollte der Hund sich auf mich verlassen können, meine Handlungen einschätzen können, ich sollte fair dem Hund gegenüber sein, nichts erwarten, was Hund nicht leisten kann.
Hund soll natürlich auch auf seine Kosten kommen.
Wir machen viel Zeugs, mal dies, mal das, konstant und aktuell: Unterordnung, ein wenig Dummyarbeit, Tricksereien und Zughundesport.
Hier ist mir das wichtigste, dass der Hund Spaß hat und danach einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck macht.