Beiträge von Rotbuche

    - wie schon geschrieben, nach dem Fressen, Schlafen und Spielen und spätestens alle 2 Stunden sofort raus. Sofort. Nicht erst duschen. Auch keine 30 Sekunden. Sofort raus. Möglichst in irgendwelchen Schlappen, die Du nicht erst lange zubinden musst. Wer braucht schon ne Jacke! Es geht um Sekunden! Sofort raus!
    - Wenn er gerade erst sein Geschäft in der Wohnung erledigt hat, ist es klar, dass er draußen nicht mehr muss (Darm und Blase sind ja eben erst geleert, woher solls kommen). Sondern erst wieder in so zwei Stunden. Als Du wieder reingegangen bist.
    - Sofort nach draußen bringen nutzt nur dann was, wenn Du ihn während des Lösens erwischst und möglichst noch unterbrichst.
    - "Draußen" ist für Welpen superspannend. Da denkt er erstmal an alles andere als ans Lösen, zumal Du ihn draußen auch noch bespielst. Stattdessen gehst Du zu den üblichen Zeiten (s.o.) an eine Stelle, an der er sich lösen soll, und tust nichts.
    - Bleib so lange draußen, bis das Geschäft erledigt ist, sonst bringst Du ihm weiterhin bei, dass er sichs so lange verheben muss, bis er wieder in der Wohnung ist. Egal wie lange das dauert, musst Du einfach mal durch am Anfang.
    - Stell Dir den Wecker nachts alle 2 Stunden, vielleicht geht auch alle 3, länger würde ich es Deiner Beschreibung nach noch nicht eintakten, und bring ihn raus - und auch wenn die Nächte saukalt sind, bleib draußen, bis er sich gelöst hat.
    - Es ist Dein Job, mitzukriegen, wenn der Hund muss bzw. gerade macht. Welpen müssen erst lernen, sich zu melden, es ist völlig normal, dass er lautlos sein Geschäft verrichtet. Ohne dass Du mitbekommst, wann er muss, dauerts mit der Stubenreinheit sehr viel länger. Also würde ich mich im gleichen Raum aufhalten wie der Welpe, dann ist es doch schon viel wahrscheinlicher, dass ich sehe/höre, wenn der Hund sich zum nächsten Pinkelplatz begibt.

    Viel Erfolg und Geduld und warme Nächte!

    Ich war mal auf einem anderen Seminar von Anita, weil ich live erleben wollte, wie sie arbeitet. Meinst Du mit "Rudelpositionen" das, was sie Polizist, Kontrolletti usw. nennt? (Da weiß ich nichts drüber, es war auch nicht Thema meines Seminares.) So wie ich Anita erlebt habe, glaube ich eher an ein Missverständnis, wenn Du davon sprichst, dass Rudelpositionen sich nie verändern - sie gibt, wenn sie mit Hunden arbeitet, vielleicht eine Einschätzung des Hundes zu diesem Zeitpunkt, aber niemals eine Prognose, dass sich das nie ändern wird... zumindest habe ich sie so erlebt.
    Bevor wir hier wild spekulieren über ein Seminar, das weder Du noch ich kennen, frag doch im Zweifelsfall direkt bei Anita nach, kurze E-Mail "Freundin ist begeistert, hat mir was über Rudelpositionen erzählt, sind die tatsächlich ein Leben lang festgelegt?", das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Du keine Antwort bekommst. Falls doch, wärst Du ein ganzes Stück weiter, und hättest die Infos direkt von der Quelle, statt die Flüsterpost zu bemühen. :)

    Edit: auch das

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    Nun frage ich mich, ob man das irgendwo nachlesen kann, ob es sich um fundierte Aussagen oder um eine individuelle Theorie basierend auf eigenen Erfahrungen handelt.

    würde ich im Zweifelsfall Anita direkt fragen.

