Klasse, dass Du Dich um ihn kümmerst!
Einer meiner Hunde kommt ebenfalls aus dem Tierheim, saß 3 von 4 Lebensjahren dort, und hat mehrere Menschen ernsthaft gebissen, außerdem trainiere ich gerade mit diesen schon auffällig gewordenen Hunden sehr, sehr gerne. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich Dir gerne einiges auf Deinen Weg mitgeben, unabhängig davon, ob Du es vielleicht eh schon tust:
- lass Dir Zeit, jedes Training, jede Begegnung, jede Arbeit mit dem Hund passiert in Ruhe, mit Geduld, mit innerer, zufriedener Sicherheit. Lieber kein Training als ein gestresstes Training.
- Du schreibst, "nur prägt er sich wohl immer auf eine Person und die gehört dann sozusagen ihm". Bindung ist toll, aber es sollte nie wieder sein Job sein, "seine" Bezugsperson zu kontrollieren/ verteidigen/ etc. Es ist wichtig, jeden Ansatz in dieser Richtung zu unterbrechen.
- hab keine Erwartungen, wie gesellschaftsfähig der Hund werden soll, und erst recht keine zeitlichen Hoffnungen diesbezüglich. Was Du von dem Hund erwarten kannst, ist, dass er in Deiner Gegenwart andere Menschen ignoriert. Ob er jemals ein offener Hund wird, der sich womöglich noch über andere Menschen freut, steht in den Sternen.
- Du willst mantrailen... schau, ob das wirklich das ist, was Deinem Hund liegt. Nasenarbeit ist natürlich super, die Frage ist, was macht er mit dem Opfer? Wie unsicher ist er tatsächlich, käme er damit klar? Wenn Ihr Euch fürs Trailen entscheidet, schau Dich nach einem wirklich guten Trainer in dem Bereich um, das ist oft nicht leicht, einen zu finden.
- zur Frage der Fremdbetreuung: mach Dir erstmal bewusst, dass jede Fremdbetreuung aus Sicht eines Hundes völlig unnormal ist. Ein Hunderudel in freier Wildbahn trennt sich nicht einfach mal so für einen oder mehrere Tage. Manche/ die meisten Hunde kommen damit zurecht, ob genau Dein Hund damit zurecht kommt, lässt sich aber nicht vorhersagen. Es kommt auf die Sicherheit und Gelassenheit des Hundes an, auf die Betreuung, uvm.
- unsichere Hunde brauchen Ruhe, Struktur und Sicherheit. Was davon könnte ihm Dein Studentenleben bieten? Wo wohnst Du? (Ich hätte meinen TH-Hund, von dem ich anfangs gesprochen habe, nicht in meine damalige Wohnsituation geholt, obwohl ich recht ruhig am Stadtrand gelebt habe. Selbst das wäre für ihn zuviel gewesen. Erst nach dem Umzug in die Pampas passte auch das, und ich habe mich für ihn entschieden.) Kannst Du ihm lange, tägliche und am besten schon morgendliche Runden bieten, die nicht nur durch Stadtgebiet, Stadtparks o.ä. führen? Welche Regeln vermittelst Du ihm, und ist gewährleistet, dass er bei Betreuungspersonen die gleichen Strukturen erlebt?
Hast Du die Möglichkeit, jetzt schon vor Ort einen Trainer hinzuzuziehen, der sich Euch beide anschaut, der den Hund live kennenlernt und einschätzen kann, ob die Lebensbedingungen, die bei Dir auf den Hund zukämen, für ihn passt? Das lässt sich halt kaum übers Forum sagen; so genial ich es fände, wenn Du einem Hund mit "Vorgeschichte" ein Zuhause geben könntest, es muss halt auch so gut passen, dass das Risiko, dass der Hund doch nochmal abgegeben werden muss, weil er nicht mit diesen Bedingungen klarkommt, wirklich minimal ist, denn das ist in der Regel für die Hunde noch schlimmer als "nur" weiterhin auf den idealen Platz zu warten.
Triff dem Hund zuliebe eine Entscheidung in seinem Sinne, ich drück die Daumen, dass diese Entscheidung dann auch ganz in Deinem Sinne ist! 