Hallo Björn!
Das Problem sind die Hunde. Mal beglotzen wird zu mal etwas länger beglotzen wird zu fast den ganzen Tag beglotzen. Natürlich nicht in den drei Schritten, sondern ganz langsam. Wird das eine Glotzobjekt entfernt such sich der geschickte Hund direkt schnell das nächste Objekt.
Obendrein ist eben das "Glotzen" (in der "Fachsprache" auch Auge genannt) nur ein super winziger kleiner Teil eines großen vielfältigen Ablaufes namens "Hüten".
Auge zeigen, braucht der Border Collie eigentlich nur (korrigiere mich bitte Kai!) um die Schafe anzuschieben oder sie eben auf der Stelle zu halten und seinem Besitzer entgegenzuhalten. Alles andere, alle anderen Vielfältigkeiten die es sonst noch gibt, machen eben den Rest des Hüteverhaltens aus.
Zunächst der Will-to-Please - der ständig vorhandene Gehorsam auch in Spannungssituationen. An dem muss man eben bei dem einen Hund mehr abreiten (*blickzupebbleswerf*) bei dem anderen Hund weniger.
Dann die ganzen anderen Abläufe, der Drang auf "12-Uhr" zu laufen und dem Besitzer die Schafe entgegenzuhalten, die mehr oder wenige natürliche Flankierbewegung, Keeness sich an die SChafe zu trauen, diesen Stand zu halten, Balance (sich eben immer wieder den möglichst günstigen Punkt gegenüber seines Besitzers zu suchen).
Das alles und noch einiges mehr macht im Zusammenspiel den Border aus.
Ich hatte oben weiter schonmal Face erwähnt. Face - Renner ohne Ende im täglichen Leben - lag die ersten Wochen an den Schafen nur und glotzte und war kaum einen Meter zu bewegen. Was wir alles anstellen mußten um den Hund dazu zu bewegen aufzustehen, war echt irre. Hätte ich ihr das gestattet, hätte ich heute auch einen Glotzer. Wir haben konstant daran gearbeitet, diese Glotzen auf ein nötiges Mindestmaß zu beschränken.
Was noch dazu kommt ist, daß m. M. nach die Hunde durch dieses Glotzen eine irre innere Spannung aufbauen. Merke ich daran, daß Face z. B. nach einer Pause, in der wir weitere Trainingsschritte besprechen und sie eben glotzen konnte, absolut dazu neigt, in die Schafe zu beißen. Übersprungshandlung pur.
Daher auch der Hinweise von Alex, daß hier Fehlverhalten gezielt antrainiert wird. Zwar ist es sicherlich auf den ersten Blick gar nicht so ein Fehlverhalten, wenn der Hund still da liegt und einen Ball anschaut, auf den zweiten Blick aber resultiert so vieles daraus: innere Anspannung, Streß, Übersprungshandlungen, Abschalten des Hirns usw. usw. Und das wird IMMER auf die Dauer einfach schlimmer. Das kann man einfach nicht verhindern, weil dem Border, der seinen Ball glotzen darf, ist dieses Verhalten wichtig. Daß er die Anspannung daraus hinterher nicht abbauen kann, ist eben das Problem mit. Beim Hüten haben wir immer die Möglichkeit, diese Spannung abzubauen (z. B. durch eine gut und ruhig aufgebaute Flankierbewegung) - bei einem Ball ist das nicht möglich!
Sorry, ist mal wieder arg lang geworden....