    Klasse, dass Du Dich um ihn kümmerst!
    Einer meiner Hunde kommt ebenfalls aus dem Tierheim, saß 3 von 4 Lebensjahren dort, und hat mehrere Menschen ernsthaft gebissen, außerdem trainiere ich gerade mit diesen schon auffällig gewordenen Hunden sehr, sehr gerne. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich Dir gerne einiges auf Deinen Weg mitgeben, unabhängig davon, ob Du es vielleicht eh schon tust:
    - lass Dir Zeit, jedes Training, jede Begegnung, jede Arbeit mit dem Hund passiert in Ruhe, mit Geduld, mit innerer, zufriedener Sicherheit. Lieber kein Training als ein gestresstes Training.
    - Du schreibst, "nur prägt er sich wohl immer auf eine Person und die gehört dann sozusagen ihm". Bindung ist toll, aber es sollte nie wieder sein Job sein, "seine" Bezugsperson zu kontrollieren/ verteidigen/ etc. Es ist wichtig, jeden Ansatz in dieser Richtung zu unterbrechen.
    - hab keine Erwartungen, wie gesellschaftsfähig der Hund werden soll, und erst recht keine zeitlichen Hoffnungen diesbezüglich. Was Du von dem Hund erwarten kannst, ist, dass er in Deiner Gegenwart andere Menschen ignoriert. Ob er jemals ein offener Hund wird, der sich womöglich noch über andere Menschen freut, steht in den Sternen.
    - Du willst mantrailen... schau, ob das wirklich das ist, was Deinem Hund liegt. Nasenarbeit ist natürlich super, die Frage ist, was macht er mit dem Opfer? Wie unsicher ist er tatsächlich, käme er damit klar? Wenn Ihr Euch fürs Trailen entscheidet, schau Dich nach einem wirklich guten Trainer in dem Bereich um, das ist oft nicht leicht, einen zu finden.
    - zur Frage der Fremdbetreuung: mach Dir erstmal bewusst, dass jede Fremdbetreuung aus Sicht eines Hundes völlig unnormal ist. Ein Hunderudel in freier Wildbahn trennt sich nicht einfach mal so für einen oder mehrere Tage. Manche/ die meisten Hunde kommen damit zurecht, ob genau Dein Hund damit zurecht kommt, lässt sich aber nicht vorhersagen. Es kommt auf die Sicherheit und Gelassenheit des Hundes an, auf die Betreuung, uvm.
    - unsichere Hunde brauchen Ruhe, Struktur und Sicherheit. Was davon könnte ihm Dein Studentenleben bieten? Wo wohnst Du? (Ich hätte meinen TH-Hund, von dem ich anfangs gesprochen habe, nicht in meine damalige Wohnsituation geholt, obwohl ich recht ruhig am Stadtrand gelebt habe. Selbst das wäre für ihn zuviel gewesen. Erst nach dem Umzug in die Pampas passte auch das, und ich habe mich für ihn entschieden.) Kannst Du ihm lange, tägliche und am besten schon morgendliche Runden bieten, die nicht nur durch Stadtgebiet, Stadtparks o.ä. führen? Welche Regeln vermittelst Du ihm, und ist gewährleistet, dass er bei Betreuungspersonen die gleichen Strukturen erlebt?

    Hast Du die Möglichkeit, jetzt schon vor Ort einen Trainer hinzuzuziehen, der sich Euch beide anschaut, der den Hund live kennenlernt und einschätzen kann, ob die Lebensbedingungen, die bei Dir auf den Hund zukämen, für ihn passt? Das lässt sich halt kaum übers Forum sagen; so genial ich es fände, wenn Du einem Hund mit "Vorgeschichte" ein Zuhause geben könntest, es muss halt auch so gut passen, dass das Risiko, dass der Hund doch nochmal abgegeben werden muss, weil er nicht mit diesen Bedingungen klarkommt, wirklich minimal ist, denn das ist in der Regel für die Hunde noch schlimmer als "nur" weiterhin auf den idealen Platz zu warten.

    Triff dem Hund zuliebe eine Entscheidung in seinem Sinne, ich drück die Daumen, dass diese Entscheidung dann auch ganz in Deinem Sinne ist! ;)

    Ich würde sagen, es kommt darauf an - manchmal hat durchsetzen auch für den Hund seine Vorteile. Wir waren im Sommer in den Alpen unterwegs, u.a. hatten wir eine Tour, die anfangs durch eine Klamm führte. Unter uns ein Wildbach, drüber führten eben diese großlöchrigen Gitter, durch die man durchschauen kann. Für drei Hunde wars kein Problem, der vierte hatte Schiss - ich habe ihn nicht getragen, stattdessen hat er mit Zeit, Hundevorbildern und Sicherheit von mir gelernt, dass man über diese Gitter auch laufen kann, das hat ihm sichtlich gut getan, solche überwundenen Hindernisse machen auch selbstsicher und stolz und einfach freier.

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    @ rotbuche:
    wird die bauchspeicheldrüse durch eine blutuntersuchung am besten abgeklärt?


    Meines Wissens gilt die Konzentration der pankreasspezifischen Lipase im Blut derzeit als relativ sicherer Anhaltspunkt, ob die Bauchspeicheldrüse entzündet ist - also ja, dieser Wert wird über eine Blutuntersuchung gewonnen. Ansonsten scheint die Diagnose einer Pankreatitis nicht ganz ohne zu sein (verschiedene Blutwerte, die aber nicht besonders spezifisch sein müssen, Ultraschall, usw) Genaueres weiß aber der TA, mit dem ich besprechen würde, ob die Bestimmung dieser Lipase zum jetzigen Zeitpunkt schon angezeigt ist, zumal Kotfressen nicht unbedingt eines der ersten Anzeichen einer Pankreatitis ist, aber es ist halt eine mögliche Ursache, weil der Hund in dem Fall versucht, fehlende Enzyme über die Kotaufnahme zu ersetzen.

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    Ich würde mir von der Zeitung als Mitglied allerdings mehr Informationen für den "Normalhundehalter" (Sprich weniger Züchter oder Aussteller, sondern Familien/ Begleithund) wünschen


    In "meinem" Rassehundeverein würde ich genau da die Ursache sehen: wie auch immer wieder auf den Mitglieder-/ Delegiertenversammlungen zu erleben ist, sind mindestens 90% der Anwesenden Züchter und Aussteller, dementsprechend liegt der Fokus bei unseren Medien eben auch auf genau diesem Geschehen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot...

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    Der Unterschied zwischen einem Auslandshund, der "nur" die hiesigen Reize nicht kennt und einem Hund, der nichts kennenlernen durfte ist aber doch der, dass im Hirn zu wenig Verknüpfungen angelegt wurden, wie mit neuem umgegangen werden kann.


    Jein, das ist weniger der Unterschied, eher die Gemeinsamkeit. Hunde lernen sehr situationsbezogen (z.B. müssen Hunde, die zuhause perfekt allein bleiben können, das in fremder Umgebung gerne mal neu lernen) - manche Hunde generalisieren besser und lernen, den Umgang mit neue Reizen auch auf Situationen zu übertragen, die sie bisher nicht erlebt haben, anderen fällt das schwerer. Eben darum gibt es ja viele Auslandshunde, die zwar in ihrer Heimat eine Menge gelernt haben, die dort wunderbare Verknüpfungen im Hirn angelegt haben, wie mit Neuem umgegangen wird, die aber dennoch hier in der reizfremden Umgebung lebenslang mit Ängsten zu kämpfen haben, die sie in ihrem Ursprungsland nicht gezeigt haben.

    Nun sind ja auch wie schon geschrieben nicht alle Auslandshunde "betroffen", und die Symptome sind unterschiedlich stark ausgeprägt, darum sollten auch wir nicht verallgemeinern. Die Ursache scheint mir dennoch die gleiche zu sein, zumal es kaum möglich ist, komplett reizfrei aufzuwachsen - selbst im Vermehrer-Beton-Verschlag gibt es Dinge zu riechen, zu sehen, zu hören, die Hunde lernen in ihrem Rahmen, mit Reizen umzugehen. Ich kenne entspannte, offene ehemalige Zuchthunde, die tatsächlich nicht mehr als ihren Verschlag kennengelernt haben, ebenso wie entpannte, offene Ausländer, und ich kenne auch Hunde dieser jeweiligen Herkunft mit unterschiedlich stark ausgeprägtem Deprivationssyndrom.

    Starke Ängste, die das eigene Leben beeinträchtigen, gehören in medizinische und/oder therapeutische Behandlung, Tips per Internet sind da in meinen Augen mindestens fahrlässig, wenn nicht gefährlich. Dass Du bereits einen Therapeuten konsultierst, finde ich klasse, evtl. kann Dich auch ein Psychiater noch weiter auf Deinem Weg unterstützen.

    Ja, das dauert seine Zeit, dafür führt Dich jeder Schritt, den Du auf diesem Weg weitergehst, ein Stückchen mehr in die Richtung eines selbstverantwortlichen, selbstvertrauenden Daseins, und das tut wiederum Deinen Kindern, Deinem Hund, Deinem Umfeld gut. Nur Mut und Geduld, Du bist schon auf dem richtigen Weg, weiter so! ;)

    Oft zeigen Auslandshunde nach ihrer Vermittlung in Deutschland Symptome eines Deprivationssyndroms - nicht, weil sie besonders schlecht aufgewachsen sind, sondern weil die Reize ihrer Heimat mit denen hier vor Ort nicht übereinstimmen. Deprivare = berauben, wir reden davon, dass Hunde über lange Zeit nicht den Reizen ihrer Umwelt ausgesetzt sind. Das ist eben bei Auslandshunden gerne mal der Fall, sie kommen hierher in eine komplett andere Umgebung, deren Reize sie bislang nie erfahren haben, deren Reize sie also beraubt waren. Am häufigsten reagieren Hunde mit Angst, ich kenne auch einige, die starke Anzeichen einer Depression zeigen. Du kannst also auf der Suche nach Antworten zu Deinen Fragen auch alle threads im Forum lesen, die ängstliche Hunde aus dem Ausland behandeln. Auch andere Angsthundthreads bringen Dich wahrscheinlich weiter - vielleicht formulierst Du Deine Frage auch um, denn die wenigsten Angsthundbesitzer werden ihre Hunde direkt mit einem Deprivationssyndrom in Zusammenhang bringen, obwohl die Parallelen gegeben sind.

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    wie stehen die chancen, trotz aller widrigkeiten einen alltagskompatiblen hund zu bekommen, zeit und training vorausgesetzt?


    Das lässt sich leider nicht vorhersagen, manche Hunde kriegen die Kurve (mehr oder weniger), andere legen ihre Ängstlichkeit Zeit ihres Lebens nicht ab.